Was sich am Freitag in Hockenheim bereits angekündigt hatte, setzte sich am Samstag nahtlos fort. Die Rede ist von der Zuschauerproblematik, denn auch beim Qualifying blieben zahlreiche Tribünen leer, was nicht nur im Fernsehen ein unschönes Bild ergibt, sondern auch für die Piloten keineswegs angenehm ist.

"Man bemerkt es beim Fahren nicht, aber wenn das Qualifying zu Ende ist und man aussteigt, dann schon", sagte Nico Hülkenberg, der als einer von vier Piloten in Hockenheim sein Heimspiel feiert. "Es ist für uns nicht so schön, vor einer leeren Tribüne zu fahren. Jeder ist lieber dort, wo Leute sind, die einem zujubeln, die einen sehen wollen, die den Sport sehen wollen. Das ist auch für uns ein Faktor, der mehr Spaß macht."

Natürlich blieb auch Sebastian Vettel nicht verborgen, dass die Zuschauerränge rund um den Hockenheimring schon deutlich besser gefüllt waren, als in dieser Saison. "Die Ausgangslage könnte nicht besser sein. Man hat einen deutschen Hersteller an der Spitze und deutsche Fahrer, die in der Lage sind, Rennen zu gewinnen", schüttelte der vierfache Champion den Kopf. "Und die Sonne scheint, vielleicht ist das zu viel."

Vor zwei Jahren war die Unterstützung für Vettel größer, Foto: Red Bull
Vor zwei Jahren war die Unterstützung für Vettel größer, Foto: Red Bull

Deutsche noch im WM-Fieber?

"Ich denke, dass auch die Ticketpreise ziemlich gesalzen sind", überlegte Hülkenberg. "Ich habe persönlich kein Ticket gekauft, aber billig ist es nicht für eine Familie, zu einem Rennwochenende zu kommen." Allerdings muss angemerkt werden, dass die Eintrittspreise zu Zeiten Michael Schumachers großer Triumphe keineswegs höher waren und der Hockenheimring gute Tickets für kleines Geld bietet - es gab bekanntlich sogar Rabattkationen, die dank des Erfolges der deutschen Nationalmannschaft für die Veranstalter äußerst happig ausfielen.

Überschattet der DFB-Triumph den Grand Prix?, Foto: Mercedes AMG
Überschattet der DFB-Triumph den Grand Prix?, Foto: Mercedes AMG

Aber gerade in den schwarz-rot-goldenen Triumphen im Fußballsport könnte die Ursache dafür zu finden sein, dass das Interesse in diesem Jahr an der Formel 1 so gering ist. "Vielleicht liegt es daran, dass wir gerade Weltmeister geworden sind und alle noch Fußball feiern", führte Hülkenberg eine weitere Theorie an. Dem konnte Jenson Button mit einem Grinsen nur zustimmen. "Die feiern vielleicht alle noch immer nach dem Gewinn der WM", meinte der Brite.

Nürburgring als Maßstab

Es liegt nun an den Verantwortlichen, die Gründe für den mageren Besuch zu evaluieren. "In Silverstone hatten wir ein Mega-Wochenende. Wenn man Freitagvormittag in Silverstone mit hier vergleicht, dann sind das zwei Paar Schuhe. In Österreich war es auch toll", zog Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einen Vergleich zu den letzten Rennen.

Da es jedoch nicht professionell sei, zu diesem Zeitpunkt bereits eine Einschätzung abzugeben, hielt sich der Österreicher zurück, versicherte jedoch: "Bernie und alle Beteiligten strengen sich an herauszufinden, was getan werden kann, damit es besser wird. Die Zuschauerzahl vom Nürburgring im letzten Jahr entspricht in etwa dem, was wir an diesem Wochenende erwarten dürfen." Insgesamt waren im vergangenen Jahr 110.000 Zuschauer in die Eifel gekommen.

So sah es im Vorjahr auf dem Nürburgring aus, Foto: Sutton
So sah es im Vorjahr auf dem Nürburgring aus, Foto: Sutton

Stichwort Nürburgring: Ist es am Ende einfach nur die Rennstrecke, die für die Ansprüche der Fans nicht attraktiv genug ist? "Beide haben etwas Spezielles für sich. Ich fahre auf beiden Strecken unheimlich gerne und fühle mich wohl", kann Hülkenberg diesem Erklärungsansatz wenig abgewinnen. "Der Nürburgring hat so viel Geschichte und Tradition und hier ist man mehr, wo es ein bisschen Leben und Städte gibt. Nicht nur Bäume und Wälder."