So ein Rennen hatte Fernando Alonso schon lange nicht mehr erlebt. Harte Zweikämpfe, hitzige Debatten im Funk, mangelnder Speed, technische Probleme, eine Strafe und ein klarer Fehler seinerseits. Der Großbritannien Grand Prix war ganz sicher nicht nach dem Geschmack des ambitionierten Spaniers.

Das Problem mit der Startposition: Schon vor dem Start lief das Rennen für Alonso aus dem Ruder. "Als ich mein Startnummern-Schild suchte, sah ich nur die Nr. 7 von Kimi und dann die Nr. 77 von Bottas. Die 14 fehlte", erinnert er sich zurück. "Ich wusste nicht, wo ich war." Dann schlug der Defektteufel ein erstes Mal zu.

"Ich versuchte, zwei oder drei Mal den Rückwärtsgang einzulegen, aber er funktionierte nicht", erklärt Alonso. "Dann waren auf einmal zwei Ampeln an. Also musste ich den ersten Gang einlegen und auf die Strafe warten, wenn es eine geben würde." In der Vergangenheit habe es einige Rennen gegeben, bei denen Fahrer auf der falschen Startposition gestanden hätten, dafür aber nicht bestraft wurden. "Etwa Massa vor zwei Jahren in Spa oder in China im letzten Jahr", sagt Alonso. "Damals geschah nichts. Heute schon, aber das war okay."

Das Problem mit den Track Limits: Im Zweikampf mit Sebastian Vettel beklagte sich Alonso mehrfach darüber, dass der Deutsche die Strecke mit allen vier Rädern verlassen und sich dadurch einen Vorteil verschafft hatte. Aber auch Alonso selbst wurde von den Stewards mehrfach gewarnt und einmal sogar mit der schwarz-weißen Flagge belegt.

Alonso wehrte sich 13 Runden lang gegen Vettel, Foto: Sutton
Alonso wehrte sich 13 Runden lang gegen Vettel, Foto: Sutton

"Das war, weil ich in der letzten Kurve von der Strecke abgekommen war", verrät Alonso. "Sie sagten mir zwei, drei Mal, dass ich nicht drüberfahren sollte. Als ich hinter Button lag, verlor ich den Anpressdruck und kam wieder von der Strecke ab. Deshalb bekam ich die schwarz-weiße Flagge. Ich versuchte dann, es nicht wieder zu machen."

Das Problem mit dem Auto: "Wir hatten ein aerodynamisches Problem mit dem Auto und dachten sogar darüber nach, es aus dem Rennen zu nehmen", enthüllte Alonso nach dem Rennen. Ungefähr ab der Rennmitte verlor er Abtrieb am Heckflügel. "Danach musste ich in den schnellen Kurven sehr vorsichtig sein", erklärt er. "Sonst hätte ich das Auto sehr einfach verlieren können."

Das kostete ihn ein paar Zehntel, im Duell mit Vettel vielleicht ein bisschen mehr. Zudem gab es Batterieprobleme am Ferrari des Doppelchampions. Das führte dazu, dass die Speichereinheiten komplett entladen waren. "Im letzten Stint teilte mir das Team außerdem mit, dass ich Benzin sparen müsste."

Alonso: Zuflucht in Selbstironie

Den Frust scheint Alonso Ironie in umzuwandeln. Wo wäre er wohl ohne die Strafe gelandet? Seine süffisante Antwort: "Wenn ich von der Pole gestartet wäre, auf Platz sechs." Die Lacher hatte der Spanier damit auf seiner Seite. Eine gewisse Resignation schwang dennoch mit.

"Die Red Bull sind uns innerhalb von zwei, drei Runden um fünf Sekunden davongefahren", bilanzierte Alonso. "In Runde 13 oder 14 lag ich direkt hinter Bottas. Am Ende kam ich 30 Sekunden nach ihm ins Ziel. Vielleicht wäre es möglich gewesen, einen McLaren zu schlagen."

McLaren war für Alonso vielleicht in Reichweite, Foto: Sutton
McLaren war für Alonso vielleicht in Reichweite, Foto: Sutton

Mehr als Platz fünf hält er aber für unrealistisch. "Nachdem Vettel mich überholt hatte, waren wir super langsam. Wir fuhren in Zeitlupe und er mit einer ganz anderen Geschwindigkeit." Um das zu ändern, arbeitet Neu-Teamchef Marco Mattiacci an einer neuen Teamstruktur.

"Wir entwerfen das Team neu", sagt er nebulös. Ankündigungen plant er keine. "Wir müssen keine Bekanntgaben machen. Die besten Bekanntgaben sind Ergebnisse." Bessere Bekanntgaben könne ein Team laut dem Italiener nicht machen. "Wir müssen uns definitiv verbessern. Heute waren wir Sechste. Damit sind wir nicht zufrieden. Von hier müssen wir ein anderes Team für 2015 aufbauen. Dafür müssen wir keine Bekanntgaben machen. Wir müssen uns steigern."

Dafür benötige das Team jedoch Zeit. Bereits seit einigen Rennen probiert Ferrari aerodynamische Updates am Auto aus. "Wir versuchen alles, um die Performance des Autos zu verbessern", betont Mattiacci. "Das hatte positive Auswirkungen auf der Strecke und ist ein guter Startpunkt im Vergleich zur Vergangenheit." Alonso wird es gerne hören.