Das FRIC-System war der große Hype vor dem Deutschland Grand Prix an diesem Wochenende. Seit Donnerstagabend ist klar, dass keines der Formel-1-Teams das komplizierte Aufhängungssystem benutzen wird - aus Angst vor Protesten anderer Teams und damit einer möglichen Strafe. Wie groß die Auswirkungen des Wegfalls wirklich sind, wird sich erst im Verlauf des Hockenheim-Wochenendes zeigen. Erste Fahrer sagten bereits, dass die Änderungen nicht gravierend sein werden und kein Zusammenbruch der aktuellen Hierarchie zu erwarten ist.

Was aber bleibt: Wieder einmal hat sich die Formel 1 keinen Gefallen getan, mitten in der Saison plötzlich mit dem Reglement um sich zu schlagen. Unverständnis und viele Fragezeichen sind die Folge. In kaum einer anderen Sportart werden die Regeln so häufig verändert wie in der Königsklasse des Motorsports.

"Es ist einfach kein gutes Image, das die Formel 1 da abgibt", ärgerte sich Monisha Kaltenborn über die jüngsten Geschehnisse. "Ich denke auch, dass wir allmählich aus den Augen verlieren, was wirklich Sache ist. Niemand wird wegen FRIC die WM gewinnen oder verlieren, das ist schon mal klar."

In Hockenheim benutzt kein Team das FRIC-System, Foto: Sutton
In Hockenheim benutzt kein Team das FRIC-System, Foto: Sutton

Die Meisten interessiert das gar nicht

Die Sauber-Teamchefin sprach offen aus, was viele Experten und Fans weltweit über den FRIC-Hype denken. "Die meisten Leute da draußen interessiert die Sache doch nicht einmal", sagte Kaltenborn. "Die fragen sich nur wieder: Wieso kriegt es die Formel 1 nicht hin, ein klares und einheitliches Technisches Reglement aufzustellen? Das wirft dann einfach kein gutes Licht auf die Serie." Dadurch wirke der Sport in einer gewissen Art und Weise sogar inkompetent, merkte Kaltenborn zudem an.

Die große Diskussion erachtete Kaltenborn als unnötig - vor allem zu diesem Zeitpunkt der Saison. Schließlich würden die Teams schon seit Jahren auf das FRIC-System setzen. Warum sollte es auf einmal illegal sein? "Wir reden hier über ein System, das bereits seit Jahren existiert und angewandt wird", sagte sie. "Wir hätten das alles viel früher klären können. Jetzt haben wir wieder so eine Diskussion, und sie erinnert mich ein wenig an die Sache mit dem Motor-Mapping in Silverstone, wo auf einmal alles geändert werden sollte und dann doch nicht geändert wurde."

FRIC-Saga: Gibt es überhaupt Gewinner?, Foto: Sutton
FRIC-Saga: Gibt es überhaupt Gewinner?, Foto: Sutton

Erinnerungen an den Doppel-Diffusor

Kaltenborn sprach sich für eine zukünftig klare Marschroute in Sachen Reglement aus, die zudem transparent ist. Dadurch könne auch vermieden werden, dass viel Geld mehr oder weniger zum Fenster rausgeworfen wird, wenn wieder einmal eine Technologie verboten wird. Dabei erinnerte sie sich an den legendären Doppel-Diffusor, der Jenson Button und Brawn GP zum Weltmeister machte und zur Saison 2010 verboten worden war.

Trotz des angekündigten Verbots zur nächsten Saison investierten die Teams damals viel Geld in die Entwicklung des Doppel-Diffusors, um konkurrenzfähig zu bleiben. "Das ist ja dann auch eine Art gravierende Geldverschwendung, und so ist es jetzt auch bei FRIC", meinte Kaltenborn. "Einige Teams haben mit Sicherheit mehr entwickelt und waren auch permanent dabei und andere eben nicht. Dass das jetzt keiner mehr benutzen soll, würde natürlich Erste mehr bestrafen und sie hätten eine Menge Geld umsonst verpulvert."

In Silverstone testeten einige Teams schon ohne FRIC, Foto: Sutton
In Silverstone testeten einige Teams schon ohne FRIC, Foto: Sutton

Kein gutes Licht

Dies werfe kein gutes Licht auf die Formel 1, die immer wieder Kosteneinsparungen predigt. Doch wie konnte es eigentlich zu dem Prozess kommen, die Legalität des FRIC-Systems anzuzweifeln? Schließlich gibt es ausuferndes Technisches Reglement, das die Entwicklung bestimmt. Das Zauberwort lautet: Grauzonen. Bereiche, die selbst die Regelhüter nicht auf dem Schirm haben, werden ohne Erbarmen ausgelotet, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

"Das liegt einfach primär daran, dass die Richtlinien und Vorgaben für gewisse Teile und Systeme im Vorhinein nie klar genug festgelegt sind und das wohl auch gar nicht sein können", erklärte Kaltenborn. "Diese Systeme sind sehr teuer und vor allem die Entwicklung ist sehr teuer. Im Nachhinein dann zu merken, dass sie möglicherweise nicht immer den Vorgaben entsprechen, da diese nicht klar formuliert wurden, kann dann logischerweise dazu führen, dass viele Ressource quasi umsonst investiert wurden - sei es nun Geld oder Arbeitsstunden."