Der entscheidende Faktor beim Großen Preis von Belgien ist die Motorpower. Die Strecke von Spa-Francorchamps wird zu 70 Prozent mit Vollgas befahren, alleine zwischen La Source und dem Bremspunkt vor Les Combes stehen die Piloten knapp 24 Sekunden ununterbrochen auf dem Gaspedal - sofern die Annahmen, dass man Eau Rouge weiterhin mit vollem Tempo durchfahren, eintreffen.

In Belgien drohen Motorschäden, Foto: Sutton
In Belgien drohen Motorschäden, Foto: Sutton

Da jeder Pilot im gesamten Saisonverlauf lediglich fünf Motoren verwenden darf, ohne bestraft zu werden, und einige Fahrer bereits Probleme mit der Zuverlässigkeit hatten, könnte dies zu weniger Fahrbetrieb als üblich im Freien Training führen. Auch Motorschäden sind nicht ausgeschlossen, wenn die Power Units das Ende ihrer Lebenszeit erreichen.

Aufgrund der großen Leistungsunterschiede zwischen den Motoren von Mercedes, Ferrari und Renault wird es aus strategischer Sicht entscheidend sein, welchen Downforce-Level die Teams wählen. Weniger Flügel führt zu mehr Speed auf den langen Geraden, während höherer Anpressdruck bessere Zeiten in den kurvigen Abschnitten ermöglicht. Da nur eine Getriebeübersetzung für die gesamte Saison erlaubt ist, gilt es besonders vorsichtig vorzugehen, um auf der Kemmel-Geraden nicht an den Drehzahlbegrenzer zu kommen.

Das Qualifying hat in Spa verhältnismäßig geringe Bedeutung. In den letzten 13 Jahren gewann der Pole-Sitter nur vier Mal das Rennen. Überholen war auf der Ardennenachterbahn noch nie ein Problem und wird durch den Einsatz von DRS weiter erleichtert.

Mehr Stopps als in der Vergangenheit erwartet

Zwei Stopps sind wahrscheinlich, Foto: Red Bull
Zwei Stopps sind wahrscheinlich, Foto: Red Bull

Pirelli bringt zum fünften Mal in dieser Saison die weichen und mittleren Reifen an die Strecke. Im Vorjahr waren die Italiener in Folge der vielen Reifenplatzer noch vorsichtiger und griffen zur mittleren und harten Mischung.

Wie der Große Preis von Ungarn gezeigt hat, ermöglicht der Performanceunterschied zwischen den beiden Reifenmischungen eine Vielzahl von Strategien. Im Rennen wird die Haltbarkeit des schwarzen Goldes der Schlüsselfaktor sein. Eine Runde in Spa dauert knapp zwei Minuten, sodass der Zeitverlust größer als auf anderen Kursen ist, wenn man im falschen Moment auf den falschen Reifen unterwegs ist.

Spa verlangt den Reifen alles ab. Der mittlere Reifen hielt im Vorjahr 20 Runden, aber viele Fahrer setzten ihn lediglich für 15 Umläufe ein. In den letzten Jahren dominierten in Spa Ein-Stopp-Strategien, was Pirelli diesmal verhindern möchte. 2012 starteten die meisten Piloten auf den Medium-Reifen, um den Grand Prix mit einem längeren Stint auf den harten Pneus zu beenden. Wegen der angespannten Motorenlage und der unsicheren Wetterprognose wird es besonders knifflig, im Freien Training genügend Erkenntnisse für das Rennen zu sammeln.

Kommt das Safety Car?

Der Einsatz des Safety Cars ist nicht unwahrscheinlich, Foto: Sutton
Der Einsatz des Safety Cars ist nicht unwahrscheinlich, Foto: Sutton

Für einen Boxenstopp müssen in Spa etwa 21 Sekunden veranschlagt werden. Obwohl die Boxengasse lange und die Ausfahrt langsam ist, verlieren die Autos auf der Strecke viel Zeit, da sie sich ihren Weg durch die Haarnadelkurve bahnen müssen.

Die meisten Piloten werden vermutlich auf zwei Stopps setzen, rund um die Runden 13 und 28. Kommt das Saftey Car auf die Strecke, könnten die Teams jedoch auf einen Stopp umschwenken. Statistisch beträgt die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes in Spa 61%, wie aus dem UBS Strategy Report hervorgeht. Neben Regen sorgen Unfälle bei hoher Geschwindigkeit dafür, dass Bernd Mayländer in Aktion treten muss.