Knapp zwei Wochen sind seit dem Monaco GP vergangen. Zwei Wochen, in denen Gras über die Geschehnisse zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton beim Klassiker im Fürstentum hätte wachsen können. Hamilton verkündete bereits via Twitter die Versöhnung mit seinem Teamkollegen. Doch auch in Kanada ist der teaminterne Kampf bei Mercedes das beherrschende Thema.

Während Hamilton vom Tiefpunkt ihrer Freundschaft sprach, sah Rosberg den Zwist nicht ganz so dramatisch: "Das habe ich nicht so empfunden. Das war nichts Außergewöhnliches, wir hatten immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten. Das war nichts Neues und es geht wieder weiter."

Wobei schon das Wort Freundschaft diskutabel erscheint. Vor der Saison bezeichneten sich beide als Freunde, zwischenzeitlich sprach niemand mehr von Freundschaft, man kenne sich nur schon sehr lange, jetzt spricht zumindest Hamilton wieder von Freundschaft. Rosberg nicht ganz: "Wir gehen respektvoll miteinander um und haben ein gutes, neutrales Verhältnis."

Niki Lauda, Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes Formel 1 Teams, erzählt in regelmäßigen Abständen, man könne in der Formel 1 keine Freunde haben. Speziell Teamkollegen wird nachgesagt, kein freundschaftliches Verhältnis haben zu können. "Dem stimme ich nicht ganz zu, aber es ist schon schwierig", so Rosberg.

Hamiltons besagten Tweet, in dem der Brite die Versöhnung verkündete, will Rosberg gar nicht gesehen haben. So wie der WM-Führende überhaupt von der ganzen Berichterstattung rund um das teaminterne Duell nicht viel mitbekommen haben will. "Viel von all dem habe ich nicht mitbekommen, weil ich keine Zeitung lese und in diesem Sinne auch kein TV schaue."

Nicht wie Senna Prost

Den Vergleich mit dem Duell zwischen Ayrton Senna und Alain Prost sieht Rosberg zwiegespalten. "Es ist für mich eine Ehre, wenn dieser Vergleich gezogen wird, weil es damals ein Mega-Duell auf einem Mega-Niveau war. Aber sonst will ich darauf nicht eingehen, weil es eine ganz andere Situation war und ich mich nicht mit etwas vergleichen möchte, das in der Vergangenheit passiert ist."

Ayrton Senna und Alain Prost hatten bekanntermaßen nicht das beste Verhältnis, Foto: Sutton/adrivo Sportpresse
Ayrton Senna und Alain Prost hatten bekanntermaßen nicht das beste Verhältnis, Foto: Sutton/adrivo Sportpresse

Dabei war es Hamilton, der mit diesem Vergleich begann. Nachdem Rosberg im Qualifying zum Monaco GP für gelbe Flaggen sorgte und damit Hamiltons letzten Versuch, doch noch die Pole Position zu holen, verhinderte, geriet der Weltmeister von 2008 in Rage: "Ich weiß nicht, ob sich Senna und Prost hingesetzt und sich ausgesprochen haben. Ich finde die Art und Weise, wie Senna damit umgegangenen ist, ziemlich gut. Vielleicht sollte ich mir davon eine Scheibe abschneiden."

Respekt ist vorhanden

Auch wenn Hamilton nach Rosbergs zweitem Monaco-Sieg einen schlechter Verlierer abgab, Rosberg will den Gesten nicht zu viel beimessen. "Natürlich wäre es mir lieber, wenn mir der Teamkollege auf die Schulter klopft, aber es ist eigentlich nicht so wichtig. Und im Nachhinein ist es immer so, dass man dem anderen den gewissen Respekt auch zollt - das ist das Wichtigste."

Auf der Strecke wird sich nach den Vorkommnissen in Monaco nichts ändern, beide fahren weiterhin voll gegeneinander. Natürlich mit Verstand. "Man ist schon ein kleines bisschen vorsichtiger, weil es der Teamkolleg ist", gesteht der Deutsche. Auch die Arbeit der beiden Teams hinter Rosberg und Hamilton läuft wie bisher weiter.

Beide Piloten können die Daten des anderen einsehen. "Wenn eine Crew mit einer guten Idee kommt", erklärt Rosberg, "dann sieht es die andere. Das ist manchmal schade. Wenn man gegen einen Piloten in einem anderen Team fahren würde, dann hätte man hier einen Vorteil."