Mercedes an der Spitze, Rennen in der eigenen Heimat: Eigentlich hätte Toto Wolff nach dem Auftakt am Red Bull Ring beste Laune haben sollen. Hatte der Mercedes-Motorsportchef aber nicht, etwas verdarb dem Österreicher ein wenig die Stimmung. Mit den Fragen auf der Pressekonferenz nach den beiden Trainings am Freitag konnte sich Wolff überhaupt nicht anfreunden. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine andere Sportart ein Pressekonferenz in dieser Weise beginnen würde - nur darüber zu sprechen, was nicht gut ist", ärgerte er sich.

Worum ging es konkret? Natürlich um die beiden Schlagworte, die derzeit das Geschehen abseits der Strecke in der Formel 1 beherrschen: Kosteneinsparungen und Regeländerungen, um potenzieller Langeweile entgegenzuwirken. "Ich finde es erstaunlich, dass wir die Pressekonferenz mit Fragen über Kostenreduktion beginnen und den Sport schlecht machen", legte Wolff nach. "Ich gebe zu, dass wir glücklicherweise für uns ziemlich dominant sind, ähnlich wie es Red Bull in den vergangenen Jahren war. Aber wir müssen aufhören, den Sport herunterzumachen."

Ist die Formel 1 wirklich zu langweilig?, Foto: Sutton
Ist die Formel 1 wirklich zu langweilig?, Foto: Sutton

Langweilige Formel 1?

Im Hintergrund schwelt aktuell eine große Debatte darüber, wie die Formel 1 wieder für mehr Spannung sorgen kann. Ein Grund dafür ist die aktuelle Stärke von Mercedes, nachdem die Silberpfeile in dieser Saison mehr oder weniger alles in Grund und Boden fahren. Dabei hätte das neue Motoren-Reglement doch für mehr Abwechslung sorgen sollen - am Ende änderte sich aber nur der Name des Teams an der Spitze. Dass in der Königsklasse noch immer eine riesige Kluft zwischen Arm und Reich klafft, schmeckt vielen Verantwortlichen ebenfalls nicht - vor allem nicht den kleinen Teams.

Der fehlende Sound und die schwierige Verständlichkeit tun ihr Übriges, um die Formel 1 zum Umdenken zu bewegen. Neue Safety-Car-Regeln, Abschaffung von Testfahrten während der Saison und das Verbot der Reifenwärmer sind nur einige Punkte auf der Agenda für 2015. Dass in der Formel 1 aktuell alles schlecht ist, wollte aber selbst die Konkurrenz von Mercedes so nicht stehen lassen.

Neue Regeln sollen für mehr Spannung sorgen, Foto: Sutton
Neue Regeln sollen für mehr Spannung sorgen, Foto: Sutton

Dominanz ist nichts Neues

Unterstützung gab es von Monisha Kaltenborn. "Ich stimme mit Toto überein, dass wir ein ausgezeichnetes Produkt haben", sagte Saubers Teamchefin. "Wir haben eine tolle Plattform, die sehr attraktiv ist. In der Vergangenheit gab es spannende und nicht spannende Rennen. Wir haben Jahre erlebt, in denen ein Team dominierte. Das hatten wir also alles schon vorher, und wir sind immer noch hier."

Worauf es den Teamchefs ankam: Der Zuschauer muss wieder mehr Spaß an der Formel 1 finden. Zuletzt wurden immer häufiger Forderungen laut, den Fan aktiv in die Zukunft der Königsklasse einzubinden und mehr auf die Meinung der - zahlenden - Zuschauer zu achten. "Das Wichtigste: Die Formel 1 ist eine Show und muss Unterhaltung bieten", sagte Red Bulls Teamchef Christian Horner. "Rennen, wie wir es in Kanada hatten, sind das Beste der Formel 1. Das brauchen wir, und zwar mehr davon - jede Woche. Wir müssen der Öffentlichkeit mehr Zugang bieten, mehr Informationen hinter den Kulissen und sie mehr in das einbinden, was wir tun. Wie man das erreicht, darin liegt die Schwierigkeit."

Sehr beliebt in der Formel 1: Schier endlose Diskussionen, Foto: Sutton
Sehr beliebt in der Formel 1: Schier endlose Diskussionen, Foto: Sutton

Viel Raum für Verbesserungen

Zustimmung gab es von Ferraris Teamchef Marco Mattiaci, der die Welt außerhalb der Formel 1 bestens kennt und erst seit relativ kurzer Zeit in den kleinen F1-Kosmos eingetreten ist. "Wenn ich den Knopf drücken könnte", so der Italiener. "Würde ich gern ein viel tieferes Engagement der Fahrer mit den Zuschauern sehen. Am Ende gehe es laut Mattiaci in der Formel 1 zwar um Innovation, gleichzeitig sei Unterhaltung aber eben auch ein essentieller Faktor. "Ich denke, dass es hier riesige Möglichkeiten für Verbesserungen gibt, den Fan mehr an der Formel 1 zu beteiligen", war er überzeugt.

Dazu gehört auch eine verbesserte Verständlichkeit der hoch technisierten Formel 1 mit Power hier und Units da, ERS-H, ERS-K und Co. "Wir müssen daran arbeiten, damit die Öffentlichkeit das besser versteht, was wir produziert haben - wie die neuen Power Units funktionieren und wie man die neuen Regeln verstehen muss", forderte Toro Rossos Teamchef Franz Tost. "Ich denke, dass wir das in Zukunft umsetzen, um das Interesse der Leute an der Formel 1 zu erhöhen."