Auf der 'Motorenstrecke' Spa sicherte sich Red Bull im Qualifying zum Belgien GP ein starkes Team-Resultat. Mit den Rängen drei und fünf für Sebastian Vettel (+2,126) und Daniel Ricciardo (+2,320) gelang den in dieser Saison etwas 'lahmenden Bullen' dabei das Kunststück, sechs der acht Mercedes-befeuerten Autos im Feld hinter sich zu lassen. Vor allem der deutliche Erfolg gegen die beiden Williams - zuletzt des Öfteren als Nummer zwei im Ranking gehandelt - dürfte den vierfachen Konstrukteurs-Weltmeister dabei besonders glücklich stimmen.

Um die deutlichen Nachteile auf den Vollgaspassagen und der langen Bergauf-Geraden im ersten Sektor maximal zu kaschieren, setzte Red Bull auf ein Setup mit extrem wenig Heckflügel. Dies kostete zwar einiges der überlegenen Downforce des RB10, brachte durch den geringeren Luftwiderstand jedoch einen deutlich besseren Vortrieb. Auch der strategische Schachzug des Teams, vor dem Belgien-Wochenende den Getriebe-Joker zu ziehen, hat sich nun scheinbar ausgezahlt. Red Bull war so in der Lage, die Getriebeübersetzung für die Highspeed-Strecken in Spa und Monza anzupassen, was per neuem Reglement bis auf die eine Ausnahme im Vergleich zu den Vorjahren grundsätzlich untersagt ist.

Red Bull siegt im 'Risiko Deluxe'

Da Downforce bei nassen Bedingungen noch unentbehrlicher ist, ging Red Bull mit dem Setup mit kleinem Heckflügel bei beiden Autos ein hohes Risiko - dieses machte sich jedoch bezahlt. "Nachdem ich gestern durch einen Defekt kaum fahren konnte, war mach mich dieser dritte Startplatz heute natürlich sehr glücklich", verriet Vettel. "Wir sind heute komplett auf Risiko gegangen und alles hat entsprechend funktioniert, auch wenn der Rückstand auf die Spitze natürlich gigantisch ist. Ich hoffe, dass wir morgen im Trockenen näher an Mercedes dran sind - die Ausgangsposition für ein gutes Rennen ist auf alle Fälle einmal geschaffen."

Sebastian Vettel wurde als Dritter des Qualifyings abgewunken, Foto: Sutton
Sebastian Vettel wurde als Dritter des Qualifyings abgewunken, Foto: Sutton

Nach einem gelungenen Reifenpoker in Q2 rutschte Vettel erst nach Ablauf der Zeit noch unter die besten Zehn, jedoch brachte ihm der zusätzliche Satz frischer Pneus am Ende von Q3 die Chance auf die entscheidende schnelle Runde: "Die Strecke wurde am Ende noch einmal deutlich besser, da sie immer mehr abtrocknete. Auf dem frischen Satz Reifen habe ich dann noch eine gute Zeit hingebracht, auch wenn ich aufgrund der geringen Downforce einige Rutscher drin hatte."

Ricciardo: Ohne Fehler auf Vettel-Niveau?

Auch Daniel Ricciardo klagte aufgrund des mangelnden Anpressdrucks über viele Rutscher - auf seiner letzten schnellen Runde kostete ihn dann auch ein Ausritt in der berühmten Blanchimont-Kurve einen noch besseren Startplatz. "Ich bin leicht von der Strecke abgekommen, denn im Nassen ist diese Passage einfach sehr schwierig zu fahren. Du fährst diese Kurve nie voll, aber je nach Situation reicht ein Lupfen oder aber ein leichtes Betätigen der Bremse. Da ich wusste, dass es um alles oder nichts geht, bin ich zu viel Risiko gegangen, was mich letztlich gekostet hat. Platz fünf ist daher ziemlich gut, denn in Spa bekommt man bei diesen Bedingungen sowieso höchst selten eine perfekte Runde hin."

Daniel Ricciardo zeigt in den Wäldern von Spa bisher eine ausgezeichnete Vorstellung, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo zeigt in den Wäldern von Spa bisher eine ausgezeichnete Vorstellung, Foto: Sutton

Für das Rennen sieht sich Ricciardo nun jedoch in einer starken Position. Auch der Fahrspaß bei den schwierigen Bedingungen macht ihm sichtlich Freude: "Spa ist einfach einzigartig. Dadurch, dass der Kurs so lang ist, sind viele Stellen bei diesen Witterungsverhältnissen unterschiedlich nass, und das kann sich auch noch jede Runde verändern. Du fährst also quasi Umlauf für Umlauf blind, und musst stets das Risiko perfekt abwägen. Es ist einfach sensationell, hier zu fahren."

Dass sich Red Bull trotz eines 'Trockensetups' mit wenig Downforce so stark zeigte, stimmt Ricciardo positiv: "Wir sind im Regen immer gut wegen der starken Downforce, aber heute haben wir viel davon geopfert und waren immer noch gut. Sollte es im Rennen trocken bleiben, hätten wir somit sicher ein noch besseres Paket als heute."

Um bei den langen Vollgaspassagen im Rennen kein leichtes Opfer zu werden, sei das Team zu den riskanten Schritten der Setup-Änderungen gezwungen gewesen. Dass der Rückstand auf Mercedes dennoch so groß ist, frustriert den Australier dann doch ein wenig: "Wir dachten ehrlich gesagt, wir wäre näher dran. Sie haben aber einfach so einen starken Motor, dass sie ohne große Einbußen mit High-Downforce fahren können und so im Regen und in den Kurven natürlich auch stärker sind. Wir glauben aber dennoch daran, morgen etwas Positives erreichen zu können."