59 Mal ist im Sportlichen Reglement zur Formel-1-Saison 2014 von Strafen die Rede. Im Gegensatz zu den meisten Gesetzesbüchern werden die unterschiedlichsten Delikte für (fast) alle erdenklichen Fälle genauestens behandelt. Nicht immer einfach, im Regel-Wirrwarr den Überblick zu behalten. Motorsport-Magazin.com liefert die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Welche Strafen gibt es während des Rennens?

Die traditionellste aller Strafen kommt nur noch selten zum Einsatz: Bei der 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe muss der Pilot durch die Boxengasse fahren und 10 Sekunden lang vor der Teamgarage stehenbleiben. Zur Anwendung kommt sie beispielsweise, wenn während des Rennen die Reifen beim Boxenstopp nicht richtig befestigt werden, oder bei eindeutig verschuldeten Unfällen.

Einmal langsam durch die Boxengasse bitte, Foto: Sutton
Einmal langsam durch die Boxengasse bitte, Foto: Sutton

Seit längerem gibt es auch eine abgeschwächte Variante: Die inzwischen - zumindest bei den Stewards - beliebte Durchfahrtsstrafe, auch Drive-through-Penalty (DTP) genannt. Im Gegensatz zur 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe muss der Pilot nicht anhalten, sondern muss nur einmal im Schleichtempo durch die Boxengasse fahren. Sie wird bei mittelschweren Vergehen wie Frühstarts eingesetzt.

Beide Strafen dürfen nicht mit Arbeiten am Auto verbunden werden. Lediglich für den Fall, dass der Motor beim Stehenbleiben vor der Boxengasse ausgeht, dürfen Mechaniker zu Hilfe kommen und das Aggregat starten.

In dieser Saison neu ist die 5-Sekunden-Strafe. Kleinere Vergehen, wie beispielsweise das mehrmalige Verlassen der Strecke werden damit geahndet. Der Pilot muss, während er einen regulären Boxenstopp ableistet, fünf Sekunden lang in seiner Parkposition stehen, ohne dass Mechaniker am Auto arbeiten dürfen. Erst dann dürfen Reifen gewechselt oder andere Arbeiten durchgeführt werden. Steht kein Boxenstopp mehr an, werden fünf Sekunden auf die Rennzeit des betroffenen Fahrers addiert.

Keine dieser Strafen darf während einer Safety-Car-Phase abgeleistet werden. Wird die Strafe erst in den letzten drei Rennrunden ausgesprochen, wird sie nicht mehr abgesessen. Anstelle der 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe werden 30 Sekunden auf die Rennzeit addiert, anstelle einer Durchfahrtsstrafe entsprechend 20 Sekunden und statt einer 5-Sekunden-Strafe in der Boxengasse gibt es fünf Sekunden auf das Resultat.

Welche Strafen gibt es vor oder nach den Rennen?

Strafen gehören in der Formel 1 zur Tagesordnung, Foto: Sutton
Strafen gehören in der Formel 1 zur Tagesordnung, Foto: Sutton

Auch abseits der Rennstrecke können Regelverstöße begangen werden. Oder ein Zwischenfall wird erst nach dem Rennen untersucht. Auch dann müssen die Stewards im Zweifelsfall Strafen aussprechen. Hier ein kleiner Überblick:

  • Zeitstrafe: Nachträglich wird eine Strafzeit auf die Rennzeit des Piloten addiert
  • Verwarnung: Ist das Vergehen gering, gibt es nur eine Verwarnung
  • Strafpunkte: Zusätzlich zur normalen Rennstrafe können Punkte vergeben werden
  • Ausschluss: Ein Fahrer kann aus der Wertung ausgeschlossen werden
  • Rückversetzung: Der Pilot muss beim nächsten Rennen eine bestimmte Anzahl an Startplätzen nach hinten
  • Suspendierung: Der Fahrer darf beim nächsten Rennen nicht starten

Damit sind die meisten Vergehen abgedeckt. Dennoch haben die Rennstewards noch Spielraum und können im Zweifelsfall andere Strafen vergeben oder im Strafmaß variieren.

Was ist der Unterschied zwischen Verwarnungen und Strafpunkten?

Verwarnungen gibt es schon länger: Ist ein Delikt für eine Strafe nicht schlimm genug, erhält der Übeltäter eine Verwarnung. Haben sich drei Verwarnungen angesammelt, muss er beim nächsten Rennen zehn Startpositionen nach hinten. Zusatz: Dabei müssen mindestens zwei dieser Verwarnungen für Fehlverhalten auf der Strecke gesammelt worden sein.

Strafpunkte werden hingegen zusätzlich zu Strafen vergeben. Die Skala reicht von einem Strafpunkt hoch bis zu vier. Sie gibt es erst seit dieser Saison. Sammeln sich auf einer FIA-Lizenz zwölf Strafpunkte an, darf der betroffene Fahrer nicht beim nächsten Rennen starteten. Zwölf Monate nach dem Vergehen werden die dafür gesammelten Strafpunkte wieder gelöscht.

Wie sieht es bei den Power Units aus?

Neue Motoren, neue Regeln, Foto: Renault Sport F1
Neue Motoren, neue Regeln, Foto: Renault Sport F1

Seit dieser Saison ist es noch ein ganzes Stück komplizierter. Nicht mehr acht Motoren, sondern fünf Power Units stehen jedem Fahrer zur Verfügung. Dabei besteht eine Power Unit aus sechs Komponenten. Wird eine komplette sechste Power Unit eingesetzt, muss der Pilot aus der Box starten. Wird hingegen nur eine einzelne sechste Komponente eingesetzt, gibt es eine Rückversetzung um zehn Startplätze. Für das zweite Einzelteil gibt es nur mehr fünf Plätze. Dann geht das Spiel wieder von vorne los: Für das siebte Exemplar einer Komponente gibt es wieder zehn Plätze, für alle weiteren wieder nur fünf, und so weiter.

Was hat es mit dem Getriebe auf sich?

Getriebe müssen sechs Rennen halten, Foto: Hartley/Sutton
Getriebe müssen sechs Rennen halten, Foto: Hartley/Sutton

Ein Getriebe muss in der Formel 1 bei sechs aufeinanderfolgenden Events im Einsatz sein. Anders als bei der Power Unit ist hier ein Event nicht das gesamte Rennwochenende, sondern lediglich Samstag und Sonntag. Kleinere, von der FIA festgeschriebene Teile, dürfen aber getauscht werden. Muss das gesamte Getriebe oder nicht von der FIA erlaubte Teile getauscht werden, gibt es eine Strafversetzung um fünf Plätze.

Anders als bei der Power Unit endet ein Zyklus mit einem Ausfall. Sieht ein Pilot bei einem Rennen die Zielflagge nicht, darf beim nächsten Event straffrei ein neues Getriebe eingesetzt werden, der Zyklus von sechs Rennen beginnt von vorne. Übrigens: Kommt ein Ersatzfahrer zum Einsatz, muss er Power Units und Getriebe vom etatmäßigen Piloten übernehmen.

Werden Strafversetzungen mitgenommen?

In dieser Saison können erstmals Strafversetzungen mitgeschleift werden. Das bedeutet: Kann ein Pilot seine komplette Strafe nicht absitzen, werden die restlichen Positionen zum nächsten Event mitgenommen. Allerdings gilt diese Sonderregel lediglich für Strafversetzungen wegen Power Units. Können beim zweiten Rennen immer noch nicht alle Strafplätze abgeleistet werden, verfällt die restliche Strafe.

In welcher Reihenfolge wird strafversetzt?

Nicht selten gibt es an einem Wochenende gleich mehrere Strafversetzungen. In diesem Fall gilt: First come first serve. Heißt also, wer als Erster bestraft wird, wird als Erster zurückversetzt. Bei Wechsel von technischen Teilen gilt: Wer den Wechsel zuerst angemeldet hat, wandert als Erster nach hinten. Erzielt ein Pilot im Qualifying gar keine Zeit, muss er immer als Letzter starten. Auch durch eine Strafversetzung eines anderen Fahrers kann er nicht nach vorne rutschen.