Am Freitag kam es im Korruptionsprozess gegen Bernie Ecclestone zum ersten Höhepunkt. Die Staatsanwaltschaft München rief Gerhard Gribkowsky als Belastungszeugen auf, der 2005 in seiner Funktion als Risikovorstand der BayernLB vom Briten 44 Millionen Dollar kassierte. Im November 2011 wurde Gribkowsky deshalb zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Für das Gericht gilt es nun zu klären, ob es sich bei der Zahlung um Bestechung handelte, damit die Formel-1-Rechte an den Investor CVC gingen, oder wie von Ecclestone behauptet, er von Gribkowsky wegen Steuerproblemen erpresst wurde. Wie der ehemalige Banker am dritten Prozesstag aussagte, habe er Ecclestone tatsächlich ein Papier auf den Tisch gelegt, um Druck aufzubauen. An den Inhalt des Briefes, der nicht mehr aufzufinden ist, könne er sich jedoch nicht erinnern.

Ecclestone und Gribkowsky kennen sich bestens, Foto: Sutton
Ecclestone und Gribkowsky kennen sich bestens, Foto: Sutton

Diese Aussagen waren naturgemäß Wasser auf die Mühlen von Ecclestones Verteidigung. Anwalt Sven Thomas erklärte, Gribkowsky habe bestätigt, "dass Druck ausgeübt wurde, der über das normale Maß hinausgeht." Ab Mai 2005 hatte sich das zunächst angespannte Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten schlagartig verbessert, da Gribkowsky erkannt habe: "Es gibt keine Formel 1 ohne Herrn Ecclestone." Daraufhin wurde das Kriegsbeil begraben und Ecclestone ließ den Risikovorstand mit den Worten "I will care of you" wissen, dass er für ihn sorgen werde.

Mit dem Privatjet nach Spa

Gribkowsky gab zu Protokoll, dass er diese Aussage als Jobangebot verstanden habe, da ihn ein Wechsel in die Formel 1 durchaus interessiert hätte. Ecclestone präsentierte CVC als Kaufinteressent und schickte seinen Privatjet, damit Gribkowsky bequem zum Plaudern zum Belgien GP kommen könne. "Ein gutes Taxi", lachte der Banker. Die BayernLB bewertete ihr Formel-1-Paket damals mit 400 Millionen, CVC bot doppelt soviel. Ecclestone sollte weiterhin an der Spitze der Königsklasse bleiben dürfen und Gribkowsky winkte zudem ein Posten im Aufsichtsrat.

Für schallendes Gelächter im Gerichtssaal sorgte Gribkowskys Aussage, der meinte, dass 2006 durch den Verkauf der Formel-1-Rechte "das letzte Großproblem der BayernLB erledigt" gewesen wäre. Zwei Jahre später schrammte das Geldinstitut nur knapp an der Pleite vorbei, was auch Vorstand Gribkowsky den Job kostete.

Der nächste Prozesstag ist für 13. Mai anberaumt. Insgesamt soll Gribkowsky, der mittlerweile als Freigänger das Gefängnis tagsüber verlassen darf und für einen österreichischen Baukonzern tätig ist, drei Mal in den Zeugenstand gerufen werden.