Nach dem Bekanntwerden von Mark Webbers Abschied aus der Formel 1 munkelte der ein oder andere schon: Webber traut sich 2014 nicht in der Formel 1 zu fahren, weil ein Wegfall des elektrischen Boosts gleichbedeutend mit Chancenlosigkeit wäre. Die elektrische Zusatz-Power ist in diesem Jahr doppelt so stark und steht 33 statt 6,7 Sekunden pro Runde zur Verfügung. Webber war 2013 an nahezu jedem Wochenende mindestens einmal ohne KERS-Power unterwegs.

KERS gibt es in dieser Saison nicht mehr, stattdessen gibt es nun ERS-H und ERS-K. Letzteres ist mit dem alten System zu vergleichen, ERS-H sorgt dafür, dass überschüssige Energie des Turboladers in elektrische Energie umgewandelt wird, der Turbolader aber auch umgekehrt von ERS-H auf Touren gebracht werden kann.

Vettel Langsamster

Und genau dieses System begann im ersten Qualifikationsabschnitt bei Vettel zu streiken. "Wenn man den Boost von ERS-H - den man mit KERS im letzten Jahr vergleichen kann - nicht hat, dann verliert man am Anfang der Geraden und am Ende", so Vettel. Am Anfang der Geraden soll der Turbolader im unteren Drehzahlbereich beschleunigt werden. Am Ende der Geraden ist der Ladedruck bereits so hoch, dass die überschüssige Energie in elektrische Energie umgewandelt und direkt über ERS-K an die Hinterräder abgegeben wird. Fällt ERS-H aus, ist der Pilot am Ende der Geraden nur noch mit Power des Verbrennungsmotors unterwegs, weil die Batterie keine Leistung mehr an ERS-K abgibt.

So sieht ERS-H bei Mercedes aus, Foto: Mercedes-Benz/adrivo
So sieht ERS-H bei Mercedes aus, Foto: Mercedes-Benz/adrivo

Grob gesagt: Vettel verlor beim Beschleunigen und bei der Endgeschwindigkeit. "Am Ende der Geraden konnte ich nicht einmal vom sechsten in den siebten Gang schalten, weil ich zu langsam war", erklärt Vettel. Die Topspeedmessung gibt Vettel recht: Mit 281,7 Stundenkilometer war er langsamster aller 22 Piloten, Teamkollege Daniel Ricciardo schaffte immerhin 3,3 km/h mehr und belegt in dieser Wertung Rang 12.

Glück im Unglück

Dabei hatte der Vierfachweltmeister noch Glück im Unglück: Als das Problem zum ersten Mal auftrat, waren die Auswirkungen noch deutlich schlimmer. Durch andere Einstellungen konnte das Problem zumindest teilweise behoben worden. "Wir sind etwas unter dem Limit gefahren. Wir konnten es zwar etwas kompensieren, aber volle Leistung hatte ich nicht."

Wieviel Zeit er dadurch konkret verloren hat, kann Vettel nicht sagen. "Ich habe noch keine Daten gesehen. Das einzige, was ich habe, ist der Vergleich mit Daniel aus Q2. Da waren es vier Zehntel." Aber das Qualifying hatte für den Red-Bull-Piloten nicht nur Schlechtes: "Die Balance des Autos war gut, wir haben da mehr oder weniger alles aus dem Auto herausgeholt. Die Probleme, die wir vor Barcelona hatten, haben wir gelöst."