So knapp wie am Freitag in Hockenheim war der Abstand zwischen Mercedes und den Verfolgern schon lange nicht mehr. Lediglich ein Zehntel Rückstand wies Daniel Ricciardo auf und machte damit Hoffnung auf einen spannenden Grand Prix. Aber was sind diese Zeiten wirklich wert? Büßt Mercedes seinen Vorsprung durch das FRIC-Verbot ein? Motorsport-Magazin.com liefert die Longrun-Analyse zum Freien Training.

Hitze führt zu Reifenproblemen

Nico Rosberg erzielte im ersten Freien Training die Bestzeit, Lewis Hamilton im zweiten. Wie aus dem Diagramm hervorgeht, hatte Rosberg im Longrun sowohl auf den weichen als auch auf den superweichen Reifen einen geringen Vorteil gegenüber Hamilton, wobei anzumerken ist, dass aufgrund der Kürze des Hockenheimrings unweigerlich immer wieder langsamere Runden eingestreut werden mussten, um andere Fahrzeuge zu überholen, was den Vergleich erschwert.

"Mit den weichen Reifen bekommt man hier auf längeren Outings Probleme", betonte Hamilton, der wegen der Hitze sogar drei Boxenstopps für nicht ausgeschlossen hält. "Im Hinblick auf das Reifenmanagement könnte es eines der härtesten Rennen werden." Zwischen den beiden Pirelli-Mischungen liegt ein Unterschied von etwa einer Sekunde.

Besonders interessant ist die Gegenüberstellung der Zeiten von Rosberg und Ricciardo, da dem Australier nur der Hauch von einer Zehntel auf die Mercedes-Bestzeit fehlte. Im Longrun waren die Silberpfeile dann aber doch noch einmal ein gutes Stück schneller und lagen durchgehend mehrere Zehntel vor Red Bull. Gut geht aus dem Diagramm hervor, wie stark die superweichen Reifen nach etwa zehn Runden abbauen.

Wie Ricciardo zugab, war Red Bull allerdings bereits hart am Leitungslimit, weshalb keine markante Performancesteigerung mehr zu erwarten sei. "Vielleicht entwickelt sich die Strecke weiter und hilft uns. Aber die heutige Pace ist ziemlich repräsentativ für unsere Performance", sagte er.

Fragezeichen Williams

Deutlich wird die Mercedes-Überlegenheit bei einer Gegenüberstellung der Rundenzeiten der anderen Spitzenteams auf den weichen Reifen. Am nächsten kam noch Ricciardo an Hamilton heran, doch je länger der Longrun dauerte, desto größer wurde der Abstand. Der zweite Platz von Red Bull scheint dafür einzementiert, denn Ferrari kam nicht an das Weltmeisterteam heran, sondern lag in etwa auf Augenhöhe mit Force India.

Enttäuschend schnitt McLaren ab. Obwohl das Team über eine Runde einen starken Eindruck vermittelte, ging mit vollen Tanks so gut wie nichts - Kevin Magnussen und Jenson Button droht somit ein äußerst hartes Rennen. "Wir haben auf den Longruns zu kämpfen", gab der Brite zu. "Wir überhitzen die Reifen unter Traktion."

Die große Unbekannte stellt Williams dar. Von Valtteri Bottas und Felipe Massa liegen zu wenige seriöse Rundenzeiten vor, als dass eine grafische Darstellung Sinn machen würde. Die wenigen Umläufe sehen jedoch vielversprechend aus und lassen vermuten, dass Williams auf dem Niveau von Red Bull liegt.

Fazit: Mit oder ohne FRIC, Mercedes bleibt das Maß der Dinge, selbst wenn die Konkurrenz über eine Runde im Training bis auf eine Zehntel herangekommen ist - vielleicht auch aufgrund unterschiedlicher Spritmengen. Red Bull und Williams stellen die ersten Verfolger der Silberpfeile dar, wobei all diese Überlegungen am Sonntag über den Haufen geworfen werden könnten. Dann nämlich, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, wofür die Chancen nicht schlecht stehen.