Deine letzten beiden Deutschland-Grands-Prix endeten recht unterschiedlich…
Romain Grosjean: Ich habe vor allem aufgrund des vergangenen Jahres sehr gute Erinnerungen an Deutschland. Ich habe da das Rennen auf dem Nürburgring zeitweise angeführt und wurde ganz knapp hinter Kimi Dritter. Jedoch war mein bisher einziges Rennen in Hockenheim eins zum Vergessen. Beim Rennen dort 2012 erhielt ich erst eine Strafversetzung beim Start und fiel dann noch früh aus. Ich habe jedoch natürlich nichts gegen die diese Strecke im Speziellen. Eines meiner ersten Rennen in einem Einsitzer war dort und ich bin über die Jahre in den verschiedensten Klassen und Serien dort angetreten. Die kürzere Variante hat vielleicht nicht mehr den Flair des alten Hockenheimrings, jedoch gibt es dort für gewöhnlich immer viele Überholmanöver und die Atmosphäre in der Stadion-Sektion ist unglaublich. Es ist ein weiterer Kurs, auf dem die Fans wirklich brillant sind und ihre Liebe und Wertschätzung für den Sport klar zeigen. Ich freue mich sehr, dort hin zurückzukehren.

Wie ist es mit dem Wetter?
Romain Grosjean: Das Wetter spielte jüngst in Silverstone eine große Rolle, wie auch in Hockenheim 2012. Dies bedeutet, dass wir einfach immer bereit sein müssen für einen möglichen Umschwung und verschiedenste Bedingungen. Ich denke, dass wir als Team in diesem Jahr eher von Wetter-Chaos profitieren können, als deswegen etwas zu verlieren. Wir sollten dies also als eine mögliche Chance ansehen, uns in eine bessere Position zu bringen. Der E22 schien vor allem bei den nasskühlen Bedingungen in Silverstone gut zu funktionieren.

Kommt das Streckenlayout dem E22 entgegen?
Romain Grosjean: Wir haben sehr hart daran gearbeitet, uns in langsamen Kurven zu verbessern. Hockenheim wird also ein guter Test, um zu sehen, wie weit wir diesbezüglich vorangekommen sind. Außer dem langen Vollgasstück zur Haarnadelkurve gibt es keine wirklichen Geraden, über die wir sprechen müssen. Die Motorpower wird also eher auf den Schwerpunkt Beschleunigung ausgerichtet sein, als auf Höchstgeschwindigkeit.

2012 schied Romain Grosjean auf dem Hockenheimring vorzeitig aus, Foto: Sutton
2012 schied Romain Grosjean auf dem Hockenheimring vorzeitig aus, Foto: Sutton

Wie würdest du Silverstone zusammenfassen?
Romain Grosjean: Ich hatte großes Glück, dem Unfall nach dem ersten Start zu entgehen und gegen Ende des Rennens war unsere Geschwindigkeit auf einem guten Level. Jedoch kostete uns die schlechte Startposition leider schon die Chance auf Punkte. Wir können es uns einfach nicht erlauben, unseren direkten Rivalen direkt von Beginn an bereits einen derartigen Vorteil zu haben und für Hockenheim muss unser Ziel daher lauten, uns unter den ersten zehn Positionen zu qualifizieren.

Was können wir denn vom zweitägigen Test erwarten, der im Anschluss an das Rennen in Silverstone abgehalten wurde?
Romain Grosjean: Ich bin selbst nicht gefahren, war aber am Dienstag anwesend, um genau mitzubekommen, an was wir dort gearbeitet haben. Unser Ziel war es, ein umfangreiches Aerodynamik-Programm abzuspulen - und wir haben genau das auch in die Tat umgesetzt. Es ist noch ein wenig zu früh, um zu sagen, welchen Effekt der Test haben wird, aber es sah alles doch sehr positiv aus. Bei unserem aktuellen Stand innerhalb des Zyklus der neuen Regularien ist einfach jede einzelne Chance, auf die Strecke zu gehen und zu testen, unbezahlbar. Nur so können wir die Entwicklungskurve aufrechterhalten.

Bereitest du dich anders auf eine Strecke vor, die nur alle zwei Jahre gefahren wird, anstatt in jeder Saison?
Romain Grosjean: Nein, nicht wirklich. Wir gehen die meisten Rennwochenenden genau auf dieselbe Art und Weise an. Die großen Unterschiede hinsichtlich Training und Vorbereitung kommen dann, wenn wir klimatisch gänzlich andere Bedingungen vorfinden, wie beispielsweise enorme Hitze oder Luftfeuchtigkeit. Natürlich gilt das auch, wenn wir quasi eine Rennstreckenpremiere erleben. In diesem Fall werden wir beim Trackwalk am Donnerstag natürlich viel detaillierten vorgehen und auch die Umgebung um die Strecke viel genauer sondieren. Aber eigentlich machen wir das sowie schon an allen Strecken recht exzessiv.

Du hast in letzter Zeit großen Gefallen an einigen Nebenbeschäftigungen gefunden. Wie haben sich beispielsweise deine Kochkünste verbessert?
Romain Grosjean: Ich hatte das Vergnügen, jüngst von einem wahren Meisterkoch zu lernen, Raymond Blanc, was eine brillante Erfahrung war. Er ist einfach ein großartiger Mensch und besaß die Güte, mir zu zeigen, wie er das Lieblingsessen meiner Ehefrau zubereitet - eine Speise auf der Basis von Lachs. Es ist wirklich großartig, die Chance zu bekommen, solche Dinge zu erleben, aber natürlich nur, solange es nicht dem Rennsport in die Quere kommt!