Mario Andretti, Weltmeister von 1978, hatte vor dem Saisonstart 2014 aufgrund der massiven Regeländerungen viel mehr Probleme mit der Zuverlässigkeit der Boliden erwartet, als es nun tatsächlich der Fall war. Dass Mercedes mit den Regeländerungen am besten umzugehen schien, ließ ihn befürchten, dass die Saison langweilig werden würde. "Aber auch wenn sie so weit weg sind, war es alles andere als langweilig", erklärte er im Interview mit der offiziellen Webseite der Formel 1.

Vor allem der Zweikampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg ist für den US-Amerikaner das Salz in der Suppe. Zudem gebe es im durchmischten Mittelfeld viele Überholmanöver, mit Williams, Daniel Riccardo und Valtteri Bottas gibt es zudem Akteure, die wieder oder zum ersten Mal stark in Erscheinung getreten sind. "Es gibt so viele Geschichten und alle sind gut!", schwärmte der 74-Jährige.

Wenn ich 30, 40 Jahre jünger wäre...

Auf Strecken wie Spa sieht Andretti die Begrenzung der Benzinmenge als zusätzlichen Spannungsfaktor. Aufgrund der langen Geraden vermutet er, dass der Sprit ohne eine Safety-Car-Phase knapp werden könnte. Bereits vor der Saison hatte er befürchtet, dass die FIA es ein wenig übertrieben hat mit den Regeländerungen. Nichtsdestotrotz ist er ein bekennender Fan der aktuellen Boliden. "Ich würde alles geben, um 30 oder 40 Jahre loszuwerden und in einem von diesen an den Start zu gehen. Heute zu fahren... ich würde sicherlich alles geben, um eins der heutigen Rennautos zu fahren", gestand er.

Mario Andretti musste sich immer wieder an andere Boliden anpassen., Foto: Sutton
Mario Andretti musste sich immer wieder an andere Boliden anpassen., Foto: Sutton

Andretti fuhr im Laufe seiner Karriere in vielen verschiedenen Rennserien und musste sich dementsprechend immer wieder an andere Autos anpassen. Daher weiß er um die Bedeutung der Anpassung. "Ich denke, es ist etwas, das äußerst wichtig ist, vor allem weil man als Fahrer mit nur einem 'Stil' definitiv leiden wird", meinte er. "Man muss nicht nur daran arbeiten, was man will und was man braucht, sondern auch daran, was das Auto braucht." Man müsse das Maximum aus dem machen, was das Auto zu bieten hat.

Vettel wird es auf die Reihe bekommen

Einer, der bislang Schwierigkeiten hatte, sich anzupassen, ist Sebastian Vettel. Andretti ist jedoch davon überzeugt, dass er sich mit den neuen Boliden anfreunden wird, denn sein Talent sei 'enorm'. Es dauere nur länger, als er vielleicht gedacht habe. "Er ist ein Weltmeister und das wird sich irgendwann zeigen, aber ich bin mir sicher, dass im Moment niemand so sehr enttäuscht ist wie er. Er ist sehr engagiert - er ist ein Fahrer, der sich vollkommen auf seinen Job konzentriert", sagte er. "Er wird es auf die Reihe bekommen, darauf wette ich."

Bei Kimi Räikkönen sei die Situation ähnlich. Bei ihm spiele aber auch der Wechsel von Lotus zu Ferrari eine Rolle. Dass Ferrari zu kämpfen hat und er ins kalte Wasser geworfen wurde, sei der Grund dafür, dass er eine schwerere Zeit durchmacht als Fernando Alonso. "Fernando ist eines dieser brillanten Talente, die aus allem, was man ihnen hinwirft, das Maximum herausholen. Er hält Ferrari sehr gut am Leben. Kimi hat noch etwas Arbeit vor sich", lautete Andrettis Urteil.

Zwei würdige Weltmeister

An Hamilton schätzt Andretti vor allem die Tatsache, dass er trotz allen Pechs nicht den Kopf in den Sand steckt. "Er hat nie aufgegeben. Er hat seine Haltung auf einem positiven Level bewahrt. Es hätte ein vollkommenes Desaster werden können, wenn er den Kopf hätte hängen lassen und mental geschlagen worden wäre, aber er hat in dieser Saison viel Charakter gezeigt und wenn er die Meisterschaft gewinnt, dann wird das wirklich, wirklich verdient sein", stellte Andretti klar.

Aber auch Rosberg wäre seiner Ansicht nach ein würdiger Weltmeister. "Nico hat definitiv gezeigt, dass er die Klasse eines Weltmeisters hat. Mercedes hat sehr viel Glück, zwei solche Fahrer zu haben", sagte er. "Es wird sehr interessant zu sehen sein, wie sich die zweite Saisonhälfte entwickelt. Sie verspricht jedenfalls viel, da besteht kein Zweifel."