Felipe Massas letzter Formel-1-Sieg liegt mittlerweile fast sechs Jahre zurück. Der Brasilianer gewann 2008 sein Heimrennen in Sao Paulo und feierte den vermutlich traurigsten Triumph seiner Laufbahn, denn für einige Sekunden wähnte er sich als neuer Weltmeister. Was danach kam, ist Geschichte und hinreichend bekannt.

Am vergangenen Sonntag hatte Massa die große Chance, seine Durststrecke zu beenden, doch anstatt der große Held des Kanada GP zu werden, verkam der Williams-Pilot erneut zur tragischen Figur.

Das schnellste Auto

Massa wurde in der letzten Runde an fünfter Position liegend durch die Kollision mit Sergio Perez aus dem Rennen gerissen. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt keine Siegchancen mehr hatte, glaubt er, dass er den Grand Prix gewinnen hätte können, wäre sein erster Boxenstopp nicht völlig daneben gegangen.

Massa verlor an der Box kostbare Zeit, Foto: Sutton
Massa verlor an der Box kostbare Zeit, Foto: Sutton

"Ich war zumeist das schnellste Auto auf der Strecke", sagte Massa nach seiner Rückkehr aus dem Medical Center, wo er gründlich durchgecheckt wurde, in Montreal gegenüber Journalisten. "Nicht mit den super-weichen Reifen, auf ihnen hatte ich eine ähnliche Pace wie Valtteri, aber mit dem Prime war das Auto unglaublich und sehr, sehr schnell", schilderte der 33-Jährige seine Eindrücke vom Circuit Gilles Villeneuve.

Hätte er beim Boxenstopp nicht knapp vier Sekunden verloren, weil das linke Vorderrad klemmte, wäre er vor Daniel Ricciardo, dem späteren Sieger, wieder auf die Strecke gekommen, was den Rennverlauf völlig geändert hätte, ist Massa fester Überzeugung. "Das war eine große versäumte Chance, wir haben viele Punkte verloren", klagte er. "Wir hatten ein unglaubliches Auto, das keine Probleme machte. Ich bin so enttäuscht, weil es ein fantastisches Rennen gewesen wäre."

Richtige Strategie

Bevor Massa zum zweiten Mal an die Box abbog, lag er an der Spitze des Feldes. Weil weder der Brasilianer noch das Team glaubten, dass er die verbleibenden 25 Runden auf den bereits strapazierten weichen Reifen überstehen würde, entschloss sich Williams dazu, auf Nummer sicher zu gehen. "Ich denke, die Entscheidung zu stoppen, war richtig", sagte Massa, der bereits zu diesem Zeitpunkt spürte, dass er Grip verlor und befürchtete, am Ende des Grand Prix' nicht mehr das notwendige Tempo anschlagen zu können.

Massas Rennen endete mit einem Crash, Foto: Sutton
Massas Rennen endete mit einem Crash, Foto: Sutton

Dank der frischen Pneus und des höchsten Top-Speeds bahnte sich der Brasilianer seinen Weg durch das Feld, bis es zum verhängnisvollen Zwischenfall mit Perez kam. Allerdings wusste Massa gar nicht, dass er im Falle eines idealen ersten Reifenwechsels eine realistische Siegchance gehabt hätte, da er über das Geschehen auf der Rennstrecke nicht im Bilde war.

"Ich habe nicht an den Sieg gedacht, denn ich konnte die Mercedes nicht gut sehen und wusste nicht, dass Hamilton aufgegeben hatte. Daher dachte ich, es war ein Kampf um das Podium", verriet der Williams-Fahrer, vom Kommandostand nicht über die technischen Probleme im Silberpfeil-Lager aufgeklärt worden zu sein.