Mit einem breiten Grinsen schreitet Romain Grosjean durch die Tür und platziert sich vor den wartenden Journalisten. "Die Pace ist da, der Motor ist viel besser als vor zwei oder drei Rennen, das Auto fühlt sich ausbalanciert an. Ich kann die Fortschritte definitiv spüren", erklärt der Lotus-Pilot. Zwei Monate zuvor, beim Großen Preis von Malaysia, bot sich Motorsport-Magazin.com ein ganz anderes Bild. Damals saß der Franzose wie ein Häufchen Elend in der Lotus-Hospitality und versuchte wieder einmal zu erklären, warum das Auto einfach nicht fahren will. .

Seitdem hat das Team rund um die Uhr gearbeitet, der Lohn folgte in Spanien mit den ersten Punkten. "Lotus ist das Team, das sich in diesem Jahr von allen am meisten weiterentwickelt hat", lobt Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Besonders der Sprung, den das Team seit den Testfahrten gemacht hat, beeindruckte Danner. "Lotus war ja auf Höhe von Marussia und jetzt sind sie in den Top-6. Aber hallo! Das ist ein Team, das sich am eigenen Schopf wieder aus dem Dreck gezogen hat. Das Team hat mich irrsinnig beeindruckt", schwärmt Danner.

Das ehemalige Sorgenkind E22, Foto: Sutton
Das ehemalige Sorgenkind E22, Foto: Sutton

Rückblick: Ein Bild des Grauen

"Das Auto war sehr instabil und unvorhersehbar. Im Fernsehen hat man nicht gesehen, dass nicht nur die Hinterachse, sondern auch die Vorderachse rutschte. Wir wussten nicht einmal, welches [Ende] rutschen würde!", klagte Grosjean nach dem dritten Saisonrennen in Bahrain - dabei sahen beide Lotus-Fahrer an diesem Wochenende erstmals die schwarz-weiß-karierte Zielflagge. In den Wochen und Monaten zuvor bot sich dem Team aus Enstone ein Bild des Grauens - eine Pannenserie folgte der nächsten. Der E22 war weder schnell noch zuverlässig. "Sie haben ein irrsinniges Problem gehabt mit Renault. Sie hatten aber auch ein irrsinniges Problem mit dem neuen Fahrzeug, um es ans Laufen zu bekommen", erinnert sich Danner.

Im Nachhinein sieht Teambesitzer Gerard Lopez die Probleme als gar nicht mal so dramatisch an. "Den ersten Test haben wir verpasst, aber der Filmtag danach lief ganz gut. Bei den restlichen Tests ging ein Motor nach dem anderen kaputt, aber das Setup hat stets gepasst. Wir haben ja vom letzten Jahr nur geupdated und kein neues Auto gebaut", erklärte Lopez. Und auch wenn Lotus vor Monaco erst vier Punkte auf dem Konto hatte - zum Vergleich: 2013 waren es nach der gleichen Anzahl von Rennen 111 Zähler -, will Lopez von einem Leistungsabfall nichts wissen.

Kein Leistungsrückfall zu 2013

"Also in meinen Augen ist das bei uns kein Leistungsrückfall. Wir werden natürlich nicht Mercedes schlagen können, aber vielleicht können wir ja ab und an Red Bull noch ärgern. In meinen Augen hatten wir trotz der bisher schwachen Ergebnisse aber keinen wirklichen Rückfall", stellte Lopez im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com klar und fügte hinzu: "Aber das ist eben die Formel 1: Wenn man vier schlechte Rennen macht, ist man gleich untendurch und hat eine Gurke gebaut. Aber ich bin mir sicher, dass wir immer noch um die Plätze drei, vier mitfahren können."

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint - Im Vergleich zu anderen Sorgenkindern wie zum Beispiel Sauber hat es Lotus tatsächlich geschafft die absolute Katastrophe abzuwenden. Nichtsdestotrotz ist der Rennstall von der Performance der vergangenen zwei Jahre weit entfernt. Die Top-Teams ärgern? Das wird wohl 2014 nicht mehr passieren. Auch wenn es Lopez bestreitet, ein Rückfall ins Mittelfeld ist vonstatten gegangenen und es wird seine Zeit dauern, den Anschluss wiederzufinden. Aber Lotus ist definitiv auf dem richtigen Weg. (Kerstin Hasenbichler)