1:4 nach fünf Rennen in Sachen Siegen, eines ist klar: Nico Rosberg muss schnellstens das Ruder herumreißen, wenn er Hamilton in der WM-Wertung nicht davonziehen lassen will. Niemand weiß das so gut wie der Wiesbadener selbst. Sein Selbstbewusstsein hat unter den Niederlagen aber nicht gelitten. Die Situation ist nicht neu: Bereits in der Kart-Europameisterschaft standen sich der Engländer und der Wiesbadener gegenüber, Hamilton holte sich damals die Meisterschaft. Rosberg ist sich jedoch sicher, dass sich das nicht wiederholen wird und hat dafür gute Gründe. Das Wichtigste jedoch: Das Verhältnis ist weiter entspannt, wenn auch nicht mehr eng.

"Lewis hat einen Lauf, das ist ganz klar. Wohl fühle ich mich derzeit nicht, das ist auch klar", sagte Rosberg gegenüber der FAZ, ist sich aber auch sicher, dass dies kein Dauerzustand sein wird: "Es gibt so Phasen im Sport, in denen dem einen alles zu gelingen scheint, aber irgendwann schwenkt das Pendel wieder in die andere Richtung. Dafür muss ich nun sorgen, am besten mit einem Sieg in Monaco. Ich muss seinen Lauf brechen."

Hamilton an seiner Schwachstelle packen

Sein Selbstbewusstsein habe unter den Niederlagen aber nicht weiter gelitten, so der vierfache GP-Sieger weiter. Der Grund dafür sei, dass er vom Speed her in den letzten drei Rennen mit Hamilton auf Augenhöhe gelegen habe. "Wenn ich diesen Speed beibehalte, dann werde ich bald wieder ganz vorne sein. Und noch etwas macht mir Mut: Im Kampf um die WM geht es vor allem um Konstanz, ich war bisher immer auf dem Podium in diesem Jahr, das ist keinem anderen gelungen."

Wie aber will Rosberg den Spieß herumdrehen? "Ich werde nicht alles vorher verraten", gibt er sich geheimnisvoll. Sein Vorteil: Er kennt seinen Gegner genau. "Die Stärken und Schwächen von Lewis haben sich nicht verändert. Er ist unglaublich schnell auf Strecke, aber er ist zum Beispiel auch immer mal wieder eingeschnappt, wenn ihm etwas nicht passt. Ich weiß, wo ich ihn packen kann. Alles wiederholt sich, das macht es für mich ein bisschen einfacher."

Die Kenntnis rührt aus alten Kart-Tagen: Im Jahr 2000 kämpften die beiden Youngster verbissen um den EM-Titel in der Formel-A-Kategorie. Er musste sich Hamilton beugen. Wiederholt sich die Geschichte nun? Rosberg glaubt nein: "Die Formel 1 liegt mir mehr als das Kartfahren, weil es weit technischer ist und ich mich sehr für die Setup-Arbeit und das Analysieren der Daten interessiere, das macht mir unglaublich viel Spaß, und damit kann man sich immer wieder Vorteile gegenüber anderen verschaffen. Die Formel 1 ist sehr viel Fahren, aber auch sehr viel Denken. Wenn man beides richtig hinbekommt, dann geht es richtig ab."

Kein Psychokrieg bei Mercedes

Das Wichtigste aber: Sein Verhältnis zu Lewis Hamilton ist weiterhin völlig in Ordnung: "Es ist schwieriger, das ist klar. Weil es ‚Ich gegen er‘ ist, da ist kein anderer momentan. Trotzdem haben wir weiterhin ein neutrales, gutes Verhältnis zueinander. Unser Vorteil ist, dass wir all das schon mal erlebt haben." Aber die jüngsten Psychotricks Hamiltons sind auch ihm nicht entgangen. Rosberg hat aber seine eigenen Methoden: "Es gibt Sachen, die ich Lewis nicht mehr einfach so hinlege und sage: Schau mal, das ist die beste Lösung! In Barcelona hatte ich einen Trick bei der Einstellung des Differentials gefunden. Die Daten waren offen, aber die muss er dann schon selbst finden."

Psychospiele seien in der Formel 1 von großer Bedeutung, so Nico Rosberg weiter. "Einer, der unglaublich gut in diesen Psychospielchen war, ist Michael Schumacher. Für mich war das eine sehr interessante Phase, und daraus habe ich sehr viel mitnehmen können." Wie in jeder Sportart werden die Rennen auf einer mentalen Ebene entschieden, führte er aus. Doch obgleich einige kleinere Spielchen gespielt werden: "Zwischen Lewis und mir gibt es noch keinen mentalen Krieg, wir machen das eher auf der Strecke aus."