Mercedes-Boss Toto Wolff war nach dem Deutschland GP in ausgesprochener Jubelstimmung. "Das ist der schönste Sieg in diesem Jahr", freute sich der Österreicher über Nico Rosbergs Sieg und Lewis Hamiltons dritten Platz. "Für mich fühlt sich das Ergebnis wie ein Doppelsieg an, weil Lewis ja von P20 kam."

Der Brite war an diesem Wochenende nach einem Bremsscheiben-Platzer samt Crash im Qualifying und anschließendem Getriebewechsel wieder einmal das Sorgenkind der Silberpfeile. Doch mit einer Fahrt von Platz 20 auf drei konnte Hamilton Schadensbegrenzung betreiben. Eine Leistung, die Wolff höchsten Respekt abrang.

"Er hatte schwierige erste Runden, denn er konnte ja nicht schon am Start sechs oder sieben Positionen gut machen, sondern musste sich einen harten Weg nach vorne suchen", analysierte Wolff. "Lewis ist so kompetitiv, dass er mit einem dritten Platz sicher nicht zufrieden ist. Wenn sich alles ein wenig gesetzt hat, wird aber auch er sagen, dass es eine richtig gute Leistung war."

Button-Zwischenfall bremste Hamilton ein

Dabei wäre noch mehr drin gewesen, wenn sich Hamilton am Ende noch Valtteri Bottas geschnappt hätte. Allerdings war am Mercedes des Briten seit einer Berührung mit Jenson Button zu Mitte des Rennens nicht mehr alles im Lot. "Das Auto hätte wohl mehr leisten können ohne das Problem mit dem Frontflügel. Das hat ihn viel Downforce gekostet. Valtteri hat am Ende aber sehr kaltschnäuzig agiert und gut verteidigt."

So richtig konnte sich Hamilton über Rang drei nicht freuen, Foto: Sutton
So richtig konnte sich Hamilton über Rang drei nicht freuen, Foto: Sutton

Als sich Adrian Sutil in der 50. Runde drehte, pokerte Mercedes bei Hamilton und holte ihn kurzerhand herein, um ein Ass im Ärmel zu haben, sollte das Safety Car auf die Strecke müssen. Doch die Rennleitung entschied sich gegen den Einsatz eines solchen. Mercedes war das vor allem im Hinblick auf den zu diesem Zeitpunkt souverän führenden Nico Rosberg nicht unrecht.

"Deshalb hat Charlie (Whiting) wohl bewusst diese Entscheidung getroffen, das Rennen laufen zu lassen und nicht durch ein Safety Car 15 Runden vor Schluss das Klassement auf den Kopf zu stellen", sagte Wolff. Freilich hatte der Mercedes-Boss auch für den Sieger nur Lob übrig.

Rosberg für Wolff einer der Größten

"Er hat das Rennen gewonnen auf eine unglaublich dominante Art und Weise. Er ist in den ersten drei Runden auf und davon und hat ab dann nur mehr den Abstand gemanagt. Er hat das Auto im wahrsten Sinne des Wortes nach Hause getragen. Es ist eine große Freude, mit ihm zu arbeiten. Er liefert einfach und ist konzentriert", lobte Wolff Rosberg.

"Immer wenn man sagt, dass Nico das Momentum verloren hätte, kommt er wieder zurück. Er zählt für mich mittlerweile zu den ganz Großen", führte der Teamchef aus. In der WM-Wertung sei aber noch lange keine Vorentscheidung in Sicht. "Lewis liegt 14 Punkte hinten und damit ist die Weltmeisterschaft noch völlig offen. Es gibt 50 Punkte alleine im letzten Rennen."

Worauf es im Titelduell ankommen wird, ist aber bereits klar: Zielankünfte. Denn nicht zuletzt Hamiltons Aufholjagd gegen teilweise völlig chancenlose Gegner zeigte, dass Mercedes auf die volle Renndistanz kaum Gegner hat. Bottas war nach Montreal-Sieger Daniel Ricciardo überhaupt erst der zweite Fahrer in dieser Saison, der vor einem Mercedes ins Ziel kam.

"Den Ausfällen wir sicher entscheidender Charakter zukommen", sagte Wolff. "Aber das Racing zwischen den beiden ist so eng, da wäre ich sehr überrascht, wenn es sich vor Abu Dhabi entscheiden würde."