Frevel! Was hatte sich unsere Kerstin bloß dabei gedacht? Einfach so mit einem Wasserfläschchen von Red Bull in der Hand in die Mercedes-Hospitality zu spazieren. Verräterin! Binnen Sekunden hatte die flinke Hospitality-Mitarbeiterin die Plastikflasche gegen eine neue ausgetauscht. "Wir haben nämlich auch das beste Wasser!" Da hilft selbst der unschuldigste Blick nichts mehr.

Die Ereignisse der vergangenen anderthalb Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Red Bull war vier Jahre lang der Klassenprimus, Mercedes entwickelte sich hingegen immer mehr zum absoluten Spitzenteam und Thronerben. Der Weg an die Spitze bringt in einem so hart umkämpften Umfeld wie der Formel 1 automatisch Reibereien mit sich.

Red Bull vs. Mercedes geht auch im Fahrerlager weiter..., Foto: Sutton
Red Bull vs. Mercedes geht auch im Fahrerlager weiter..., Foto: Sutton

Den Anfang der Red-Bull-Mercedes-Streitereien machten Brause-Gate, Pirelli-Gate und Fuel-Flow-Gate. So soll Toto Wolff Red Bull mit dem üblen Schimpfwort Brausehersteller bezeichnet haben. Eine "Beleidigung", die er hinterher dementierte, bei Red Bull (was genauso stellen sie in erster Instanz nochmal her?) aber auf äußerst wenig Gegenliebe stieß.

Selbst vor Gericht mischten sich die Kontrahenten in die Angelegenheiten des vermeintlichen kommenden Hauptrivalen ein. Zunächst forderte Red Bull eine härtere Strafe für Mercedes im Pirelli-Reifentestskandal, was die Silbernen in diesem Jahr bei der Fuel-Flow-Anhörung im Fall Ricciardo zurückzahlten.

In Zeiten der McLaren-Ferrari-Titelkämpfe zu Beginn des Jahrtausends kamen den Kontrahenten in ihren Pressemitteilungen noch nicht einmal mehr die Namen ihrer "Rivalen"/"Hauptgegner"/"des anderen Teams" über die Tastaturen. Jetzt gibt es ein neues Duell der Namenlosen.

Mercedes ging nun sogar soweit, beim Red-Bull-Heimrennen auf den offiziellen Streckennamen zu verzichten, weil dieser die beiden Wörter mit R und B beinhaltet - sie blieben in ihren Interviews und Pressemitteilungen beim klassischen "Spielberg". Rund um das Rennwochenende pflasterten sie sogar die Gegend um den Kurs mit "Heimspielberg"-Plakaten voll.

Nach dem Doppelsieg im Feindesland, das dank Niki Lauda und Toto Wolff eingebürgert und zum Heimrennen erklärt wurde, grüßten die Silberpfeile in Zeitungsanzeigen mit dem deutlichen Seitenhieb: "Silver Arrow: verleiht Flügel".

Es Hass zu nennen, wäre in den Augen von Wolff zu stark. "Wir sind Konkurrenten", betont er. "Ich respektiere Red Bull. Nichtsdestotrotz ist das Leben zu kurz, um schlechten Wein zu trinken." Was lernen wir daraus? Red Bull ist wohl doch mehr als nur ein Brausehersteller. Exakt, sie haben auch Wasser...