Der erste Testtag in Silverstone war bestimmt von roten Flaggen. Insgesamt sechs Mal musste der Fahrbetrieb unterbrochen werden - alleine drei Mal aufgrund eines stehenden Toro Rosso. Zudem standen für Marussia und Ferrari die Tests mit den neuen Pirelli-Prototypen-Reifen auf dem Programm.

An Testtag zwei waren alle Blicke auf Lotus gerichtet, denn Charles Pic durfte erstmals die 18-Zoll-Prototypen ausführen. Ansonsten standen zahlreiche Evaluierungen auf dem Programm, die mehr oder weniger reibungslos abliefen. Bei Mercedes und Red Bull musste jeweils der Motor getauscht werden. Giedo van der Garde setzte dem Testtag schließlich mit einem harten Crash ein vorzeitiges Ende. Motorsport-Magazin.com liefert den Überblick über Testprogramme, Zeiten, Runden und Erkenntnisse.

Ferrari

Jules Bianchi nahm im Ferrari-Cockpit Platz., Foto: Sutton
Jules Bianchi nahm im Ferrari-Cockpit Platz., Foto: Sutton

Mittwoch: Jules Bianchi, der als Ersatz für den verletzten Kimi Räikkönen im Cockpit der roten Göttin saß, erzielte in 1:35.262 Minuten die Bestzeit des Tages. Der Franzose, der seit 2010 der Ferrari Driver Academy angehört, testete verschiedene Aerodynamik-Teile sowie Setups. Zudem führte er auf den Medium-Reifen Startübungen durch. "Einen Ferrari-Rennanzug anzuziehen, ist immer ein besonderes Gefühl und ich hoffe, dass ich ihn eines Tages als Stammfahrer tragen darf, auch wenn ich noch viel zu lernen habe", sagte Bianchi.

Dienstag: Für Ferrari kam am Dienstag Testfahrer Pedro de la Rosa zum Einsatz. Der Spanier fuhr 49 Runden und beendete den Tag als Zehnter. "Wir haben heute viel an Rennsimulationen gearbeitet und fuhren immer mit viel Benzin", erklärte de la Rosa seine Zeit von 1:37.988 Minuten. Zudem testete die Scuderia die Pirelli-Prototypen-Reifen, musste aber aufgrund eines Kühlflüssigkeits-Lecks den Test vorzeitig beenden.

Toro Rosso

Daniil Kvyat testete unter anderem die Aerodynamik., Foto: Sutton
Daniil Kvyat testete unter anderem die Aerodynamik., Foto: Sutton

Mittwoch: Daniil Kvyat absolvierte ein paar Runs, bei denen die Aerodynamik im Fokus stand, und arbeitete außerdem am Verständnis der Reifen. Am Nachmittag ging es darum, Änderungen am mechanischen Setup zu evaluieren. Zuletzt drehte Kvyat noch ein paar Runden mit viel Benzin an Bord. Aufgrund der roten Flagge zum Ende der Session konnten nicht alle Punkte auf der Tagesordnung abgehandelt werden.

Dienstag: Jean-Eric Vergne und Toro Rosso stellten einen kleinen Rekord auf, indem sie an nur einem Tag für drei Rot-Phasen sorgten. Das Team suchte am Vormittag bei zwei Chassis-Tests nach Antworten auf Fragen, die während des Rennwochenendes aufgekommen waren. Am Nachmittag nahm die Mannschaft einige Batterien für das ERS in Betrieb, die Probleme bereiteten. Somit kam Vergne nur auf 28 Runden und blieb 1,446 Sekunden hinter der Bestzeit zurück.

McLaren

Mit den großen Instrumenten wurde der Luftstrom gemessen., Foto: Sutton
Mit den großen Instrumenten wurde der Luftstrom gemessen., Foto: Sutton

Mittwoch: Am zweiten Testtag übernahm Stammfahrer Kevin Magnussen das Cockpit des McLaren MP4-29. Am Vormittag standen aerodynamische Tests an, weshalb einige Messinstrumente hinter den Vorderreifen befestigt waren. Am Nachmittag stand hingegen das Verständnis der Pirelli-Reifen im Fokus. Insgesamt kam Magnussen auf 91 Runden und war damit der fleißigste Pilot des Tages.

Dienstag: Bei McLaren kam am ersten Testtag in Silverstone Testfahrer Stoffel Vandoorne zum Einsatz. Der Belgier konzentrierte sich auf Aerodynamik-Tests und Entwicklungsruns und komplettierte seinen Testtag mit Reifenabbau-Tests am Nachmittag. Insgesamt spulte der GP2-Pilot 71 Runden ab und landete mit seiner Bestzeit von 1:36.462 Minuten auf dem sechsten Rang.

Sauber

Giedo van der Garde sorgte für den vorzeitigen Abbruch der Session., Foto: Sutton
Giedo van der Garde sorgte für den vorzeitigen Abbruch der Session., Foto: Sutton

Mittwoch: Giedo van der Gardes Einsatz endete mit einem Knall. Der Niederländer verlor das Auto in Copse Corner und krachte in die Streckenbegrenzung. Van der Garde bliebt trotz des harten Aufpralls unverletzt. Am Morgen hatte er mit den harten Reifen getestet und war gut zurechtgekommen. Auf den Medium-Reifen hatte er dagegen etwas mit Übersteuern zu kämpfen. Neben aerodynamischen Messungen stand auch Entwicklungs- und Setuparbeit auf dem Programm - sowohl in kurz- als auch in langfristiger Hinsicht.

Dienstag: Adrian Sutil übernahm am Dienstag den ersten Testtag für Sauber. Der Deutsche spulte insgesamt 73 Runden ab. Mit seiner Bestzeit von 1:35.674 Minuten landete er auf dem vierten Gesamtrang.

Mercedes

Bei Mercedes kam reichlich Aero-Farbe zum Einsatz., Foto: Sutton
Bei Mercedes kam reichlich Aero-Farbe zum Einsatz., Foto: Sutton

Mittwoch: Bei Mercedes standen das Setup, Tests von aerodynamischen Entwicklungen und Motoreinstellungen auf der Tagesordnung. Nach einem ersten Run am Morgen wechselte das Team den Motor, weshalb Lewis Hamilton auf nicht mehr als 47 Runden kam. Zudem drehte er sich auf einem seiner Runs, nachdem er nach einigen langsameren Runden kühlere Reifen hatte.

Dienstag: Nach seinem Ausfall am Sonntag, saß Nico Rosberg als erster der beiden Mercedes-Piloten in Silverstone am Steuer. Der Deutsche spulte 90 Runden ab und landete mit seiner Bestzeit von 1:35.579 Minuten auf dem dritten Gesamtrang. Mercedes testete Aerodynamik, Bremskühlung und arbeitete einige Systemchecks, ERS-Checks sowie Setup-Einstellungen ab. Rosberg unternahm zusätzlich einige Probestarts. "Silverstone ist die schlimmste Strecke, um Bremsen zu testen, weil man hier quasi nie bremsen muss. Aber ich glaube, wir haben hier einen Fortschritt gemacht", lachte Rosberg im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Williams

Valtteri Bottas testete bereits Teile für die nächste Saison., Foto: Sutton
Valtteri Bottas testete bereits Teile für die nächste Saison., Foto: Sutton

Mittwoch: Valtteri Bottas testete Teile für die nächsten Rennen, aber auch bereits für das nächstjährige Auto, wobei der Fokus auf dem aktuellen bleibt. Bottas ging meist nur auf sehr kurze Runs und kam dann wieder an die Box, damit das Team Änderungen vornehmen konnte. Daher kam er nur auf 40 Runden, in denen er nach eigener Aussage jedoch viele Daten sammelte.

Dienstag: Am ersten Testtag griff Felipe Massa ins Lenkrad und holte sich in seinen 42 Runden die Bestzeit von 1:35.242 Minuten. Im Fokus standen Aerodynamik- und Systemtests für die kommenden Rennen - aber auch schon perspektivisch für 2015. "Das Auto fühlte sich gut an, daher wissen wir, dass wir in Hockenheim ein gutes Auto zur Verfügung haben werden", freute sich Massa.

Marussia

Max Chilton beklagte die sehr windigen Bedingungen., Foto: Sutton
Max Chilton beklagte die sehr windigen Bedingungen., Foto: Sutton

Mittwoch: Max Chilton erprobte mehrere neue Setup-Entwicklungen und zeigte sich zuversichtlich, dass diese dem Team in den nächsten Rennen von Nutzen sein werden. Außerdem testete das Team einige nicht näher definierte Systeme für das nächstjährige Auto. Ein paar Probleme bereiteten die sehr windigen Bedingungen, die das Team dazu zwangen, einige Tests noch einmal durchzuführen, um sicherzugehen, dass die Ergebnisse relevant sind.

Dienstag: Jules Bianchi zählte am Dienstag zu den Pirelli-Testern, bevor Marussia sich am Nachmittag der Setup-Arbeit widmen konnte. Der Franzose spulte mit 108 Umläufen insgesamt die meisten Runden aller Fahrer ab, bis sein Auto am Nachmittag Feuer fing und der Test somit vorzeitig endete. Es handelte sich um ein kleines Feuer direkt unter der Karosserie, das schnell gelöscht wurde und kaum Schaden hinterließ. Mit seiner Bestzeit von 1:36.148 Minuten kam Bianchi auf Platz fünf.

Force India

Daniel Juncadella empfand deutliche Unterschiede zu seinem Freitagseinsatz., Foto: Sutton
Daniel Juncadella empfand deutliche Unterschiede zu seinem Freitagseinsatz., Foto: Sutton

Mittwoch: Testfahrer Daniel Juncadella nahm am letzten Testtag im VJM07-01 Platz und drehte 52 Runden. Da er bereits am vergangenen Freitag im Freien Training zum Einsatz gekommen war, konnte er die Bedingungen vergleichen. Am Mittwoch war es deutlich windiger, was die Balance des Autos vor allem in schnellen Kurven beeinträchtigte. Dennoch konnte er ein paar neue Teile und verschiedene Setup-Optionen testen.

Dienstag: Sergio Perez übernahm für Force India den ersten der beiden Testtage in Silverstone. Der Mexikaner landete mit seiner schnellsten Runde von 1:36.583 Minuten mit 1,341 Sekunden Rückstand auf dem siebten Platz. Insgesamt spulte der Force-India-Mann 79 Runden ab.

Red Bull

Sebastian Vettel war in Diensten von Pirelli unterwegs., Foto: Sutton
Sebastian Vettel war in Diensten von Pirelli unterwegs., Foto: Sutton

Mittwoch: Sebastian Vettel stand am zweiten Testtag in Diensten von Pirelli und konnte das Programm des Reifenherstellers komplett absolvieren, obwohl das Team seinen Motor tauschen musste und dadurch drei Stunden verlor.

Dienstag: Am Mittwoch muss Red Bull für die Pirelli-Tests ran, daher stand der erste Testtag in Silverstone im Zeichen von Langzeitentwicklungen. "Wir haben deutlich mehr geschafft, als wir dachten, da der erwartete Regen nicht kam", freute sich Ricciardo. Trotz Sensor-Pannen am Morgen spulte Ricciardo 72 Runden ab und konzentrierte sich auf aerodynamische und mechanische Tests. Mit seiner Bestzeit von 1:35.248 Minuten landete er nur 0,006 Sekunden hinter der Spitzenzeit von Felipe Massa.

Lotus

Charles Pic durfte die großen Schluffen aufziehen., Foto: Sutton
Charles Pic durfte die großen Schluffen aufziehen., Foto: Sutton

Mittwoch: Für Testfahrer Charles Pic war es ein besonderer Tag, denn er durfte als Erster 18-Zoll-Reifen von Pirelli testen. Nach einigen Runden auf den Konzeptreifen, bei denen unklar ist, wann sie zum Einsatz kommen könnten, wechselte er wieder auf die gewohnten 13-Zöller und absolvierte das von Pirelli vorgegebene Programm.

Dienstag: Nach seinem vorzeitigem Aus im Rennen am Sonntag, lief der Lotus während des ersten Testtages wie ein Uhrwerk. Pastor Maldonado spulte insgesamt 97 Runden ab - die zweitmeisten des Tages. "Wir hatten einen neuen Motor, der sich deutlich kraftvoller anfühlte", freute sich Maldonado. Ansonsten war der Tag von Aerodynamik-Arbeit bestimmt und brachte laut dem Team interessante Erkenntnisse. Die Bestzeit von Maldonado brachte ihn mit 1.889 Sekunden Rückstand auf Platz zehn.

Caterham

Julian Leal erreichte so grade die Mindestdistanz für eine Superlizenz., Foto: Sutton
Julian Leal erreichte so grade die Mindestdistanz für eine Superlizenz., Foto: Sutton

Mittwoch: Julian Leal feierte seine Formel-1-Premiere und absolvierte gerade einmal 441 Meter mehr als die für die Superlizenz geforderten 300 Kilometer. Und das trotz eines technischen Problems, das viel Zeit kostete. Das CU-H, also die Kontrolleinheit für das MGU-H, hatte versagt und hatte zahlreiche andere Probleme zur Folge. Aufgrund des vorzeitigen Abbruchs der Session kam Leal letztlich nicht mehr dazu, auf weichen Reifen eine bessere Rundenzeit zu erzielen. Auch für einen Fahrerwechsel blieb keine Zeit, sodass Rio Haryanto nur die Zuschauerrolle blieb.

Dienstag: Für Caterham kam ein neues Gesicht zum Einsatz: Will Stevens. Der Testfahrer spulte bereits zahlreiche Runden im Simulator ab und bekam nun in Silverstone seine erste Einsatzchance im CT05. Der Vormittag bei Caterham war allerdings durch zahlreiche Software-Probleme behindert. Dennoch spulte Stevens insgesamt 95 Runden ab, kam aber nicht über den letzten Platz hinaus.