Mit Max Verstappen klappte es nicht, doch künftig könnte Mercedes auf Red Bulls Spuren wandeln und ein eigenes Juniorenprogramm etablieren. Zwar engagieren sich die Stuttgarter vor allem in der Formel 3 im Nachwuchssport, doch ein wirkliches Talentprogramm gibt es derzeit nicht. Das könnte sich im kommenden Wintern ändern, wie Toto Wolff nun verriet. "Die Idee war, dieses Programm weiter auszubauen, ähnlich zu dem von vor 25 Jahren", so der Mercedes-Motorsportchef am Rande des Italien Grand Prix in Monza.

Damals standen Namen wie Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger für die Mercedes-Schule. Keine schlechte Idee, an diese ehrwürdigen Namen anknüpfen zu wollen. Mega-Talent Verstappen entschied sich für Toro Rosso, da ihm der Red-Bull-Konzern einen sicheren Platz in der Formel 1 bieten konnte - bei Mercedes wäre das auf Anhieb nicht möglich gewesen.

Die Jungen Wilden von 1990: Schumacher, Frentzen, Wendlinger, Foto: Mercedes-Benz
Die Jungen Wilden von 1990: Schumacher, Frentzen, Wendlinger, Foto: Mercedes-Benz

Bisher noch nicht bereit

"Wir haben begonnen, darüber nachzudenken. Wir haben uns einige der sehr guten Jungs angeschaut, aber wir waren noch nicht bereit", so Wolff, der sich vom Aufbau eines echten Förderprogrammes sehr angetan zeigte. Der Fokus liege laut dem Österreicher allerdings erst einmal auf der laufenden Weltmeisterschaft in der Formel 1, wo die Silberpfeile weiter dominieren und die Frage nur lautet, ob Nico Rosberg oder Teamrivale Lewis Hamilton am Ende oben steht.

Wolff: "In den kommenden zweieinhalb Monaten sollten wir uns darauf konzentrieren, das zu erledigen. Über den Winter werden wir wahrscheinlich ein Juniorprogramm aufbauen. Ich bin sehr dafür, das zu tun. Wenn man es aber macht, muss man es auch richtig machen."

Mercedes will Talente an die F1 heranführen, Foto: Mercedes AMG
Mercedes will Talente an die F1 heranführen, Foto: Mercedes AMG

Top-Kontakte in die Szene

Mercedes verfügt als Motorenpartner über sehr gute Kontakte in die Formel-3-Szene, aus der immer mehr großartige Talente hervorgehen. Einige junge Piloten versuchen sich schon in jungen Jahren darauf zu konzentrieren, bei einem Mercedes-befeuerten Team in den Nachwuchsserien zu fahren um dadurch auf sich aufmerksam zu machen. Neben einer finanziellen Unterstützung wäre ein echtes F1-Nachwuchsprogramm ein gutes Argument, die größten Talente ins Silberpfeil-Lager zu lotsen.

Als Kandidat käme sicherlich Pascal Wehrlein in Betracht. Der 19-Jährige zählt schon seit einigen Jahren als Mercedes-Junior und startet dieses Jahr zu seiner zweiten Saison in der DTM. Wolff gilt als großer Befürworter des Talents. Wehrlein testet bereits seit Anfang des Jahres für das Werksteam im Simulator von Brackley. An diesem Wochenende ist der Youngster in Monza, um einen realen Einblick in die F1-Welt zu bekommen.

"Ich teste so oft sie mich brauchen und war schon sehr oft dort. Deswegen war ich seit Januar immer gut beschäftigt mit der Formel 1 und der DTM", erklärte Wehrlein gegenüber Motorsport-Magazin.com beim DTM-Auftakt in Hockenheim vor einigen Monaten. "Die ganze Sache in Brackley ist schon etwas Anderes, etwas Neues. Bisher kannte ich die Formel 1 nur von der PlayStation. Der Simulator ist sehr professionell. Es ist stark, wie viele Leute da für einen Fahrer arbeiten."

Pascal Wehrlein könnte ein Kandidat für die F1 sein, Foto: DTM
Pascal Wehrlein könnte ein Kandidat für die F1 sein, Foto: DTM

Ferrari und Co. machen es vor

Zahlreiche Formel-1-Teams unterhalten seit einigen Jahren Nachwuchsprogramme, um Talente langsam an die Königsklasse heranzuführen. Aufgrund der arg beschränkten Testmöglichkeiten sehen die jungen Fahrer ihre besten Chancen, wenn sie von einem Team unterstützt werden, um irgendwann einmal den Aufstieg zu schaffen.

Neben Red Bull leistet sich auch McLaren ein umfassendes Förderprogramm, aus dem unter anderem der jetzige Stammfahrer Kevin Magnussen hervorging. Mit Stoffel Vandoorne steht der nächste talentierte Youngster schon in den Startlöchern. Ferrari besitzt ebenfalls eine eigene Drivers Academy, in der sich unter anderem der amtierende Formel 3 EM-Champion Raffaele Marciello mit Einsätzen in der GP2 vorbereitet.