Von außen betrachtet gelang Lewis Hamilton in Hockenheim ein kleines Meisterwerk: Von Platz 20 vor bis aufs Podest. Das gelang zuletzt Juan-Pablo Montoya, der 2005 in Hockenheim vom letzten Startplatz sogar noch auf P2 fuhr. Von überschwänglicher Freude war bei Hamilton aber wenig zu sehen, stattdessen sprach er von einem harten Wochenende. "Letztlich habe ich im Kampf um die Meisterschaft weitere Punkte an Nico verloren", fiel Hamiltons Resümee entsprechend enttäuscht aus. "Ich bin aber dankbar, dass ich mit einem Podiumsplatz Schadensbegrenzung betreiben konnte."

In 67 Rennrunden machte Hamilton insgesamt 17 Positionen gut und überholte dafür 15 Mal auf der Strecke. Manchmal hätte er ein paar Probleme gehabt, seine aktuelle Position richtig einzustufen, ansonsten sei das Rennen aber recht gradlinig verlaufen - außer bei diversen Zweikämpfen. "Ich hatte früh einen schönen Kampf mit Kimi und Glück, dass ich mir dabei meinen Frontflügel nicht beschädigte", erinnerte sich Hamilton.

Zwischen Jenson Button und Lewis Hamilton krachte es in der Spitzkehre, Foto: Sutton
Zwischen Jenson Button und Lewis Hamilton krachte es in der Spitzkehre, Foto: Sutton

Missverständnis mit Button

Das erledigte kurze Zeit später eine Begegnung mit Ex-Teamkollege Jenson Button in der Spitzkehre - in Hamiltons Augen ein Missverständnis. "Er war in diesem Jahr so ein Gentleman und bereitete mir beim Überholen nicht viele Probleme, aber heute war es einfach ein Missverständnis", rechtfertigte der Weltmeister von 2008. "Ich war nicht nah genug dran für einen Überholversuch, aber in der Kurve fuhr ich auf der Innenlinie. Es sah aus, als ob er zu weit rausgefahren wäre, dann stach er wieder in die Kurve zurück und hat mich dort vielleicht nicht gesehen."

Ein Missverständnis mit weitreichenden Konsequenzen, denn bei der Kollision wurde Hamiltons Frontflügel beschädigt. Das Ergebnis war Abtriebsverlust und der deutlich höhere Verschleiß des linken Vorderrads. "Ich hatte viel Untersteuern und der Reifen baute schnell ab. Aus diesem Grund wechselten wir von einer Zwei-Stopp- auf eine Drei-Stopp-Strategie", erklärte der Mercedes-Mann.

Fest mit Safety Car gerechnet

Dieser Schachzug gelang aber ebenfalls nicht perfekt. Während Adrian Sutils Bolide auf der Start/Zielgeraden parkte, rechnete Mercedes mit einem Safety Car und zitierte Hamilton auf erst acht Runden alten Option-Reifen an die Box. "Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass es keine gab", musste Hamilton im Nachhinein zugeben.

Der direkte Nachteil durch diese Strategie-Variante hielt sich zwar in Grenzen, dafür war Hamilton ab Runde 50 auf den superweichen Reifen unterwegs. Das bedeutete im Duell mit Valtteri Bottas um Rang zwei vorsichtig mit den Pneus umzugehen - nicht das einzige Problem: "In den letzten Runden holte ich ziemlich schnell zu Valtteri auf, aber er hatte zu viel Speed auf der Geraden um ihn überholen zu können."

Lewis Hamilton will sich nicht mit der Nummer 2 im Team zufriedengeben, Foto: Sutton
Lewis Hamilton will sich nicht mit der Nummer 2 im Team zufriedengeben, Foto: Sutton

Volle Attacke auf Nico Rosberg

Nun heißt es: Angriff in Ungarn, wo Hamilton 2013 siegreich war. Nach zehn von 19 Saisonrennen liegt Hamilton in der WM-Wertung 14 Punkte hinter seinem Teamkollegen - das soll sich schleunigst ändern. "Ich tue alles Mögliche, um im Titelkampf wieder auf Nicos Level zu gelangen: Ich kann mich nicht noch mehr fokussieren oder härter arbeiten als ich es jetzt schon tue. Diese Meisterschaft ist eine große Herausforderung für mich, aber so liebe ich es - und ich hätte es nicht anders gewollt."