Diese Saison hat sich Ferrari gänzlich anders vorgestellt. Im Zeichen des neuen Turbomotors sollte endlich wieder ein Titel nach Maranello. Um den im Vorjahr etwas aufmüpfigen Fernando Alonso zu beschäftigen, wurde zudem mit Kimi Räikkönen ein zweiter Weltmeister verpflichtet. Doch alles kam anders als gedacht: Der F14T ist nicht konkurrenzfähig, der Iceman fährt insbesondere dem eigenen Teamkollegen regelmäßig hinterher, lediglich in Spanien war er von Speed her auf Augenhöhe. Räikkönen steht heftig in der Kritik - doch sein Chef, der erst während der Saison kam, hält große Stücke auf ihn.

Marco Mattiacci äußerte sich über den in die Kritik geratenen Finnen positiv: "Er ist ein großer Champion. Es macht keinen Sinn, über ein individuelles Problem zu reden, sondern es ist ein Problem des Teams als solches. Kimi wird bald wieder großartig sein", prophezeite der Italiener. Alonso sei ohnehin über alle Zweifel erhaben: "Wir haben mit Abstand die besten Fahrer der Formel 1, sie sind eine fantastische Kombination." Er sei darüber hinaus optimistisch, dass diese beiden Fahrer auch 2015 für die Scuderia starten werden - so mancher haben bereits die Entlassung Räikkönens gefordert.

In erster Linie sei das Team in der Pflicht: "Alle [Teams] wollen mehr Weltmeisterschaften gewinnen, und Ferrari ganz im Speziellen. Kimi und Fernando fordern viel und ich kann ihre Frustration verstehen. Das gesamte Team ist nicht zufrieden mit dem, wo wir stehen. Wir müssen ihnen ein besseres Auto geben." Andererseits lobte er auch die Qualitäten beider Fahrer, das Team als solches zusammenschweißen zu können - auch der nach außen schweigsame Räikkönen. "Es gibt einen guten Teamspirit", fasste er zusammen.

Änderungen müssen her

Marco Mattiacci will nach der Ära Stefano Domenicali etwas verändern und macht dies auch deutlich. Ferrari müsse "eine andere Mentalität" entwickeln und "mehr Risiken eingehen", so die Forderungen des neuen Teamchefs. Der von Lotus abgeworbene James Allison soll die Veränderungen durchziehen. "Er ist meine rechte Hand", so Mattiacci. Allerdings brauchen beide Zeit, um Fehler in der Vergangenheit auszubügeln. Diese seien insbesondere der fehlerhafte Windkanal und ein zu geringer Fokus auf Computersimulationen.

Das wahre Problem liegt jedoch an ganz anderer Stelle: Der V6-Motor ist einfach nicht effizient genug. Dem Type 059 müssen dringend Beine gemacht werden - dabei galten Motoren eigentlich stets als die Paradedisziplin der Marke mit dem springenden Pferd. "Wenn Williams heute so stark ist, dann ist der Motor der dominierende Faktor. Auch glaube ich nicht, dass Red Bull in einer Krise steckt", sagte er mit einem Blick nach Viry-Chatillon. Er schloss mit den Worten ab: "Gebt mir etwas Zeit."