Der Name Circuit Gilles Villeneuve hält was die klangvolle Ehrenbezeichnung verspricht. Der 4,361 Kilometer lange Kurs ist etwas für echte Draufgänger - eben solche wie der legendäre Namensgeber Gilles Villeneuve zu seinen Lebzeiten war. "Montreal ist ein sehr spezieller und ungewöhnlicher Circuit. Er bietet Hochgeschwindigkeits-Passagen sowie einen interessanten Mix aus Rennstrecke und Straßenkurs", erklärt Jean Alesi. Im Rennen spulen die Piloten 70 Runden respektive 305,270 Kilometer ab - mehr als die Hälfte der Runde wird mit Vollgas gefahren.

Die Fahrer erreichen dabei eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 320 km/h, die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 199 km/h. "Die Kombination aus langen Geraden und langsamen Kurven erfordert eine hohe Endgeschwindigkeit, eine gute Bremsbalance, schnelle Richtungswechsel, eine gute Traktion, sowie ein sanftes Einfedern beim Fahren über die Bodenwellen und die Randsteine", sagt Giampaolo Dall'Ara, leitender Ingenieur bei Sauber. Nicht nur bei den Schweizern werden in Kanada erstmals spezielle Heckflügel zum Einsatz kommen. "Dadurch soll der Luftwiderstand reduziert werden, wodurch die Autos zugleich weniger Abtrieb haben", verrät Dall'Ara.

Die Wall of Champions ist berühmt berüchtigt, Foto: Sutton
Die Wall of Champions ist berühmt berüchtigt, Foto: Sutton

Durch den ständigen Wechsel von Abbremsen und Beschleunigen wird die Power Unit in Kanada auf eine harte Probe gestellt, weshalb man wie bereits in Monaco mehrere Motorschäden zu sehen bekommen könnte. "Wir haben in diesem Jahr einen neuen Antriebsstrang. Wenn man sehr abwechslungsreich fährt - mal sehr hoch, mal sehr niedrig und dann wieder sehr hoch - scheint das den neuen Motoren nicht so zu passen", meinte Gerard Lopez in Monaco gegenüber Motorsport-Magazin.com. Neben seinem rasanten Charakter zeichnet sich der Kurs durch drei markante Schlüsselstellen aus.

Drei Schlüsselstellen

Auf der Start- und Zielgeraden beschleunigen die Fahrer auf über 300 km/h. Das Vollgasstück findet in der Anfahrt auf Kurve eins allerdings ein abruptes Ende, wenn die Piloten in den dritten Gang herunterschalten. Richtiggehend in den Keller geht die Geschwindigkeit vor der Haarnadelkurve, dem zweiten neuralgischen Punkt der Strecke. In der Anbremszone drosseln die Fahrer die Geschwindigkeit bis auf unter 60 km/h, um nach der Durchfahrt auf der über einen Kilometer langen 'Droit du Casino'- Geraden wieder Vollgas zu geben. Auf diesem Stück werden Top-Speeds von 320 km/h gemessen.

"Die Strecke ist für die Fahrer weniger körperlich belastend, sondern fordert ein sehr hohes Maß an Konzentration beim Bremsen. Das gilt insbesondere in der Schikane vor der Boxengasse mit der berüchtigten Wall of Champions", erklärt Alesi. Ihren Namen verdankt die Begrenzungsmauer dem Umstand, dass 1999 die drei Champions Michael Schumacher, Damon Hill und Jacques Villeneuve allesamt in der Mauer landeten. Die Schwierigkeit besteht darin, die Schikane mit der exakt benötigten Motorenleistung zu durchfahren. Schiebt das Aggregat zu stark an, landet der Fahrer in der Wand, bei zu geringem Leistungseinsatz fehlt auf der anschließenden Start- und Zielgeraden die Power.