1. - S wie Startaufstellung

Zum sechsten Mal in diesem Jahr machte Nico Rosberg im Qualifying alles richtig, an den letzten fünf Samstagen war der Mercedes-Mann der schnellste Fahrer im Zeittraining. Und das, obwohl in Q3 nicht alles optimal lief. Beim kurzen Regenschauer verlor Rosberg fast die Kontrolle über seinen Boliden. "Es wurde dann glücklicherweise leichter, weil die Strecke abtrocknete. Meine letzte Runde war wirklich gut", freute sich Rosberg, der sich in der ersten Startreihe auf deutsche Unterstützung freuen kann. Wie schon in Silverstone steht Sebastian Vettel auf dem zweiten Startplatz.

Auch dahinter präsentiert sich das Feld bunt gemischt. Bottas, Ricciardo, Alonso und Massa folgen auf den Plätzen, mit Nico Hülkenberg schaffte es ein dritter Deutscher in die Top-10, die Adrian Sutil als Elfter nur knapp verpasste? Lewis Hamilton und Kevin Magnussen, zwei Kandidaten für ein Top-Resultat, werden dagegen nicht in der Startaufstellung stehen. Sie starten aus der Boxengasse.

In Ungarn wird es am Start besonders eng, Foto: Sutton
In Ungarn wird es am Start besonders eng, Foto: Sutton

2. - S wie Start

Auch wenn die Start-Ziel-Gerade vor einigen Jahren leicht verlängert wurde. Auch wenn die erste Kurve jetzt enger ist. Und auch wenn es jetzt DRS und Hybrid-Power gibt - der Start ist in Ungarn weiter mehr als entscheidend. Insbesondere auf der rechten Seite der Startaufstellung ist man auf der Hut, schließlich ist die Seite deutlich schmutziger als die linke Seite, wo die Ideallinie liegt. Genau dort steht Fernando Alonso auf dem fünften Startplatz. Weshalb er einen guten Auftakt in den Grand Prix erwarte. "Hoffentlich kann ich Positionen gutmachen und am Ende der ersten Runde am dritten oder vierten Platz liegen", so Alonso. "Startplatz fünf ist ziemlich gut."

Für Nico Rosberg zählt dagegen nur die Flucht nach vorne. Sollte er den Start gewinnen, kann er sich mit dem überlegenen Mercedes wohl schnell von der Konkurrenz absetzen. Aufgrund der Ausgangslage von WM-Konkurrent Lewis Hamilton Wird Rosberg das Risiko am Start aber etwas drosseln: "Für mich ist das so eine Situation, wo ich mein Risiko ein wenig reduzieren muss, weil die Punkte, die ich morgen holen kann, sind wirklich wichtig." Fakt ist: In den ersten zwei Kurven wird es in Budapest oft besonders eng

3. - S wie Sonntagswetter

Schon im Qualifying wurde deutlich, was ein kleiner Regenschauer bewirken kann. Als die erste Ecke plötzlich unter Wasser stand, verpassten mehrere Fahrer die Kurve, Kevin Magnussen knallte in die Reifenstapel und sorgte für einen zwischenzeitlichen Abbruch von Q3. Spannend werden könnte es vor allem in der zweiten Rennhälfte, denn dort wird eine Regenwahrscheinlichkeit von über 50 Prozent vorhergesagt. Oder sollte man lieber sagen: Vermutet? Denn wo und wann sich Gewitterschauer rund um Budapest entladen, das weiß wohl niemand.

Auf Regen werden vor allem die Pechvögel des Qualifyings hoffen: Hamilton, Magnussen und auch Räikkönen. "Vielleicht bringt der Regen ja ein wenig Chaos und es geht zumindest etwas nach vorne für uns, aber große Hoffnungen mache ich mir nicht", sagt ein skeptischer Räikkönen. Sollte es tatsächlich einen kurzen Schauer geben, werden an der Boxengasse auf jeden Fall die Köpfe rauchen. "Wir müssen sicherstellen, dass unsere Fahrer zu jedem Zeitpunkt auf den richtigen Reifen unterwegs sind", sagt Williams-Chefingenieur Rob Smedley. Auch er weiß, dass der Asphalt im Glutofen Budapest besonders schnell abtrocknet.

4. - S wie Strategie

Da man auf dem Hungaroring nur schwer überholen kann, spielt die Strategie eine besonders wichtige Rolle. Nur wer in der Boxengasse einen perfekten Job macht, kann davon auf der Strecke profitieren. Das wissen wir spätestens seit der spektakulären Drei-Stopp-Strategie, mit der Michael Schumacher auf dem Hungaroring vor Jahren zum Sieg gefahren ist. Theoretisch wäre auch das am Sonntag die beste Wahl, allerdings rechnet der Reifenhersteller Pirelli mit nur zwei Boxenstopps, da das Überholen in Budapest so schwer ist.

"Wir hatten in der Vergangenheit ein Rennen, wo der härtere Reifen in den letzten vier, fünf Runden verwendet wurde, weil der weichere Reifen aufgrund der Performance eingesetzt wurde. Es würde mich nicht überraschen, dass erneut zu sehen", glaub Pirellis Motorsport-Direktor Paul Hembery. "Zudem könnten manche Piloten eine Einstopp-Strategien wagen. Der weiche ist schneller und nutzt sich nicht ab. Der Medium wird erst nach vielen, vielen Runden auf dem Niveau des Soft ankommen." Ein Kandidat dafür ist Nico Hülkenberg, der im reifenschonenden Force India sitzt. Anders sieht es dagegen bei Fernando Alonso aus: "Für uns ist nur ein Boxenstopp sicher nicht möglich."

5. - S wie Spätstarter

Wer vor dem Wochenende davon ausging, dass es für Lewis Hamilton nicht mehr schlimmer kommen kann, wurde heute eines Besseren belehrt. Nach dem Feuer im Heck wird Hamilton dem Feld aus der Boxengasse hinterher eilen müssen. "Wir bauen das Auto gerade ab und es ist wirklich schlimm beschädigt", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Für Hamilton gibt es ein neues Chassis, einen neuen Motor und ein neues Getriebe. Den Briten selbst erreichte die Nachricht im Hotel, denn er hatte den Hungaroring nach seinem frühen Q1-Aus nach dem Abspulen einiger TV-Interviews verlassen.

Lewis Hamilton wird aus der Box starten, Foto: Sutton
Lewis Hamilton wird aus der Box starten, Foto: Sutton

Und noch nicht einmal in der Boxengasse hat Lewis Hamilton freie Sicht nach vorne, denn vor ihm steht mit Kevin Magnussen ein weiterer Spätstarter. Der McLaren-Pilot war in Q3 auf nasser Strecke heftig in die Streckenbegrenzung geknallt. "Die Tatsache, dass ich jetzt aus der Boxengasse starten muss, macht es für mich auch nicht unbedingt einfacher, aber ich bin dennoch entschlossen, hier ein gutes Rennen zu zeigen", so Magnussen. Sein Teamchef Eric Boullier fügt hinzu: "Das Wichtigste ist, dass Kevin wohlauf ist, aber die schlechte Nachricht ist, dass sowohl das Chassis als auch das Getriebe schwer beschädigt sind und wir beides noch heute tauschen müssen."

6. - S wie Strecke

Der Hungaroring gilt als das Monaco des Ostens. Vom Glitzer und Glamour des Fürstentums ist die Umgebung der Strecke zwar weit entfernt, doch die winklige Streckencharakteristik ist dem Straßenkurs nicht ganz unähnlich. Vielmehr zeichnet sich der Kurs aber durch zwei andere Punkte aus: die Strecke ist extrem rutschig und sie ist extrem überholfeindlich.

Der größte Anstieg auf dem Kurs beträgt 6,2 Prozent, das stärkste Gefälle 7,0 Prozent. Ungarn ist nach Monaco und Kanada das drittlangsamste Rennen im Kalender, fast ausschließlich langsame und mittelschnelle Kurven machen es möglich. Wer hier die Kurven nicht perfekt trifft, knabbert für den Rest des Sektors am fehlenden Speed. Die etwa 790 Meter lange Start-Ziel-Gerade bietet die beste Überholmöglichkeit, zumal dort das DRS geöffnet werden darf. Das klappt aber nur, wenn man auf der Runde zuvor alles richtig gemacht hat und in den vielen Kurven nah am Vordermann bleibt.

7. - S wie Spannung

Vor dem elften Saisonlauf gibt es viele spannende Fragen: Holt Nico Rosberg den nächsten ungefährdeten Sieg für Mercedes? Schafft es Valtteri Bottas zum vierten Mal in Folge auf das Podium? Und wie weit kommt Pechvogel Lewis Hamilton nach vorne? "Ich denke, er wird es in die Top-5 schaffen, vielleicht sogar auf das Podium. Auch in der ersten Kurve kann etwas passieren, vielleicht kommt auch noch Regen ins Spiel. Auf jeden Fall können sich die Dinge ändern", so der ehemalige Formel-1-Pilot Johnny Herbert über die Ausgangssituation für Lewis Hamilton.

Sollte Nico Rosberg das Rennen gewinnen, würde er zwar kaum für eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft sorgen, das zuletzt so spannende Teamduell mit Hamilton aus seiner Sicht aber etwas entspannter gestalten.

Viel spannender ist dagegen der Kampf um den ersten Platz hinter den Silberpfeilen, hier liegen Ricciardo, Alonso, Bottas und Vettel innerhalb von 24 Punkten - mit nur einem Überraschungssieg kann sich alles ändern. "Dieses Jahr ist entschieden, aber deswegen lassen wir nicht nach. Das Team will Rennen gewinnen und wenn man auf dem Podium landet, dann will man auch den Jackpot knacken", unterstreicht Williams-Chefingenieur Rob Smedley.