Es war ein kurioses Bild, das sich während des ersten Freien Trainings in Spa bot. Max Chilton saß missmutig am Marussia-Kommandostand, während Testfahrer Alexander Rossi seine Runden drehte, um sich auf seinen ersten Grand-Prix-Einsatz vorzubereiten. Doch dann plötzlich die Kehrtwende: Marussia teilte noch während der Session mit, dass der Amerikaner doch nicht zu seinem GP-Debüt kommen würde, sodass bereits im zweiten Training wieder Chilton im Cockpit saß, während nun Rossi das Treiben missmutig verfolgte.

Hier wusste Chilton noch nicht..., Foto: Sutton
Hier wusste Chilton noch nicht..., Foto: Sutton

Chilton gibt sich kryptisch

Wie konnte es zu dieser eigentümlich Personalrochade kommen? Marussia hatte Chilton und seinen Sponsoren offenbar eine Deadline bis Donnerstagnachmittag gesetzt, um die ausstehenden Gelder, die dem Briten das Cockpit sichern, zu überweisen. Weil kein Geld floss, entschied man sich dazu, Rossi anstelle von Chilton den Grand Prix bestreiten zu lassen, wozu es nun aber eben doch nicht kommen wird.

"Es waren geschäftige 24 Stunden und viele Sachen haben sich geändert", meinte Chilton etwas kryptisch, der den Gerüchten widersprach, wonach er sein Cockpit ausschließlich aufgrund fehlender Sponsorengelder vorrübergehend verloren hatte. "Das ist das erste, woran die Leute denken, aber hinter den Kulissen tut sich deutlich mehr", so der Brite. "Deshalb ist es zu dem, was gestern passiert ist, gekommen, aber das hat sich wieder geändert, weshalb ich zurück ins Auto gesetzt wurde."

Mehr wollte Chilton zu dieser Causa auch gar nicht mehr sagen. "Ich werde gar nichts kommentieren, denn sobald ich es kommentiere, werden die Leute darüber schreiben", hielt er fest. "Aber ich bleibe bei meiner Aussage, dass das, was offenbar jeder dachte, nicht das Problem ist." Obwohl sich Marussia nicht näher zum Hin und Her im Cockpit äußerte, dürfte die Entscheidung, Chilton doch einzusetzen, von Andrey Cheglakov, dem Mehrheitseigner des Teams, ausgegangen sein. Wie Chilton bestätigte, stand sein Management mit dem Russen in Kontakt.

...dass er bald im Auto sitzen würde, Foto: Sutton
...dass er bald im Auto sitzen würde, Foto: Sutton

Rossi dankbar und enttäuscht

Rossi wurde von den Entwicklungen seinerseits völlig überrascht und erfuhr erst unmittelbar nach dem Ende des ersten Trainings, dass sein Rennwochenende bereits wieder vorrüber war. "Natürlich war es eine Überraschung, aber am Ende des Tages kann man nichts machen, weshalb man sich nicht beschweren kann", sagte der US-Amerikaner. "So läuft es eben, aber ich werde sehr bald zurück sein."

Zwar zeigte sich Rossi enttäuscht, doch sein Schmerz hielt sich in Grenzen. "Es war nicht so hart, wie man vielleicht erwarten würde, weil es so schnell kam und auch so schnell wieder weg war", sagte er. "Aber ich war enttäuscht, ich wollte an diesem Wochenende fahren, aber so läuft es halt manchmal. Das ist der Sport, in dem wir engagiert sind."

Trotz allem nahm Rossi von seinem Kurzzeitengagement als Grand-Prix-Pilot viel Positives mit. "Es gab nicht nur Amerika und den Fans ein wenig Zuversicht, dass ich es schaffen kann - es gab auch mir Zuversicht", betonte der 22-Jährige. "Obwohl ich erst so kurz bei diesem Team bin, haben sie an mich geglaubt", zeigte er sich dankbar. "Die größte Emotion, die ich habe, ist die Dankbarkeit, hier zu sein und mit diesen Leuten zu arbeiten."

Rossi in seiner gewohnten Rolle als Zuschauer, Foto: Sutton
Rossi in seiner gewohnten Rolle als Zuschauer, Foto: Sutton