Wie ein neuer Mensch fühlte er sich. Voller Motivation. Von der roten Last befreit. Felipe Massa sollte Williams in eine glorreiche neue Ära führen. Die Ära hat mittlerweile begonnen. Doch es ist nicht der Brasilianer, der den Traditionsrennstall wieder in Richtung Spitze geleitet. Vielmehr ist es sein Teamkollege Valtteri Bottas, der die Truppe von Sir Frank Williams wieder von Siegen träumen lässt.

Mehr als doppelt so viele Punkte wie Massa hat der Finne in den ersten elf Saisonrennen eingefahren. Zwischen Spielberg und Hockenheim stand er dreimal hintereinander auf dem Podium. "Massa ist ein sehr guter und sehr schneller Fahrer", sagt Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Aber Bottas hat ihn schon eingeholt. Bottas frisst Massa auf. Er ist einfach besser."

Bottas hat Danner mit seinem Auftreten voll überzeugt. "Er hat sich im Team etabliert und ist einfach ein supercooler Typ", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot. "Er hat einen tollen Humor. Ich finde ihn großartig." Mit dieser Meinung steht Danner im F1-Paddock nicht alleine da.

Smedley: Anerkennung wächst stetig

Bottas hat keine Angst vor großen Namen, Foto: Sutton
Bottas hat keine Angst vor großen Namen, Foto: Sutton

Auch im Team genießt der 24-jährige Mann aus Nastola hohes Ansehen. Selbst Massas langjähriger Renningenieur Rob Smedley war vom ersten Tag an von Bottas begeistert. "Er ist sehr schnell", erklärt Smedley. "Das Gute an Valtteri ist: er bleibt mit beiden Beinen fest auf dem Boden und ist in keiner Weise verwöhnt."

Der Finne sei ein Fahrer, mit dem das Team leicht zusammenarbeiten könne. "Er geht schnell auf Vorschläge ein, nicht nur bei seinem Fahrstil, sondern auch bei der Kommunikation mit uns", so Smedley. "Meine Anerkennung für Valtteri nimmt wöchentlich zu. Er ist ein sehr guter Rennfahrer. Aber er kann noch ein außergewöhnlicher Fahrer werden."

Umgedreht sieht Bottas die Arbeit mit seinen Ingenieuren als seinen größten Beitrag zur Formentwicklung der Mannschaft aus Grove an. "Ich versuche immer, so gut wie möglich Feedback zu geben", erklärt Bottas. "Als Fahrer ist am wichtigsten, gute Rückmeldung zu geben. Man muss sich auf die wichtigen Aspekte konzentrieren. Ich habe immer an dieses Team geglaubt. Es war in der Vergangenheit oft obenauf und ich sehe keinen Grund, warum das nicht wieder so sein sollte."

Bottas: Erster Sieg im Visier

Bald möchte Bottas von ganz oben herunterwinken, Foto: Williams F1
Bald möchte Bottas von ganz oben herunterwinken, Foto: Williams F1

Vor einem Jahr wäre es selbst Bottas schwer gefallen, zu glauben, dass Williams konstant aufs Podest fahren und zeitweise die zweite Kraft sein würde. "Jetzt sehen wir, wo wir stehen", sagt Bottas. "Wir müssen mit diesen Ergebnissen umgehen lernen und unsere Ziele nach oben korrigieren." Es gibt in der Formel 1 sicherlich unliebsamere Überraschungen.

"Ich genieße nicht das gesteigerte Interesse an meiner Person, sondern die Ergebnisse an sich", sagt Bottas. Damit bestätigt er die von Smedley gepriesene Bodenständigkeit. Gleichzeitig schiebt er jedoch nach: "Ich will immer mehr und mich weiter verbessern."

Nach einem dritten und zwei zweiten Plätzen müsste ihn der nächste Schritt auf das oberste Podest führen. "Das ist unser Ziel", sagt Bottas offen. "In diesem Jahr ist es aber schwierig zu erreichen, weil Mercedes auf allen Strecken stark ist. Aber man weiß nie, was im Rennen passiert. Wir wissen, dass es in dieser Saison von der reinen Pace her schwierig ist, aber wir sollten es dennoch versuchen." Der Hunger ist noch lange nicht gestillt. Vielleicht frisst Bottas bald nicht nur Massa auf.