Valtteri Bottas nimmt das gestiegene Medieninteresse an seiner Person zur Kenntnis, genießen will er aber lieber die jüngsten Ergebnisse als die Aufmerksamkeit. Der Finne fuhr zuletzt drei Mal in Folge aufs Podium. Seinem dritten Platz in Österreich ließ er zwei zweite Plätze in Großbritannien und Deutschland folgen. "Wenn uns letztes Jahr jemand gesagt hätte, dass wir konstant auf dem Podium stehen, dann wäre das schwer zu glauben gewesen", räumte er ein.

"Nach dem harten letzten Jahr wussten wir, dass wir in die richtige Richtung gehen, dass sich etwas verändert und wir uns verbessern werden", sagte er, gestand jedoch, dass Williams nicht mit einem derartigen Sprung gerechnet hatte. "Aber das beruht alles auf harter Arbeit und darauf, das Richtige zu tun." Es sei schon immer schwierig gewesen, sich vor der Saison Ziele zu setzen. "Jetzt sehen wir, wo wir stehen. Wir müssen also sozusagen mit den Ergebnissen 'leben' und die Ziele verschieben - nach oben."

Als Team gehe es darum, in der Konstrukteurswertung den Vorsprung auf die hinter ihnen platzierten Teams zu vergrößern. "Wir befinden uns in einer guten Position in Bezug auf Ferrari, wir sollten aber auch nicht abschreiben, Red Bull einholen zu können", gab Bottas die Marschrichtung vor. "Es ist noch eine lange Saison. Wenn wir mit beiden Autos Punkte holen, dann könnte es noch möglich sein, sie einzuholen."

Immer an das Team geglaubt

Mit beiden Autos Punkte holen - das war bislang der Knackpunkt. Während der Teamkollege mit Konstanz glänzte, erlebte Felipe Massa bislang eine Achterbahnfahrt der Gefühle. "Felipe hatte auch Pech. Irgendwann wird sich das Blatt wenden", zeigte sich Bottas zuversichtlich. "Vielleicht wird er den ganzen Rest der Saison Glück haben, denn eine unglückliche Phase setzt sich nicht unbedingt die ganze Saison über fort. Ich bin mir sicher, dass er ebenfalls gute Punkte einfahren wird."

Massas Pechsträhne wird nicht ewig anhalten. Dessen ist sich Bottas sicher., Foto: Sutton
Massas Pechsträhne wird nicht ewig anhalten. Dessen ist sich Bottas sicher., Foto: Sutton

Seinen eigenen Beitrag zum Aufschwung umschreibt Bottas mit dem Wort Feedback. Das sei als Fahrer das wichtigste, egal ob es um das Setup oder neue Teile am Auto geht. "Es ist wichtig, produktives Feedback zu geben, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich wichtig sind, als zu sagen, das Auto ist da und da schlecht", betonte er. "Ich habe immer an dieses Team geglaubt, es war in der Vergangenheit oft obenauf und ich sehe keinen Grund, warum das nicht wieder so sein sollte."

Einer der Schlüssel zum Erfolg ist das Personal. Viele neue Leute kamen ins Team und wurden nach Bottas' Ansicht definitiv auf die richtigen Posten gebracht. "Wir haben jetzt eine starke Truppe in der Fabrik, auch die Kommunikation zwischen dem Team an der Strecke und der Fabrik ist besser geworden. Die Leute in der Fabrik wissen, auf welchen Gebieten wir Gas geben müssen, was wir als nächstes für das Auto brauchen. Das ist im Vergleich zum letzten Jahr ein anderes Niveau", erläuterte der 24-Jährige.

Das große Ganze im Blick

Auch die Entwicklungsrate befindet sich in dieser Saison auf einem anderen Level. "Letztes Jahr haben wir viel mehr Teile gebracht. Der Unterschied ist, dass die Teile, die wir dieses Jahr bringen, immer funktioniert haben", unterstrich er. "Die Korrelation zwischen dem Windkanal und der Strecke war viel besser." Auch die Arbeitsweise mit dem Windkanal habe sich verändert. "Alle diese Dinge wurden feingetunt und es funktioniert wirklich. Wir waren bei den Teilen selektiver und das Team hat sich das große Ganze angesehen, anstatt sich auf viele Einzelheiten zu konzentrieren. Hoffentlich können wir das dieses Wochenende wieder unter Beweis stellen."

Für das Ungarnwochenende hat das Team vor allem neue aerodynamische Teile an die Strecke gebracht. Aber auch an der Aufhängung werden nach dem FRIC-Verbot Änderungen vorgenommen, damit das Auto mit der neuen Aufhängung noch besser funktioniert. "Aber die Hauptsache sind Aero-Teile rund um das Auto. Hier sind es besonders viele Teile, weil man viel Abtrieb braucht." Sollten diese funktionieren, wären sie nicht nur auf dem kurvigen Hungaroring hilfreich, sondern auch andernorts - von Monza einmal abgesehen. Bottas erhofft sich Rundenzeit-Gewinne eher im Zehntel- als im Hundertstel-Bereich.

Denkt Williams bei all den Fortschritten eigentlich schon an einen Sieg? "Das setzen wir uns immer als Ziel. Dieses Jahr ist es schwierig, weil Mercedes auf allen Strecken stark ist. Aber man weiß nie, was im Rennen passieren wird", orakelte Bottas. "Wir wissen, dass es diese Saison von der reinen Pace her schwierig ist, aber wir sollten es dennoch versuchen und uns zum Ziel setzen."

Auf dem Hungaroring sieht Bottas dabei nicht die größten Siegchancen, sondern vielmehr bei den beiden Rennen nach der Sommerpause. "In der Theorie sollten Spa und Monza die nächsten wirklich guten Strecken für uns sein, vielleicht sogar die besten in der Saison. Aber wir müssen uns auch zum Ziel setzen, auf anderen Strecken stark zu sein", meinte Bottas. Williams könne sich nicht nur auf sein windschlüpfriges Auto und den Top-Speed verlassen. "Wir müssen weiter am Abtrieb arbeiten", forderte er.