Sebastian Vettels Saison verläuft bislang alles andere als ideal. Der vierfach-Weltmeister hat nach sechs Rennen lediglich 45 Punkte auf dem Konto und rangiert auf Rang sechs noch hinter Nico Hülkenberg im Force India. Auch Teamkollege Daniel Ricciardo hat mehr Punkte auf dem Konto als der Heppenheimer.

Bei Vettel reiht sich in diesem Jahr ein technischer Defekt an den anderen. "Rückblickend hatte ich nur ein Rennen ohne Probleme. Das war in Malaysia. Alle anderen Rennen standen nicht unbedingt unter dem besten Stern", so der Red-Bull-Pilot im RTL-Interview.

Beim Saisonauftakt im Albert Park schied Vettel mit Motorenproblemen aus, in Bahrain streikte das Wastegate-Ventil im Qualifying, in China brachen die Reifen ein, in Spanien quittierte das Getriebe den Dienst im letzten Qualifikationssegment und in Monaco scheiterte es schließlich am Turbolader. Die Liste ließe sich noch auf Trainingssitzungen erweitern, doch würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Kurzum: Der Wurm ist drinnen.

In Spanien wurde immerhin ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Das Chassis wurde ausgewechselt und defekte Messgeräte ersetzt. Seitdem fühlt sich Vettel deutlich wohler im RB10. "Seither hatten wir nur ein Rennen, nicht mal mehrere Training-Sessions, um wirklich ein Gefühl dafür zu bekommen." In Spanien stand Vettel fast alle Trainings in der Box, in Monaco musste er seinen Boliden früh im Rennen abstellen.

Motivationsprobleme gibt es aber trotzdem nicht. "Wenn es auf Grund von vielen anderen Umständen nicht möglich ist, dann strebt man trotzdem die Perfektion an. Das heißt, man will trotzdem das Beste aus sich und aus dem Auto rausholen", so der 26-Jährige. "Wenn man ein Rennen fährt, und es läuft so, wie man es sich selbst gewissermaßen ausmalt und das Gefühl hat, dass man alles rausholt, dann ist es gar nicht so schlimm wenn man als Dritter, Fünfter oder Sechster ins Ziel fährt."

Ziel: Montreal gewinnen

Vettel will den Vorjahres-Sieg in Kanada wiederholen, Foto: Sutton
Vettel will den Vorjahres-Sieg in Kanada wiederholen, Foto: Sutton

Für das nächste Rennen in Montreal hat Renault bereits einen großen Leistungsschub versprochen. Der Circuit de Gilles Villeneuve soll auch der Gradmesser für die französische Power Unit sein. Vettels Ziel ist klar. Ob er das Rennen gewinnen wird? "Davon gehe ich aus!"

"Letzen Endes ist es bitter", muss Vettel konstatieren. "Doch wenn die Technik streikt, kann man als Fahrer natürlich nicht viel machen." Der jüngste Weltmeister in der Geschichte der Formel 1 vergleicht seine Situation mit jener von Michael Schumacher während seiner Mercedes-Jahre: "Als der Michael damals zurückgekommen ist mit Mercedes und das Auto einfach nicht auf dem Niveau war wie vielleicht er und vielleicht nicht das Niveau hatte wie damals sein Ferrari, gab es auch viele Leute, die gesagt haben: Damals hat Michael mit Ferrari gewonnen und er hat nur Glück gehabt."

Manchmal respektlos

Doch Vettel hat in seinen sieben Saisons in der Königsklasse gelernt, mit Meinungen umzugehen. "Es ist in unserer heutigen Zeit leider ganz normal, dass man sehr schnell sein Urteil fällt. Ich denke, damit muss man auch lernen umzugehen. Es gehört irgendwie dazu. Wenn man es sich aussuchen könnte, würde man gerne darauf verzichten. Aber ja, es ist eben schnell was gesagt und schnell was geschrieben."

Vettel selbst nimmt sich bei den Spielchen in der Formel-1-Welt nicht aus: "Man selber darf aber auch nicht immer die Wahrheit erwähnen. Es ist ein bisschen Kindergarten. So ist es leider in der Formel-1. Jeder denkt, dass er Geheimnisse hat und diese verstecken muss." Gefallen will er daran aber nicht finden. "In gewisser Weise ist es respektlos, weil die Leute den Hintergrund nicht kennen. Die Leute wollen oftmals auch nicht die Hintergründe kennen. Sie wollen immer schön was Kontroverses lesen und nicht wie toll und wie schön alles ist."