Der Zweite ist der erste Verlierer - nach diesem Motto lebt Luca di Montezemolo. Umso härter muss es für den Ferrari-Präsidenten aktuell zu sehen sein, dass sein Team nicht einmal mehr die Nummer 2 im Feld ist. Während Mercedes seine Kreise um die Gegner zieht, läuft es bei der Scuderia wieder mal nicht rund. Abseits des Monaco GP machte James Allison keinen Hehl daraus wie schwierig es ist einen Rückstand während einer Saison aufzuholen.

"Wenn man in den ersten Rennen kein schnelles Auto hat, dann ist es für jedes Team eine Herausforderung, den Abstand zu minimieren", erklärte der Technikdirektor. Für China und Spanien hatte Ferrari einige Updates im Gepäck, die das Auto zwar verbessert haben, aber nicht den nötigen Sprung gebracht haben, um die Konkurrenz auf der Strecke tatsächlich angreifen zu können. "Wir hoffen, dass die nächsten Teile größere Fortschritte bringen werden, aber das werden wir erst sehen, wenn wir diese am Auto haben", erklärte Allison. Wobei er sich bewusst ist, dass auch die Konkurrenz nicht schläft.

"Es ist ziemlich schwer zu sagen, welches Potenzial im Auto steckt, denn es kommt nicht darauf an, dass wir jedes Rennen neue Teile ans Auto bringen, sondern dass wir größere Fortschritte erzielen als die Gegner, die aber natürlich ebenfalls immer wieder Updates haben. Vor allem sind die Prozesse und Herangehensweisen unter den Top-Teams ziemlich ähnlich, das macht es nicht einfacher einen relevanten Vorsprung gegenüber den Teams zu erzielen, gegen wir die kämpfen", räumte Allison ein. Auch in punkto Motoren-Paket sei aufgrund des Reglements nicht mehr viel an Performance herauszuholen.

Allison will Ferrari wieder nach vorne bringen, Foto: Sutton
Allison will Ferrari wieder nach vorne bringen, Foto: Sutton

"Auf Motorenseite ist es nur erlaubt an der Hardware Änderungen vorzunehmen, um die Zuverlässigkeit zu verbessern. Performancetechnisch kann man da nichts mehr groß ändern, aber es gibt natürlich andere Möglichkeiten, um aus der gleichen Hardware noch mehr PS herauszuholen", verriet der Ferrari-Technikdirektor. Entscheidend ist es Vertrauen ins Paket zu finden. "Wenn man Vertrauen in den Motor hat und weiß wie sehr man pushen kann, welches Mapping man fahren kann, wie nah man auf der mechanischen Seite ans Limit gehen kann, dann kann man neue Wege beschreiten und neue Settings an die Strecke bringen, die dann mehr PS bringen. Das ist ein kontinuierlicher Prozess", erklärte Allison.

Ferrari steht hinter Allison

Ross Brawn, Adrian Newey - in den vergangenen Wochen wurden viele Namen mit Ferrari in Verbindung gebracht, doch Teamchef Marco Mattiacci dementierte abseits des Monaco GP die Gerüchte. "Ob ich Newey einen Job angeboten habe? Nein!" Bei Ferrari sei man mit dem aktuellen Personal rund um Technikdirektor James Allison zufrieden - und das bekommt auch Allison zu spüren. "Ferrari steht hinter mir und die Richtung, die ich technisch mit dem Auto einschlagen will sowie was die technische Abteilung bei Ferrari angeht", betonte Allison.

In naher Zukunft sollen die Ergebnisse die eingeschlagene Richtung unterstreichen. "Ich hoffe, dass wir in naher Zukunft Ferrari dort sehen werden, wo das Team hingehört", sagte Allison und richtige gleichzeitig eine Bitte in Richtung Mattiacci und Montezemolo. "Wenn ich eine Bitte habe, dann dass sie kontinuierlich die besten Leute, die es auf dem Markt gibt, nach Maranello holen. Denn in diesem Sport geht es um die Leute, die man im Team hat - und ich hoffe, dass sie genau das tun."

Mit den Leuten, die bereits an Bord sind, ist Allison zufrieden. Sein Job sei es nun sicherzustellen, dass diese Raum und Zeit haben, um kreative und originelle Ideen umzusetzen. Denn nur mit solchen könne man die Konkurrenz langfristig abhängen. "Originalität kommt erst zustande, wenn man den Leuten die nötige Zeit gibt, um auch Fehler zu machen. Wenn man sie mit dem Rücken an die Wand stellt und ihnen enge Deadlines setzt, die ihnen nur eine Herangehensweise gestattet und zwar eine, die sie kennen und von der sie wissen, dass sie funktioniert, dann kann keine Kreativität entstehen", so Allison.