Der Fluch der zehn lastet auf Fernando Alonso. Seit Jahren kämpft er darum, der zehnte Formel-1-Weltmeister der Scuderia Ferrari zu werden. Bislang vergeblich. Dabei gilt der Doppelweltmeister nicht umsonst als einer der besten seiner Zunft. "Für mich ist er immer noch der kompletteste Fahrer", sagte Sir Jackie Stewart vor einiger Zeit im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Auch jetzt hält der Schotte den Spanier noch immer für den mental stärksten Piloten. "Der Schnellste ist wahrscheinlich Lewis Hamilton", so Stewart in der spanischen Marca. Auch Nico Rosberg zählt er zu den Besten. "Er ist konstanter, auf dem gleichen Level wie Vettel."

Insgesamt sieht Stewart vielleicht sechs wirklich gute Piloten im Feld. "Drei davon sind außergewöhnlich, aber nur einer ist ein Genie." Nämlich Alonso. Gegenüber Motorsport-Magazin.com begründete er seine Alonso-Begeisterung so: "Er ist die beste Kombination aus Verstand und Talent. Alle Fahrer in der F1 sind sehr gut, aber es geht darum, wie man seine Fähigkeiten am besten einsetzt. Alonso ist das beste Beispiel eines Fahrers, dem das regelmäßig gelingt."

Geringe Fehlerquote

Alonso scheidet selten bis nie wegen eines Fahrfehlers oder Unfalls aus. "Das große Plus von Alonso ist, dass er im Rennen keine Fehler macht und konstant punktet", sagte Marc Surer gegenüber Motorsport-Magazin.com. Mercedes-Teamchef Ross Brawn lobte Alonso sogar einmal als einen "der Besten aller Zeiten": "Er gewinnt Rennen, die er nicht gewinnen sollte, Rennen, bei denen er kein Recht hat, zu gewinnen. Das ist das Kennzeichen eines großartigen Fahrers."

Natürlich ist auch Alonso nicht perfekt, das betont selbst sein Renningenieur Andrea Stella, der in der Vergangenheit schon mit Michael Schumacher und Kimi Räikkönen gearbeitet hat. Dennoch kommt der Spanier in Stellas Augen nahe an die Perfektion heran: "Fernandos Stärke ist, dass er keine Schwächen hat. Er ist unter allen Bedingungen stark, von trocken bis extrem nass."

Abgebrühter Stratege

Fernando Alonso kämpft sich mit stumpfen Waffen aufs Podium, Foto: Sutton
Fernando Alonso kämpft sich mit stumpfen Waffen aufs Podium, Foto: Sutton

Einem Doppelweltmeister wie Alonso lässt sich der Speed nur schwer absprechen. Doch selbst Alexander Wurz kommt beim Spanier ins Schwärmen: "Selbst an einem schlechten Tag kann man ihm nicht mehr so leicht Punkte wegnehmen." Auch Niki Lauda hält Alonso für einen der besten Piloten, die es gibt. Alonso holt stets das Maximum aus dem Auto heraus.

Ein schwerer Gasfuß und ein gut eingestelltes Popometer reichen in der modernen Formel 1 allerdings nicht aus. Auch ein kluger Kopf ist für Siege unumgänglich. Für Lauda ist Alonso der abgebrühteste Pilot von allen. "Er verfügt über Verstand und weiß genau, was er zu tun hat."

Dazu gehört auch strategisches Denken während des Rennens. Alonso riskiert keine unnötigen Ausfälle, Kollisionen oder Strafen. Der Spanier gibt sich auch mal mit einer Punkteplatzierung zufrieden, wenn das Auto nicht mehr hergibt. Er agiert überlegt und geduldig, nicht unkontrolliert und aggressiv.