Das angeblich angeknackste Verhältnis zwischen den Weltmeisterschafts-Rivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg schlug in dieser Saison bereits hohe Wellen. Von 'besten Freunden seit Kindestagen' bis 'Feinde im WM-Kampf' - nahezu jeder möglicher Status wurde bereits zur Betitelung der Stimmungslage der beiden untereinander herangezogen. Auch in Zeiten offensichtlicher Spannungen hatte der sportliche Erfolg Mercedes' jedoch nie zu leiden. Trotz harter Zweikämpfe wie beispielsweise in Bahrain verhinderten nach neun Rennen nur drei technische bedingte Ausfälle den perfekten Start mit einer maximalen Punkteausbeute.

Bei allem Trubel und einem möglichen Zerwürfnis der beiden 'Alpha-Tiere' verlangt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff jedoch lediglich eins: Maximale Leistung an den Rennwochenenden. "Was die beiden in ihrem Privatleben machen und denken, ist uns relativ egal. Wir haben aber auch ein gemeinsames Leben, und dieses beginnt am Donnerstag auf der Rennstrecke und von da an muss es funktionieren. Die Performance am Wochenende darf nicht kannibalisiert werden durch das Privatleben, und am Sonntagabend ist die Sache wieder vorbei", verriet der Österreicher gegenüber der Presseagentur dpa.

Fahrer und Team mit gänzlich verschiedener Zielsetzung

Spannungen zwischen Piloten im WM-Kampf seien auf der einen Seite sowieso nicht zu verhindern, andererseits sei dies für Mercedes sowieso nur von untergeordneter Wichtigkeit: "Wir wissen, dass für jeden der beiden die Fahrer-Weltmeisterschaft das wichtige ist. Sie wissen wiederum, dass für die Mannschaft die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft das wichtige ist. Bis dato gab es keine Situation, die unsere Priorität, die Weltmeisterschaft, riskiert hätte. Das ist unser Kernbereich und nicht, ob sie sich zweimal schief angeschaut haben", lobt Wolff die 'Streithähne'. Beide wüssten, dass sie die Marke Mercedes repräsentierten, und alle persönlichen Befindlichkeiten dem Wohl des Arbeitgebers unterzuordnen hätten: "Man kommt hier aus einem Tal der Tränen - eine Gefährdung des Erfolgs ist inakzeptabel."

Auch die 'Eiszeit' in Monaco konnte einen Mercedes-Doppelsieg nicht verhindern, Foto: Sutton
Auch die 'Eiszeit' in Monaco konnte einen Mercedes-Doppelsieg nicht verhindern, Foto: Sutton

Geht es nach Wolff, wurde die Situation der beiden zwischendurch ohnehin von den Medien dramatisiert: "Die Formel 1 hat medial eine unheimlich hohe Präsenz und das, was gesagt wird, selbst wenn es nur im Ansatz kontrovers klingt, wird multipliziert. Das kriegt eine Eigendynamik, die man nicht bremsen kann. Für uns ist wichtig, dass wir das intern sehr schnell und transparent besprechen." Konkret spielte Wolff damit auf den jüngsten Vorfall an, Hamilton habe Rosberg vor dessen Heimspiel in Hockenheim mit seiner Bemerkung über dessen Herkunft angreifen wollen. Aufgrund seiner Kindheit in Monaco sowie des finnischen Vaters - Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg - sei dieser kein 'richtiger Deutscher'.

"Es war als Witz gedacht und wurde nicht so widergegeben, wie er es gemeint hatte", ist sich Wolff sicher. Er fordert, nicht jede Aussage seiner Piloten und Angestellten für bare Münze zu nehmen: "Tatsache ist, dass die beiden gegeneinander um die Fahrer-Weltmeisterschaft kämpfen, und da wird es immer wieder zu Spannungssituationen kommen, die im Team weniger spektakulär sind als sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden." Nachdem die sportliche Komponente bislang nahezu einwandfrei funktioniert hatte, will Wolff beiden Piloten weiterhin alle Freiräume eingestehen: "Man darf kein Schema F über die stülpen. Beide sollen weiter ihr Leben leben und sich wohl fühlen. Solange der Erfolg des Teams nicht darunter leidet, ist für uns alles in Ordnung."