Eigentlich könnte Niki Lauda hochzufrieden sein. Seine Silberpfeile eilen von Sieg zu Sieg und es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis entweder Nico Rosberg oder Lewis Hamilton den WM-Pokal in die Höhe stemmen werden. Doch Lauda ist unzufrieden und das liegt am aktuellen Zustand der Formel 1. "Dass die Überkontrolle der Formel 1 immer ärger wird, muss sofort gestoppt werden", fordert der Österreicher in der Kleinen Zeitung.

"Der einzige Grund, warum die Leute hierherkommen, sind die Typen. Und wenn diese entmündigt werden, weil sie bei jedem Überholmanöver wie kleine Schulbuben schreien können: 'Bitte, der hat die weiße Linie überfahren!', und sich gegenseitig anzeigen, hat das mit dem Rennfahren nichts mehr zu tun", machte Lauda seinem Unmut über die aus seiner Sicht lächerlichen Strafen Luft.

Natürlich könne man den Gesundheitszustand der Formel 1 nicht von ein paar weißen Linien abhängig machen, aber es gebe hundert Probleme und kranke überall, weshalb man zunächst versuchen müsse, die Show zu verbessern. "Und ein entscheidender Teil davon ist, die Piloten auf der Strecke wieder einigermaßen frei entscheiden zu lassen", so Laudas Forderung.

"Die Rennen und die Überholmanöver waren ja teilweise großartig, auch zuletzt in Hockenheim. Trotzdem sind in Hockenheim weniger Zuschauer denn je gekommen, auch hier in Budapest kommen 30 Prozent weniger", rechnete der Österreicher vor und forderte daher die Veranstalter zu Änderungen auf, wenngleich es mit Spielberg und Silverstone auch Positivbeispiele gebe. So müsse man etwa über die Ticketpreise nachdenken. "Damit die Attraktion Formel 1 wieder besser den bei den Leuten ankommt."

Piloten fehlt es an Charisma

Allerdings dürfe man auch nicht die Piloten aus der Pflicht nehmen, denen es zusehends an Charisma mangle. "Weil sie heute derart jung sind, das Alterslevel derart gesunken ist und viele zu schnell und zu anonym in die Formel 1 kommen, sodass sie noch gar nicht charismatisch sein können", erklärte Lauda mit Blick auf das Fahrerfeld. "Das kann ich von einem 20-Jährigen nicht verlangen. Und die Typen, die früher um Leben und Tod gefahren sind, die gibt es nicht mehr."

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sei sich der Probleme jedoch vollauf bewusst und sehe sie sogar dramatischer als die Teams, versicherte Lauda. "Sein Steckenpferd ist nach wie vor der Lärm", sagte der dreifache Weltmeister. "Aber auch da muss ich ihm langsam recht geben. Alle anderen Autos zeigen der Formel 1 inzwischen, wie sich normales Rennfahren anhört."