Formel 1 in der Krise? Aktuell steht die Königsklasse nicht im besten Licht da. Nach den Nörgeleien über den fehlenden Sound und die langweilige Dominanz von Mercedes, sind derzeit schwindende Zuschauerzahlen an und abseits der Rennstrecke das große Thema. Grund genug für Bernie Ecclestone einzugreifen. Der 83-Jährige traf sich mit einigen ausgewählten Vertretern aus der Formel 1 am Samstagmorgen in Ungarn zum konstruktiven Gespräch.

Thema: Wie kann die Show der Formel 1 wieder besser werden? Bei dem Treffen soll unter anderem Flavio Briatore dabei gewesen sein. Der frühere Teamchef von Renault hat infolge des Crashgate-Skandals seit 2009 kein Amt mehr in der Formel 1 ausgeübt. Nun soll Briatore offenbar mithelfen, an einer besseren Zukunft der Königsklasse zu basteln. In den kommenden Wochen will sich Ecclestone noch einmal mit den wichtigsten Teamvertretern zusammensetzen.

Change we need! Daumen rauf von Bernie, Foto: Sutton
Change we need! Daumen rauf von Bernie, Foto: Sutton

Weniger Zuschauer - warum?

Was genau beim ersten Meeting besprochen wurde, wollte Toto Wolff nicht verraten. Der Austausch sei aber keinesfalls negativ gewesen. "Wir haben ein paar tolle Rennen gesehen und volle Strecken, wie in Österreich, Montreal und Silverstone", so der Mercedes-Motorsportchef. "Aber hier und in Hockenheim ist weniger Publikum - warum ist das so? Deshalb setzen wir uns zusammen und beraten über Ideen."

Dies sei auch dringend notwendig, wenn es nach Monisha Kaltenborn geht. Saubers Teamchefin hatte die Trägheit der F1 in gewissen Bereichen kritisiert - vor allem angesichts der sinkenden Zuschauerzahlen an den Rennstrecken. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir nur rumsitzen und zuschauen", so Kaltenborn am Rande des Ungarn Grand Prix. "Das ist wie eine Ente, die da sitzt und darauf wartet, dass man auf sie schießt." Es habe sich schließlich abgezeichnet, dass die Ticketverkäufe rückläufig sind. "Jedem fällt das auf, aber wir tun nichts", ärgerte sich Kaltenborn.

Ist die Formel 1 wirklich zu langweilig?, Foto: Sutton
Ist die Formel 1 wirklich zu langweilig?, Foto: Sutton

Das Produkt stimmt

Das rückläufige Interesse an der Formel 1 sei schade, gerade angesichts der guten Action auf der Strecke, fügte Kaltenborn an. "Das Rennen in Hockenheim war gut", sagte sie. "Deshalb ist es schade, weil es zeigt, dass das Produkt an sich gut ist. Wir müssen aber sicherstellen, dass ein Grundinteresse vorhanden ist, und das müssen wir in den Griff bekommen."

Teamchef-Kollege Wolff ging sogar noch einen Schritt weiter und betrachtete die aktuelle Formel 1 als spannendste seit Jahren. Die vergangenen Rennen seien besser gewesen als alles, was er in den 80er- und 90er-Jahren gesehen hat. "Ich habe mir letztens Niki Laudas Fahrt zum Titel in Portugal 1984 angesehen", so Wolff über seinen Mercedes-Kollegen. "Da gab es nur bei Überrundungen Überholmanöver, und die Motoren hast du auch nicht gehört."

Gute Show - doch die muss auch beim Zuschauer ankommen, forderte Wolff. Zwar sei bei den TV-Zahlen ein leichter Rückgang zu verzeichnen, doch das sei bei König Fußball ebenfalls der Fall. "Die Marktwerte bleiben aber in etwa gleich", so der Österreicher. "Auch wenn die absoluten Zahlen zurückgehen. Der Marktwert der Formel 1 gehört aber immer noch zu den höchsten aller TV-Events. Wenn diese Zahl stagniert, sehen wir im Gegenzug einen großen Anstieg in der digitalen Welt." Das Internet sei ein immer wichtigerer Faktor und das allgemeine Geschäftsmodell werde sich in einigen Jahren auch darauf anpassen.