Über Nacht zum Top-Favoriten und erstem Mercedes-Verfolger. Daniel Ricciardo schwebt auch zwei Wochen nach seinem ersten Sieg in der Formel 1 noch auf Wolke sieben. Umso besser, dass mit dem Red Bull Ring eine ganz besondere Strecke wartet, auf der die Fans gerne den nächsten Erfolg des Australiers feiern würden. Er selbst rudert aber zurück und rät zur Zurückhaltung. "Die Motivation ist da, aber ich denke, dass es Zeit brauchen wird - es passiert nicht über Nacht", sprach der Red-Bull-Pilot den seiner Meinung nach immer noch großen Rückstand zu Mercedes an.

Klar ist aber auch: dieser Erfolg bringt neuen Schwung in das zu Saisonbeginn gebeutelte Weltmeisterteam. "Als ich die Linie überquerte, sah ich das Team an der Boxenmauer und es war fast wie ihr erster Sieg in der Formel 1", erinnerte sich Ricciardo an Kanada zurück. Dieser Erfolg sei für die gesamte Mannschaft eine Wohltat gewesen. "Dier Sieg gab uns Motivation. Nicht, dass wir die nicht ohnehin gehabt hätten, aber er hat noch dieses kleine Extra-Bisschen hinzugefügt und nun will jeder mehr davon haben."

Vettel jetzt angestachelt

Mehr davon haben will mit Sicherheit auch Sebastian Vettel - allerdings mit seinem Namen neben der eins. Während Ricciardo den ersten Red-Bull-Erfolg 2014 einfuhr, stand der Deutsche zwar ebenfalls auf dem Podest, für den vierfachen Weltmeister blieb aber nur Rang drei übrig. Trotzdem ist Ricciardo überzeugt, dass das Verhältnis der beiden weiterhin in Ordnung ist. "Er demonstrierte eine Menge Respekt und Sportsgeist nach dem Rennen", lobte der Australier seinen Teamkollegen. "Natürlich wäre er am liebsten auf der obersten Stufe gestanden, aber er sagte, dass er sich für mich freuen würde."

Weiterhin für seinen Teamkollegen freuen, kommt für Vettel zukünftig aber nicht infrage. Zumindest Ricciardo erwartet einen noch stärkeren und kämpfenden vierfachen Weltmeister. "Das wird ihn nur noch mehr motivieren, daher kann ich mich nicht ausruhen oder zu selbstzufrieden werden. Ich muss weiterhin Druck machen und hoffentlich klappt das für uns beide und bringt uns weiter nach vorne."

Vettel selbst spricht von einem nicht ganz einfachen Jahr, in dem es viele Schwierigkeiten zu überstehen gab. Der Deutsche ist aber nicht der Meinung, dass Ricciardo ihm das Leben schwerer macht als zuvor Mark Webber. "Blickt man auf die Ergebnisse, war er tatsächlich meist vor mir - wie ich in den Rennen davor meist vor Mark war. Aber jedes Rennen schreibt nun mal seine eigene Geschichte", sagte Vettel. Für den vierfachen Weltmeister besteht kein Zweifel, dass Ricciardo sehr gute Arbeit leistet und seit dem ersten Rennen das Maximum aus dem Red Bull herausholt. Das soll bald auch bei ihm wieder klappen: "Ich muss noch einige Dinge lösen, aber es ist schön zu sehen, dass es auf der anderen Seite der Garage klappt."

Daniel Ricciardo will mit aller Kraft nach vorne, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo will mit aller Kraft nach vorne, Foto: Red Bull

Alter Hase auf dem Red Bull Ring

Damit es auf der anderen Seite bei Ricciardo auch am Red Bull Ring klappt, saß der Australier in der vergangenen Woche viel im Rennsimulator. Im Gegensatz zu vielen andern Piloten durfte der Red-Bull-Mann den Kurs aber bereits mit einem Formel-1-Boliden erkunden. "Ich habe hier im letzten Jahr mit Toro Rosso Werbeaufnahmen gemacht und war auch sonst schon einige Male hier an der Strecke, daher ist sie für mich nicht ganz so unbekannt", gab es einen kleinen Seitenhieb in Richtung Konkurrenz.

Dementsprechend macht sich der WM-Dritte auch keine Sorgen, dass er eine lange Eingewöhnungszeit für die Strecke benötigt. Eine Herausforderung stellt der kürzeste Kurs der gesamten Saison dennoch dar. "Das Qualifying wird sehr eng werden und der kleinste Fehler bestraft. Es muss alles zusammenkommen, um eine gute Zeit zu fahren", warnte Riccardo. Sollte es am Red Bull Ring noch nicht klappen, die silberne Konkurrenz herauszufordern, dann irgendwann im Laufe der weiteren Saison: "Hoffentlich stehen wir dieses Jahr nochmal ganz oben. Wir versuchen, den Abstand zu schließen und nagen stetig etwas davon ab."