Das Rennen auf dem Hockenheimring bot aus Sicht von Ferrari und Fernando Alonso einmal mehr wenig Überraschendes. Als Fünfter holte der Spanier bei einem der bisherigen Saisonhighlights wieder einmal mehr aus dem F14 T, als eigentlich möglich schien. Zudem ließ er den erneut glücklosen Teamkollegen Kimi Räikkönen deutlich hinter sich, erhöhte die Rennbilanz gegen den Ex-Weltmeister auf ein beängstigendes 10:0. Im von zahlreichen harten Zweikämpfen geprägten Grand Prix der Superlative lieferte Alonso vor allem im Kampf mit den beiden Red Bulls von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo eine beeindruckende Show, lag im Ziel letztlich zwischen den Boliden des Vierfachweltmeisters.

Fernando Alonso liegt gefühlt permanent im Clinch mit einem Red Bull, Foto: Sutton
Fernando Alonso liegt gefühlt permanent im Clinch mit einem Red Bull, Foto: Sutton

"Nach Österreich habe ich gesagt, dass der fünfte Platz dort wohl meine bis dato beste Saisonleistung war, aber nach heute bin ich geneigt zu sagen, dass der fünfte Platz hier unter den Umständen während des Rennens wohl noch etwas höher anzusiedeln ist", resümiert der Spanier. So bot der Grand Prix in all seinen Facetten eine extreme Komplexität, bei der die Piloten quasi permanent Allround-Qualitäten beweisen mussten. "Es war wirklich unglaublich heute. Ich hatte so viele enge und spannende Zweikämpfe, die meine volle Aufmerksamkeit erforderten. Zusätzlich musste ich jedoch immer den Reifenabbau genau im Auge behalten sowie vor allem gegen Ende den Benzinverbrauch extrem drosseln", verrät Alonso.

Gezwungener Strategiewechsel bei Alonso

Doch damit nicht genug: Auch über die richtige Strategie musste sich Alonso mit seinem Team lange beraten. Verschiedene Herangehensweisen der direkten Konkurrenz sowie der Faktor Reifenverschleiß hatten der Taktikdebatte Tür und Tor geöffnet. "Eigentlich wollten wir nur zwei Mal stoppen, aber Mitte des Rennens habe ich gemerkt, dass wir mit dieser Variante vor allem gegen Ende massive Probleme kriegen würden. Ich habe dann so ab der Hälfte immer wieder beim Team nachgefragt, was denn die anderen so machen", erklärt Alonso. Vor allem sein hitziges Duell mit Vettel schien zunächst zu seinen Gunsten zu kippen, als Red Bull den Vierfachweltmeister bei seinem zweiten Stint plötztlich auf Option-Reifen setzte, um eine Lücke auf Alonso herauszufahren - ein Schuss, der kurzzeitig nach hinten los ging

"Ich war von Red Bull tatsächlich überrascht, denn ich habe Vettel in der Box überholt und er hat dann auf den frischen schnelleren Reifen doch viel Zeit hinter mir verloren. Zudem bestand so das Risiko, dass ich ihn gegen Ende dann meinerseits auf den Option-Reifen wieder kassiere, wenn er keine deutliche Lücke auf mich herausfährt." Allerdings war Vettel in seinem Red Bull letztlich doch zu schnell, und landete trotz der zwischenzeitlichen Schwierigkeiten vor Alonso. Fast hätte der Spanier dann sogar noch den zweiten Kampf gegen einen 'Brauseflitzer' verloren, rettete sich jedoch mit der Lächerlichkeit von 0,1 Sekunden Vorsprung auf Ricciardo ins Ziel.

Alonso voll des Lobes für Ricciardo

"Daniel hat heute einen wirklich tollen Job gemacht und ich gratuliere ihm zu seiner guten Leistung", zeigt sich Alonso vom Senkrechtstarter der Saison beeindruckt. So hielt der Australier des Ferrari-Star nach dessen letztem Boxenstopp trotz frischer Option-Reifen nicht nur rundenlang hinter sich, sondern bewies in einem rundenlangen harten Duell mit Alonso anschließend großes Racer-Herz. "Ricciardo hat verhindert, dass ich zu Vettel aufschließen und ihn noch einmal attackieren konnte, und ist somit heute der heimliche Held bei Red Bull. Auch als ich ihn dann kassiert habe, hat er nicht aufgesteckt und mich direkt zurücküberholt. Wir hatten einen wirklich harten und intensiven Zweikampf, den ich sehr genossen habe. Daniel war stets sauber und fair - und so macht Racing Spaß."

Teamkollege Kimi Räikkönen landete erneut deutlich hinter Alonso, Foto: Sutton
Teamkollege Kimi Räikkönen landete erneut deutlich hinter Alonso, Foto: Sutton

Dass Alonso trotz scheinbar sicherem fünften Platz in den letzten beiden Runden dann doch noch einmal ins Wanken kam, beschreibt der Spanier wie folgt: "Ich hatte extreme Probleme, mit der Spritmenge über die Distanz zu kommen. Vor allem die letzte Runde war extrem hart, und ich kann von Glück sagen, dass ich doch noch mit genug Restbenzin am Parc fermé angekommen bin. Platz fünf war wie gesagt das absolute Maximum heute und ich bin extrem glücklich damit." Dass der ambitionierte Racer einen fünften Rang derart feiert, ist dabei der beste Beleg über den momentanen Leistungsstand der Scuderia Ferrari. Durch den zweiten Platz von Valtteri Bottas rutschte die Mythosmarke zudem aus den Top-3 der Konstrukteure.

Für Alonso ist das kein Zufall: "Williams ist deutlich schneller als wir und ehrlich gesagt bin ich ein wenig überrascht, dass wir uns so lange vor ihnen gehalten haben. Auch mein vierter Platz in der Fahrer-WM ist eigentlich komplett unrealistisch, und es ist klar, dass ich ihn eher früher als später verlieren werde." Vor allem mangelnde Geschwindigkeit macht Ferrari dabei gegenüber der Mercedes-betriebenen Konkurrenz zu schaffen. Auch weitere Angriffe von hinten würden den Spanier wenig überraschen: "Williams zeigt seit Kanada sein ganzes Potential und sie liegen für uns außer Reichweite. Jedoch sollten wir eher nach hinten schielen, denn auch Force India und McLaren sind sehr stark. Wenn wir nicht entschieden zulegen, werden wir uns kaum vor ihnen halten können."