Überlegene Silberpfeile und eine distanzierte Konkurrenz. Crashes, Defekte und Aufholjagden gegen die Monotonie. Der Spanien-Grand-Prix hatte doch einiges zu bieten. Motorsport-Magazin.com hat für euch die Tops und Flops des Barcelona-Wochenendes gesammelt.

Top: Sterne strahlen heller denn je

Mercedes kommt derzeit aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, Foto: Sutton
Mercedes kommt derzeit aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, Foto: Sutton

Der Europaauftakt in Barcelona hätte den Beginn des großen Rückschlags von Red Bull Racing, Ferrari und Co. gegenüber Mercedes darstellen sollen. Hätte - denn genau das Gegenteil war der Fall. In der dreiwöchigen Pause nach den ersten vier Saisonrennen scheinen die Silberpfeile gegenüber der Konkurrenz einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben. Erneut sicherte man sich in beeindruckender Manier alle Sessionbestzeiten, feierte den vierten Doppelsieg in Serie und konnte die unglaubliche Serie, alle bisherigen Runden in dieser Saison geführt zu haben, um 66 Umläufe ausbauen. Der Mercedes W05 lief einmal mehr wie ein Uhrwerk und auch die Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg erlaubten sich keinen Fehler. Die Dominanz, mit der die Truppe aus Brackley Sieg um Sieg in dieser Saison einfährt ist einfach nur beeindruckend. Der Konkurrenz und uns bleibt nur die aufrichtige Gratulation zu einer souveränen Leistung.

Top: Bottas wie ein alter Hase

Valtteri Bottas absolvierte ein fehlerfreies Wochenende, Foto: Sutton
Valtteri Bottas absolvierte ein fehlerfreies Wochenende, Foto: Sutton

Valtteri Bottas bestritt am vergangenen Wochenende erst sein 24. Formel-1-Wochenende. Wenn man seine Leistung betrachtet, macht der Finne aber bereits einen wesentlich routinierten Eindruck. In den Trainingssessions fühlte sich Bottas mit dem überarbeiteten FW35 noch nicht völlig wohl und tastete sich mit den Positionen 14 und elf in FP2 und FP3 langsam an das Limit heran. Im Qualifying war er dann voll da und stellte seinen Williams auf den ausgezeichneten vierten Startplatz. Im Rennen kämpfte Bottas auf einer Zwei-Stopp-Strategie mit stumpfen Waffen gegen die Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel und unterlag den beiden schließlich, belegte aber dennoch einen hervorragenden fünften Platz. Umso erwähnenswerter wird die Leistung des 24-Jährigen, wenn man die restlichen Fahrer aus den Mercedes-Kundenteams genauer betrachtet. Felipe Massa im zweiten Williams wurde nur enttäuschender 13. Sergio Perez und Nico Hülkenberg in den Force Indias sowie Jenson Button und Kevin Magnussen auf McLaren landeten auf den Positionen neun bis zwölf.

Top: Vettel kämpft sich zurück

Sebastian Vettel bahnte sich seinen Weg durch das Feld, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel bahnte sich seinen Weg durch das Feld, Foto: Red Bull

Zwar musste sich Sebastian Vettel im Grand Prix von Spanien mit Rang vier begnügen und erneut Teamkollege Daniel Ricciardo geschlagen geben, doch war die Art und Weise, wie er diesen vierten Platz eingefahren hatte, durchaus imposant. Trotz eines Elektronikdefekt und somit nur vier Runden am Freitag sowie einem Getriebeschaden inklusive Strafrückversetzung auf Startplatz 15 am Samstag ließ sich Vettel nicht unterkriegen und startet im Rennen eine beeindruckende Aufholjagd. Position um Position machte der Weltmeister im Topspeed-schwachen Red Bull gut, überholte beide Ferraris und konnte kurz vor Ende auch noch Williams-Pilot Valtteri Bottas hinter sich lassen. Am Ende musste der Heppenheimer nur den überlegenen Mercedes und seinem Stallgefährten den Vortritt lassen. In Anbetracht seiner Ausgangssituation eine sowohl mental als auch fahrerisch einem Weltmeister würdige Vorstellung.

Flop: Suzie zickt erneut

Vettel musste mehrmals zu Fuß an die Box, Foto: Red Bull
Vettel musste mehrmals zu Fuß an die Box, Foto: Red Bull

Nach seinen schon beinahe kitschigen Romanzen mit Randy Mandy, Kinky Kylie, Abbey und Hungry Heidi befindet sich Sebastian Vettel derzeit in einer höchst komplizierten Beziehung mit seiner neuen Flamme Suzie. Schon mehrmals machte die neue Gefährtin an Vettels Seite in dieser Saison Schwierigkeiten, an diesem Wochenende in Barcelona gleich zwei Mal. Am Freitag kam es im ersten Training gleich nach vier Runden zu einem Kurzschluss. In der Folge musste der gesamte Kabelbaum getauscht werden, weshalb Vettel auch die zweite Session ausfallen lassen musste. Gerade als er am Samstag trotz Trainingsrückstand seinen Rhythmus gefunden zu haben schien, schlug der Defektteufel erneut zu. An seinem RB10 gab das Getriebe in Q3 den Geist auf. Vettel konnte keine gezeitete Runde absolvieren und belegte nur Rang zehn. Zu allem Überfluss musste das Getriebe auch noch getauscht werden, weshalb er um weitere fünf Plätze zurückversetzt wurde. Zumindest im Rennen war auf Suzie Verlass.

Flop: Ferrari feiert trauriges Jubiläum

Weder Kimi Räikkönen noch Fernando Alonso spielten im Spanien-GP eine Rolle, Foto: Sutton
Weder Kimi Räikkönen noch Fernando Alonso spielten im Spanien-GP eine Rolle, Foto: Sutton

Die stolze Scuderia fährt sich immer noch tiefer in die Krise. Seit einem Jahr und dem Heimsieg von Fernando Alonso konnte kein Ferrari-Pilot mehr ein Rennen gewinnen. Davon waren Alonso und Teamkollege Kimi Räikkönen auch am Sonntag meilenweit entfernt. Der Lokalmatador verlor als Sechster knapp anderthalb Minuten auf das Mercedes-Duo an der Spitze und konnte eine Überrundung vor seinen Fans gerade noch vermeiden, Kimi Räikkönen entging als Sechster der ultimativen Demütigung nicht und kam mit einer Runde Rückstand ins Ziel. Das erfolgreichste Team in der Geschichte der Formel 1 durchlebt derzeit eine seiner schwersten Krisen, die offensichtlich auch durch einen neuen Teamchef nicht sofort zu lösen war.

Flop: Crashtor Maldonado

Pastor Maldonado sorgte wieder einmal für Kleinholz, Foto: Sutton
Pastor Maldonado sorgte wieder einmal für Kleinholz, Foto: Sutton

Was zur Hölle ist eigentlich mit Pastor Maldonado los? Einen gewissen Hang zu Risiko und Härte ist man von ihm ja gewohnt, doch was der Venezolaner in dieser Saison abliefert ist schon bedenklich. Auch am Circuit de Catalunya wütete Maldonado wieder. Im Qualifying knallte er mit seinem Lotus gleich auf seiner ersten schnellen Runde am Ausgang von Kurve drei in die Mauer. Dabei missachtete er auch noch grundlegendste Regeln zur eigenen Sicherheit, wie zum Beispiel beim Aufprall die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Mit einem reparierten E22 ging es für Maldonado ins Rennen, nur um dort nach wenigen Runden schon wieder zu crashen. Bei einem völlig übermotivierten Manöver gegen Marcus Ericsson kollidierte er mit dem Schweden und fing sich prompt eine Fünf-Sekunden-Strafe ein. Der erneut enttäuschende 15. Platz war die Folge - so kann man eben keine Rennen fahren.

Flop: Schweizer Gemütlichkeit

Die Geburtstagstorte für Teamchefin Monisha Kaltenborn war der Höhepunkt des Sauber-Wochenendes, Foto: Sutton
Die Geburtstagstorte für Teamchefin Monisha Kaltenborn war der Höhepunkt des Sauber-Wochenendes, Foto: Sutton

Sauber kommt 2014 einfach nicht in Schwung. Zwar wurde der C33 vor dem Grand Prix von Spanien umfangreich überarbeitet, doch seine Performance blieb weiterhin unterirdisch. Weder Esteban Gutierrez noch Adrian Sutil hatten mit den Rängen 16 und 17 im Rennen auch nur den Hauch einer Chance auf Punkte. Lediglich die Nachzügler Jules Bianchi und Max Chilton bei Marussia sowie Marcus Ericsson im Caterham konnte das Sauber-Duo hinter sich lassen. Das kann nicht der Anspruch der so sorgfältig arbeitenden schweizerischen Mannschaft sein.

Flop: Zwei Stunden Formel 1 - besser als gar kein Schlaf

Kimi Räikkönen und die Gabe, ein Rennen mit einem Gesichtsausdruck zusammenzufassen, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen und die Gabe, ein Rennen mit einem Gesichtsausdruck zusammenzufassen, Foto: Sutton

Auch wenn es an diesem Wochenende am Circuit de Catalunya einige Verlierer gab, die größten waren einmal mehr die Formel 1 selbst und ihre Fans. Das Rennen bot - wie schon die bisherigen Grands Prix der Saison mit Ausnahme von Bahrain - praktisch in keiner Phase Action, so etwas wie Spannung kam nur durch unterschiedliche Strategien auf. Doch die Möglichkeit, dass es vielleicht irgendwann im Rennen zu einem Positionswechsel an der Spitze kommen könnte, reißt kaum einen Zuseher vom Hocker. Zu einzementiert ist die Überlegenheit von Mercedes, zu sehr gegen Rennaction getrimmt das neue Reglement. Der Spanien-Grand-Prix war eine Prozession, wie wir sie sonst nur im Süden des Landes zu Ostern erleben. Doch es wird voraussichtlich nicht die letzte in dieser Saison gewesen sein.