Als die FIA bekanntgab, dass die Restarts ab 2015 nicht mehr hinter dem Safety Car, sondern stehend erfolgen, ging ein Aufschrei durch das Fahrerlager. "Vielleicht haben wir Fahrer nicht alles gegeben, um gehört zu werden. Vielleicht sind all diese Regeländerungen wie stehender Restart oder die doppelten Punkte beim Saisonfinale unsere Schuld", konnte sich Jenson Button einen sarkastischen Unterton nicht verkneifen. "Ich verstehe die Problematik, die Verantwortlichen stehen unter immensem Druck um den Sport attraktiv zu halten und manchmal passieren dabei Fehler."

Vor allem bezüglich der Sicherheit äußerten viele Piloten Bedenken, schließlich könnte künftig mit stark abgefahrenen Reifen gestartet werden, aber auch die Fairness war ein großes Thema. Diese Ängste versuchte FIA-Renndirektor Charlie Whiting am Donnerstag in Silverstone zu zerstreuen. "Wenn man Zweiter ist, gefällt einem vielleicht die Idee, die Führung übernehmen zu können, was bei einem rollenden Start vermutlich nicht möglich wäre", meinte der Brite hinsichtlich der Sorge, der Erstplatzierte könnte seine Position nun leichter als bei einem herkömmlichen Restart verlieren.

Künftig kann es mehrere stehende Starts pro Rennen geben, Foto: Sutton
Künftig kann es mehrere stehende Starts pro Rennen geben, Foto: Sutton

Was die abgenutzten Reifen betrifft, erklärte Whiting mit Blick auf das Regelwerk: "Man sollte nicht vergessen, dass die Safety-Car-Prozedur bis zum stehenden Restart unverändert bleibt." Deshalb werde aller Voraussicht nach jeder Fahrer mit verschlissenen Reifen die Boxen anlaufen, um neue Pneus aufziehen zu lassen. "Sie machen das jetzt und es gibt keinen Grund, warum sie es nicht auch unter den neuen Regeln machen sollten."

Abgesehen von jenen Fahrern, die gerade erst an der Box waren, werden alle Piloten zum Reifenwechsel kommen, um die Vorteile eines zusätzlichen Stopps zu genießen, ist Whiting fester Überzeugung. "Darum ist die Chance, dass ein Fahrer den Restart auf stark verbrauchten Reifen absolviert, sehr gering", so der FIA-Renndirektor.

Gut für die Show

Eingebracht wurde der Vorschlag des stehenden Restarts von einem Team, woraufhin sich die anderen Rennställe für die Idee begeisterten und fast schon enthusiastisch wurden, verriet Whiting. "Der Start ist in den Augen vieler das spektakulärste am Rennen und je mehr Starts es in einem Rennen gibt, desto besser", warb er für die regeltechnische Neuerung, die vom World Motor Sport Council einstimmig abgesegnet wurde.

Während heftig über das neue Reglement diskutiert wird, bleibt nur einer cool. "Die Regel ist wie sie ist, manchmal wird man davon profitieren und manchmal nicht", nimmt Kimi Räikkönen die Sache locker. "Jene Teams, die gut bei den Starts sind, wird es definitiv helfen, aber warten wir mal ab."

Stehende Restarts, so funktioniert's:

Das Verfahren mit dem Safety Car bleibt wie bisher. Den Überrundeten ist es auch 2015 erlaubt, sich während der Safety-Car-Phase zurück zu überrunden und sich dann am Ende des Feldes einzureihen. Wenn die FIA-Renndirektoren die Situation für sicher genug erachten, geht an die Fahrer die offizielle Nachricht raus: 'Safety Car kommt in dieser Runde'.

Nach dieser Verkündung biegt das Safety Car an die Box ab und die Fahrer stellen sich in der aktuellen Reihenfolge des Rennens in der Startaufstellung auf. An der Boxenausfahrt stehen die Ampeln in dieser Zeit auf Rot. Die Teammitglieder, die sich während dieser Zeit normalerweise an der Boxenmauer aufhalten, müssen sich - mit Ausnahme von zwei Personen - aus Sicherheitsgründen in die Garage zurückziehen. Danach erfolgt der Startprozess - die fünf Ampeln wechseln von rot auf grün, das Rennen wird erneut gestartet.

Einzige Einschränkungen: Es findet kein stehender Neu-Start statt, wenn das Safety Car innerhalb von zwei Runden nach dem Start des Rennens oder einem Restart auf die Strecke geht oder wenn nur noch weniger als fünf Runden der Renndistanz verbleiben oder die F1-Renndirektoren der Meinung sind, dass die Bedingungen für einen stehenden Re-Start ungünstig sind.