Der Kanada GP des Jahres 2013 bildete für Toro Rosso und vor allem Jean-Eric Vergne so etwas wie den Saisonhöhepunkt. Mit Rang sechs und acht Punkten gelang dem Franzosen die beste Ausbeute. Umso beeindruckender wird diese Zahl jedoch bei Betrachtung der Tatsache, dass Vergne im gesamten letzten Jahr lediglich auf 13 Zähler für das Team von Franz Tost kam. Die aktuelle Saison brachte für Toro Rosso bislang Höhen und Tiefen. Nach starkem Auftakt in Australien fuhr in den vergangenen fünf Rennen lediglich Rookie Daniil Kvyat zwei Mal als Zehnter einen Punkt für die 'kleine Red-Bull-Schwester' ein.

Die unerwartet starke Leistung beider Boliden in Qualifying und Rennen in Monaco - einer Strecke, die mit Kanada einiges gemein hat - lässt Toro Rosso jedoch darauf hoffen, die Negativserie endlich zu beenden. Allerdings muss für ein erfolgreiches Wochenende alles passen: Nachdem in Monaco beide Piloten am Limit operierten, fielen beide STR9 mit Defekt am Auspuff ohne Fremdeinwirkung aus. Auch in Kanada kommt es, wie in Monaco, aufgrund vieler langsamer Passagen und 'Stop-and-Go'-Sektionen auf starke Traktion und Beschleunigung an. Gerade in diesen Bereichen verblüffte der Toro Rosso im Fürstentum am Meisten. Einzig die extrem lange Gerade in Kanada könnte ein wenig zur Achillesverse werden.

"Ich weiß natürlich, dass es extrem schwierig wird, aber ich werde alles dafür geben, so gut wie letztes Jahr abzuschließen", gibt Vergne eine ambitionierte Marschrichtung vor. "Die Strecke ist auf jeden Fall sehr hart für Auto und Fahrer und es wird wie immer extrem anstrengend. Vor allem ist der Kurs aber einer der gefährlicheren, was den besonderen Reiz des Rennens ausmacht." Ohne große Auslaufzonen ausgestattet und an einigen Passagen von Mauern begrenzt, gehören Unfälle und Safety-Car-Phasen in Kanada eher zur Regel denn zur Ausnahme. "Es fühlt sich teilweise an wie im Kartsport, wenn du deinen Boliden auf der engen Strecke mit hoher Geschwindigkeit über die Kerbs jagst. Das macht wirklich Spaß und bringt eine Menge Adrenalin", verrät der Franzose.

Für Rookie Kvyat wird das Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve eine Premiere. Mit Simulator-Arbeit und Video-Studien von Onboard-Kameras bereit sich der Russe intensiv auf die große Herausforderung vor. Er zeigt Respekt, hat aber keine Angst. "Ich sage einmal so: Nachdem ich Monaco wirklich gut gemeistert habe bis zum Technischen Defekt, trau ich mir auch in Kanada eine gute Leistung zu. Ich hoffe, dass ich relativ schnell meinen Rhythmus auf der Strecke finden kann, dann sollten mir auch schnelle Runden gelingen." Abseits der Rennstrecke kann Kvyat den Trip nach Kanada kaum erwarten. "Ich war dort noch nie, habe aber gehört, dass die Leute dort genauso Eishockey-verrückt sind wie in Russland. Ich hoffe, ich kann die Halle in Montreal besuchen."

Rookie Daniil Kvyat zeigte in dieser Saison schon mehrfach sein Talent, Foto: Sutton
Rookie Daniil Kvyat zeigte in dieser Saison schon mehrfach sein Talent, Foto: Sutton

Toro Rosso: Montreal Bilanz

Toro Rosso in Montreal: Das beste Resultat für Toro Rosso in Montreal fuhr im Vorjahr Jean-Eric Vergne als Sechster heraus. Bis dahin hatten achte Plätze von Sebastian Vettel, Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari die Bestmarke dargestellt.

Jean-Eric Vergne in Montreal: Nachdem der Franzose bei seiner Premiere im Jahr 2012 nicht über Rang 15 hinausgekommen war, steigerte er sich im Vorjahr deutlich und nahm als Sechster wertvolle Punkte mit.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Toro Rosso ist auf dem Papier sicherlich kein Punktekandidat, jedoch verblüffte die Truppe von Franz Tost in dieser Saison bereits auf Terrain, auf dem ihr niemand etwas zugetraut hätte. Daniil Kvayts Punkt in China sowie die Vorstellung beider Piloten über das gesamte Monaco-Wochenende hinweg waren schlichtweg sensationell, jedoch gilt es langsam aber sicher, etwas aufs Papier zu bringen. Platz sechs für Vergne im Vorjahr war sicher ein Ausrutscher und ist in diesem Jahr so auf keinen Fall zu erwarten, jedoch könnten mit etwas Glück durchaus ein paar Zähler für die sympathische Truppe herausspringen (Samy Abdel Aal).