Für Valtteri Bottas begann der Sonntag in Monza blendend. Williams verkündete offiziell, dass der Finne auch im nächsten Jahr für das Traditionsteam an den Start gehen wird. "Ich bezweifle, dass es viele andere Optionen gab", verriet Bottas, auch gar nie wirklich einen Wechsel in Betracht gezogen zu haben. "Williams hatte Priorität, vor allem, wenn man sieht, wie sehr wir uns sowohl in der Fabrik als auch auf der Strecke verbessert haben."

Bottas und Massa fahren auch 2015 für Williams, Foto: Williams Martini
Bottas und Massa fahren auch 2015 für Williams, Foto: Williams Martini

Alles, was nach den Vertragsneuigkeiten kommen sollte, war für den 25-Jährigen allerdings weit weniger positiv. Bottas ging vom dritten Startplatz ins Rennen, aufgrund von Problemen mit der Kupplung und zu kühlen Reifen fiel er auf den ersten Metern jedoch weit zurück und rutsche bis auf die elfte Position ab.

Probleme mit den Reifen

"Die Reifen waren nicht im optimalen Fenster und vielleicht waren wir für diese Bedingungen ein bisschen zu aggressiv", schilderte der Finne, der zu Beginn des Grand Prix' bis in den fünften Gang über durchdrehende Räder klagte. "Dabei habe ich auf der Aufwärmrunde alles getan, was ich konnte, aber die anderen Autos hatten dieses Problem nicht", zeigte er sich ratlos.

Ein Grund für die Schwierigkeiten mit dem schwarzen Gold könnte der Umstand gewesen sein, dass sich Williams bei der Abstimmung voll und ganz auf die Longruns konzentrierte. "Mit den harten Reifen war es dann dasselbe", meinte Bottas. "Wir haben einige Runden gebraucht, um sie zum Arbeiten zu bringen."

Sobald die Reifen aber einmal funktionierten, gelang es ihm Gegner um Gegner zu überholen, wobei vor allem das Duell mit Kevin Magnussen in der ersten Schikane hart geführt wurde. "Es war am Limit", gab der Finne zu. Bottas musste nach einem missglückten Überholversuch über die Kerbs ausweichen, wofür Magnussen von den Stewards mit einer Stop-and-Go-Strafe belegt wurde.

Eine Rolle spielte das für Bottas allerdings nicht, denn die fünf Sekunden wurden erst nach dem Rennen zu Magnussens Zeit hinzuaddiert. "Obwohl er eine Strafe bekam, musste ich ihn trotzdem noch überholen", so der Williams-Pilot, der auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com hinsichtlich seiner zahlreichen Zweikämpfe meinte: "Es hat Spaß gemacht, aber lieber hätte ich ein sauberes Rennen gehabt. Aber es gab gutes Racing, das war cool."

Magnussen zwang Bottas in den Notausgang, Foto: Sutton
Magnussen zwang Bottas in den Notausgang, Foto: Sutton

Bottas lief die Boxen zum einzigen Mal an diesem Nachmittag in der 24. Runde an - einen Umlauf zu spät für seine Begriffe. "Aber Felipe hatte Vorrang, weil er vorne war, deshalb musste ich warten, bis er gestoppt hatte", zeigte er Verständnis für die Entscheidung des Kommandostands. Letztlich kam Bottas mit seinen kalten Reifen in einem Pulk mehrerer Fahrzeuge zurück auf die Strecke, zu denen auch Sebastian Vettel zählte.

"Ich war am Limit und wir haben dabei etwas Zeit verloren", erklärte er. Allerdings habe dies auf das Rennergebnis keinen Einfluss gehabt, es sich jedoch einmal mehr gezeigt, dass Williams mit Pirellis weicheren Reifen besser zurechtkommt, als mit den härteren Mischungen aus dem Sortiment der Italiener.

Mercedes und das ewige Fragezeichen

Schlussendlich gelang es Bottas, sich bis auf den vierten Platz nach vorne zu arbeiten, auf dem er auch die Zielflagge sah. Damit musste er sich nicht nur seinem Teamkollegen Massa geschlagen geben, sondern auch beiden Mercedes-Piloten, die er angesichts der guten Longruns am Freitag insgeheim gehofft hatte, schlagen zu können.

"Sie sahen schon sehr stark aus. Aber ich weiß nicht, ob sie am Limit waren. Nach etwa 20 Runden, als ich freie Fahrt hatte, konnte ich mehr oder weniger ihre Pace mitgehen. Das wird wohl für immer ein Fragezeichen bleiben", meinte der Finne mit Blick auf die Silberpfeile. Der Italien GP, so Bottas' feste Überzeugung, sei jedenfalls die beste Chance auf einen Sieg in dieser Saison gewesen. "Platz vier ist nicht so befriedigend, aber wir müssen das Positive sehen", versuchte er sich zu trösten.

Zu diesen angesprochenen positiven Dingen zählt, dass es Williams glückte, Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung zu überholen. "Das ist, gerade wenn man es mit dem letzten Jahr vergleicht, eine tolle Leistung", strich Bottas hervor. Möchte Williams auch noch Red Bull abfangen, so müssen auf das Weltmeisterteam in den ausstehenden sechs Saisonrennen 95 Zähler wettgemacht werden, was Bottas allerdings bezweifelt.

Williams überholte Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung, Foto: Sutton
Williams überholte Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung, Foto: Sutton

"Es kommen noch ein paar Strecken, auf denen sie sehr stark sein werden", spielte er unter anderem auf Singapur an, wo die Aerodynamik eine entscheidende Rolle spielt, was dem RB10 trotz des schwachen Renault-Motors entgegenkommen sollte. "Unsere Priorität ist Ferrari", hielt Bottas fest, fügte jedoch an: "Aber man weiß ja nie, es kann alles passieren. Ziel ist es, die maximalen Punkte für das Team zu holen und wenn das genug ist, um Red Bull abzufangen, ist es großartig."

Damit Williams für den Herbst der Saison gut gerüstet ist, wird in der Fabrik zu Grove noch eifrig an allerhand neuen Teilen für den FW36 gearbeitet. "Wir wollen noch ein paar Updates bringen", verriet Bottas. "In Suzuka, Austin und Abu Dhabi können wir definitiv ums Podium kämpfen."