Der GP von Großbritannien in Silverstone dürfte für Toro Rosso zu einer gewaltigen Herausforderung werden. Zwar kommt das Layout des Kurses mit zahlreichen schnellen Kurven der guten Aerodynamik des STR9 stellenweise entgegen, allerdings könnten Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat in den langsamen 'Traktions-Passagen' sowie auf den langen Geraden mächtig Probleme bekommen. Der britische Traditionskurs stellt die Teams dabei vor eine große Herausforderung. Ein Großteil einer jeden Runde stehen die Piloten voll auf dem Gas, was nach möglichst wenig Luftwiderstand verlangt. Allerdings ist eine starke Aerodynamik und Downforce essentiell, um den Zeitverlust in den flüssigen Passagen gering zu halten und keinen Schwung auf den Vollgas-Abschnitten einzubüßen.

Traditionell liegt Silverstone weder Toro Rosso noch seinen Piloten. Erst zwei Mal schaffte es ein Fahrer in Diensten der 'kleinen Red-Bull-Schwester' in die Punkte. Allerdings glänzte Abgänger Daniel Ricciardo beim 'Reifenmassaker' im Vorjahr als Achter. Rookie Kvyat erlebt ein weiteres Novum in einem Formel-1-Boliden, während Vergne sich in Silverstone bislang nur wenig mit Ruhm bekleckerte. Vor allem Kvyat muss sich auf schwierige Umstände einstimmen. Unebener Fahrbahnbelag sowie hartes Fahren über die Kerbs bringen die Fahrer häufig ans körperliche Limit. Zudem ist auf den meist sehr hohen Reifenverschleiß sowie bisweilen sehr starke Winde besonders zu achten.

Der junge Russe, der die Strecke aus früheren Stationen bereits kennt, stellt sich auf ein schwieriges aber spaßiges Wochenende ein: "Ich mag Silverstone wirklich sehr, denn der Kurs weist viele verschiedene und interessante Passagen auf, die alle auf ihre Art und Weise extrem herausfordernd sind." Großen Respekt hat er vor dem englischen Wetter, das die Piloten mit plötzlichen Regenschauern und starken Winden jederzeit unangenehm überraschen kann. "Die starken Luftzüge können dich vor allem in den schnellen Kurven und flüssigen Passagen schnell heraustragen - da ist höchste Vorsicht geboten."

Jean-Eric Vergne kam bei bislang zwei Auftritten in Silverstone nie in die Punkte, Foto: Sutton
Jean-Eric Vergne kam bei bislang zwei Auftritten in Silverstone nie in die Punkte, Foto: Sutton

Teamkollege freut sich auf den Highspeed-Charakter des Kurses, weiß jedoch um mögliche Gefahren und Problemzonen: "Ohne gutes Aerodynamikpaket hast du hier schnell verloren, jedoch könnte ein passendes Setup in diesem Jahr extrem schwierig zu finden sein, da wir ja von vorneherein sowieso schon viel weniger Downforce haben." Trotz bislang ernüchternder persönlicher Resultate an Ort und Stelle kann der Franzose das Wochenende kaum erwarten: "Ich habe zwei Jahre lang quasi neben der Strecke gelebt und kenne hier jeden Grashalm. In Silverstone zu fahren gibt dir als Pilot immer einen enormen Kick. Zudem bin ich gespannt, wie sich die Strecke mit den neuen Turbo-Boliden anfühlt und fahren lässt."

Toro Rosso: Silverstone Bilanz

Toro Rosso in Silverstone: Toro Rosso konnte in Silverstone bisher lediglich fünf magere Punkte sammeln. Zum ersten Mal schrieb Jaime Alguersuari in der Saison 2011 als Zehnter an, während Daniel Ricciardo im Vorjahr Achter wurde.

Jean-Eric Vergne in Silverstone: Der Franzose nahm den Silverstone Circuit bislang zwei Mal unter die Räder, blieb jedoch weitestgehend erfolglos. Sah Vergne 2012 immerhin noch als 14. das Ziel, schied er im Vorjahr aufgrund eines Reifenschadens aus.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Toro Rosso hatte zwar einige positive und überraschende Momente in dieser Saison, jedoch zahlte das Team mit großer Regelmäßigkeit Lehrgeld. Vor allem auf den 'Motorstrecken' ging mit Ausnahme von Vergnes achtem Platz in Kanada nicht viel zusammen, allerdings war auch die Performance auf Strecken mit größerem Fokus auf eine gute Aerodynamik selten überzeugend. In Silverstone sollten neben den Mercedes-Teams, Red Bull und Ferrari auch die Lotus wieder stärker sein, was den Platz und die Luft in den Top-10 doch sehr dünn werden lässt - für Toro Rosso wohl zu dünn...(Samy Abdel Aal).