Fünf Rennen, fünf Mercedes-Siege. Vier davon als Doppelsieg. Die Silberpfeile dominieren die neue Formel-1-Ära. Einige Experten und Kritiker sprechen deshalb schon von einer Mercedes-Langeweile. Daimler-Boss Dr. Dieter Zetsche sieht das erwartungsgemäß anders.

"Ganze vier Jahre lang hat ein Team die WM gewonnen. Jetzt haben wir gerademal fünf Rennen gesehen, in denen ein anderes Team gesiegt hat", erklärte Zetsche. "In den letzten vier Jahren habe ich weniger Kommentare über langweilige Rennen gehört als jetzt nach unseren fünf Siegen. Vielleicht traut man uns eher zu, so weiterzumachen."

Bei ihm selbst kann von Langeweile jedenfalls keine Rede sein. Rennen wie der Große Preis von Bahrain, bei dem sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg ein beinhartes Duell an der Spitze lieferten, sind Zetsche sogar fast schon zu nervenaufreibend.

"Aber letztlich ist es nicht unsere Aufgabe, sondern die unserer Gegner", betont Zetsche. "Wir werden ihnen sicher nicht helfen. Aber wir wissen, dass sie versuchen werden, den Rückstand aufzuholen."

Zetsche: Erfolge zählen jetzt viel mehr

Wie schwierig diese Aufgabe ist, weiß Mercedes aus eigener Erfahrung. Nach der Übernahme von Brawn GP musste das Silberpfeil-Team vier schwierige Lehrjahre überstehen. "Als wir als neues Team angetreten sind, war uns von Anfang an bewusst, dass wir nicht sofort ganz vorne sein würden", erinnert sich Zetsche. "Sicherlich war es manchmal schmerzvoll und das möchte ich nicht noch einmal erleben."

Gleichzeitig sei der derzeitige Erfolg so aber viel wertvoller für den Automobilhersteller. "Wir sind nicht nur ein großer Konzern, der herkommt und sagt: Hier sind wir und jetzt werden wir alles gewinnen. Es braucht ein ganzes Team, das zusammenarbeitet. Es geht in erster Linie nicht nur ums Geld, sondern um viele andere Dinge. Das haben wir in den ersten Jahren gelernt. Das Ergebnis ist nun viel wertvoller, als wenn wir von Anfang an alles gewonnen hätten."

Mercedes: Autos, Motoren und Racing

Dabei wurden durchaus die Vor- und Nachteile des Formel-1-Engagements im Vorstand gegeneinander abgewogen. "Racing ist nicht unser Hobby. Neben allen Emotionen müssen intelligente Geschäftsentscheidungen getroffen werden", erklärt Zetsche. Der Antrieb ist natürlich das Marketing. "Wir wollen unsere Marke präsentieren und glauben, dass es keinen besseren Weg dazu gibt als in unserem Kerngeschäft: Motoren, Autos und damit dem Rennsport. Das sind wir."

Dennoch müsse er die Ausgaben intern gegenüber den Anteilseignern rechtfertigen und Ergebnisse vorweisen. "Dabei kamen wir stets zu der Entscheidung, dass wir nicht nur kurzfristig denken, sondern alles, was wir machen, langfristig betrachten. Wenn wir dann nicht erfolgreich sind, arbeiten wir noch härter, um erfolgreicher zu werden. Das gilt für unser Kerngeschäft wie für den Rennsport."

Die neue Ausrichtung der Formel 1 mit sparsameren Motoren und grünen Technologien ist dabei ein Vorteil. Denn diese Technik lässt sich von der Rennstrecke auf die Straße übertragen. "Deswegen macht es mit dem neuen Reglement noch mehr Sinn als in der Vergangenheit."