Felipe Massa war nach seinem Ausfall in Hockenheim stinksauer. Rookie Kevin Magnussen hatte den erfahrenen Brasilianer schon in der ersten Kurve aus dem Rennen geworfen - und das auch noch mit einem spektakulären Salto. "Es war nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Diese jungen Fahrer wollen immer schon in der ersten Kurve das Rennen gewinnen. In die meisten derartigen Unfälle sind immer genau diese Fahrer involviert", ärgerte sich Massa über seinen Kontrahenten.

Doch was genau war passiert? Massa war vom dritten Rang gestartet, Magnussen von Platz vier. In der ersten Kurve wählte der Brasilianer die Außenbahn, während der Däne innen hineinstach. Das führte unausweichlich zum Crash. "Er war zu aggressiv. Er hat zwar versucht zu bremsen, aber erst als er mich schon berührt hat. Das hat das Ganz noch schlimmer gemacht, denn er hat gebremst, als ich schon wieder Gas gegeben habe - dadurch bin ich ja erst abgehoben", wetterte Massa.

F1-Neulinge zu aggressiv?

"Magnussen hätte wissen müssen, dass da schon zwei Autos waren und das ist keine Kurve, in die drei Autos nebeneinander passen. Dort ist es dafür zu eng", so Massa. Er selbst hatte seine Augen in dieser Situation auf seinem Teamkollegen Valtteri Bottas, der innen vor ihm um die Kurve bog. "Ich wollte mich hinter ihm einordnen."

Doch plötzlich kam schon Magnussen von innen herangerauscht. "Ich habe in dieser Situation gar nichts gesehen. Ich war auf meiner Linie und wenn du vorne bist, hat der Fahrer hinter dir zu bremsen und auf die Linie zu achten. Du selbst siehst ja nichts. Hätte ich ihn gesehen, hätte ich ja alles getan, um mich nicht in so etwas verwickeln zu lassen", beteuerte Massa.

Klassischer Überschlag: Massa ist dabei nichts passiert, Foto: Sutton
Klassischer Überschlag: Massa ist dabei nichts passiert, Foto: Sutton

"Wenn ich in seiner Position gewesen wäre, hätte ich klar zurückgesteckt", stellte er klar. Der Brasilianer, der mittlerweile auf die Erfahrung von 203 Grand Prix zurückgreifen kann, stößt sich schon lange an der rücksichtslosen Fahrweise der Neulinge. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in früheren Zeiten diese Art von Unfällen so oft hatten. Ich hatte als junger Fahrer zwar auch meine Crashes, aber nie auf diese Weise. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass Fahrern wie Fernando oder Kimi je solche Fehler unterlaufen sind", ärgerte sich Massa.

"Bitte nicht falsch verstehen: All diese jungen Fahrer haben das nötige Talent für die Formel 1, aber hin und wieder müssen sie kapieren, dass sie ein Rennen nicht in der ersten Kurve gewinnen", fügte er hinzu. Die Frage, ob Magnussen für seine Aktion eine Strafe verdient hätte, wollte Massa nicht so recht beantworten. "Ich weiß nicht. Aber wir haben gewisse Regeln. Manchmal sagen die Leute, dass zu viel gestraft wird, aber wenn es Regeln gibt, müssen die Stewards auch für die Einhaltung dieser sorgen. Sonst bräuchten wir gleich gar keine Regeln", stellte Massa klar.

Massa für härtere Bestrafung

Der Brasilianer dürfte kein allzu großer Fan der neuen toleranteren Politik der Rennleitung im Hinblick auf aggressive Manöver und Berührungen sein. "Wenn jemand etwas macht, das gegen die Regeln verstößt, müssen die Stewards einschreiten. Man kann die Regeln auch abschaffen und schauen, was dann passiert", so Massa, der in seiner Schimpftirade auch vor einer F1-Legende nicht Halt machte: "Selbst Niki Lauda sagt immer, dass es zu viele Strafen gibt. Aber als er noch selber gefahren ist, gab es diese ganzen Regeln ja noch gar nicht."

Mehr als die nicht ausgesprochene Strafe ärgerten Massa aber die vergebenen Punkte. "Das ist ja schon das dritte Mal in dieser Saison, dass ich abgeräumt werde. Ich darf gar nicht daran denken, wie viele Punkte uns so schon entgangen sind. Das ist doppelt bitter, wenn du eigentlich um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM kämpfen solltest."

Zu einer Aussprache zwischen Massa und Magnussen kam es in Hockenheim nicht mehr.