Mit einem breiten Grinsen marschiert Daniel Ricciardo durch das Fahrerlager von Montreal- und dazu hat der Australier allen Grund. In seiner ersten Saison für Red Bull stellte er bislang mehrmals Sebastian Vettel in den Schatten. In sechs Qualifyings war der Sonnyboy aus Perth fünf Mal schneller als Vettel und mit seinem dritten Platz zuletzt in Monaco liegt er nun auch in der Fahrerwertung vor seinem Teamkollegen und vierfachen Champion.

Nichtsdestotrotz muss sich Vettel nach Meinung der Experten keine ernstzunehmenden Sorgen machen. "Sebastian hat bislang keine runde Saison erlebt. Kann er zurückschlagen? Ich denke schon. Wir haben von ihm noch nicht alles gesehen", meinte Johnny Herbert im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Die starke Performance des 25-Jährigen würde weit weniger Vettels Image als jenes seines Vorgängers, Mark Webber, schaden.

"Die große Frage, die sich mir jetzt stellt, ist: Ist Webber so eine Banane gewesen oder waren es die technischen Umstände, die dazu geführt haben", wirft Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner in den Raum. In seinen 215 Formel-1-Rennen holte Webber 42 Podestplätze und gewann neun Rennen, den letzten großen Schritt schaffte er aber nie. 2010, 2011 und 2013 reichte es in der Weltmeisterschaft jeweils nur zu Platz drei. "Es zeichnet sich kristallklar ab, dass Webber mit dem angeblasenen Auspuff immer deutlich hinter Vettel lag", erklärt Danner.

Webber verblasste im Vergleich zu Vettel, Foto: Red Bull
Webber verblasste im Vergleich zu Vettel, Foto: Red Bull

Wann immer es diesen Vorteil nicht gab, seien Vettel und Webber gleichauf gewesen oder Webber sogar vor dem Deutschen. "Ich glaube schon, dass dieser angeblasene Diffusor fahrstiltechnisch etwas ist, was Sebastian perfektioniert hat und was er jetzt nicht mehr nutzen kann, speziell beim Bremsen. Ich glaube, dass ist die Problematik. Es würde für mein Verständnis der Dinge Sinn machen", so Danner. Für andere war Webber spätestens seit der Multi-21-Affäre in Malaysia ein gebrochener Mann.

"Mark hat zuletzt nicht mehr die Leistung gebracht, die er früher mal gebracht hat. Er war einmal auf dem obersten Level, hat dann aber scheinbar die Lust verloren. Vor allem nach Malaysia hat man gemerkt, dass die Luft raus ist", erklärte Marc Surer gegenüber Motorsport-Magazin.com. Webber selbst räumte gegenüber britischen Journalisten nach seinem Karriereende ein, dass er wohl nicht das Zeug eines großen Champions gehabt habe. "Glaube ich, dass ich das Zeug hatte, um Weltmeister zu werden? Ja, auf jeden Fall. War ich so gut wie das Kaliber eines Alain Prosts? Wahrscheinlich nicht", gab Webber schonungslos zu Protokoll.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint - Die Frage, wie gut Mark Webber tatsächlich war, lässt sich im Nachhinein nicht mehr wirklich klären. Zu viel ist in seiner Red Bull-Zeit auf als auch abseits der Strecke vorgefallen. Nicht zu vergessen, die technischen Ausfälle, mit denen der Australier immer wieder zu kämpfen hat - so wie Sebastian Vettel in diesem Jahr. Webber hin oder her - mit Daniel Ricciardo scheint jetzt ein Fahrerkaliber im Red Bull zu sitzen, das Vettel einheizen kann.(Kerstin Hasenbichler)