Fernando Alonso steht in Barcelona vor seinem Heimspiel, das er bereits zwei Mal für sich entscheiden konnte. Der Spanier schaffte zuletzt in China als Dritter zum ersten Mal in dieser Saison den Sprung auf das Treppchen, will vor dem Europa-Auftakt der Formel 1 aber dennoch nicht zu große Hoffnungen bei seinen zahlreichen Fans schüren. "Wir können das Wochenende nicht damit beginnen, dass wir daran denken, auf dem Podium zu stehen oder das Rennen zu gewinnen", sagte der Ferrari-Pilot. "Das würde zu falschen Erwartungen bei allen führen, die hier her kommen."

Abgesehen von Alonsos Podiumsfahrt in Shanghai gelang es Ferrari in dieser Saison noch nicht, einen Top-3-Platz zu erzielen - beim vorletzten Rennen in Bahrain schauten für Alonso und Kimi Räikkönen gar nur die Ränge neun und zehn heraus. "Wir werden unser Bestes geben", versicherte der Lokalmatador im Bewusstsein, dass die Gegnerschaft stark aufgestellt ist. "Wir wissen, dass es ein hartes Wochenende wird und wie man weiß, kann im Sport alles passieren, aber wenn ich heute sagen würde, dass ich um das Podium kämpfen werde, würde ich vermutlich lügen, und das möchte ich angesichts der vielen Leute, die kommen werden, nicht."

Mercedes im Blick

Auf dem Circuit de Catalunya gelten einmal mehr die Silberpfeil-Piloten als große Favoriten, die Alonso ehestmöglich einholen möchte. "Wir müssen alles tun, was wir können, um den Abstand zu schließen und konkurrenzfähig zu werden", forderte der zweimalige Weltmeister mit Blick auf Mercedes, schränkte aber ein: "Das wird nicht von einem auf das andere Rennen passieren." Vielmehr stehe Ferrari nach dem schwachen Saisonstart vor einer langsamen Erholungsphase, die hoffentlich rechtzeitig genug komme, um noch in Titelkampf eingreifen zu können.

"China war eine Kombination aus mehreren Dingen und Glück, um das Podium zu erreichen", gab sich Alonso keinen Illusionen hin. "Hier in Barcelona ist ein guter Punkt, um herauszufinden, wie wettbewerbsfähig wir sind. Es ist wieder ein Kurs mit unterschiedlichen Charakteristiken und eine Strecke, die uns bezüglich einiger Parameter Antworten liefern wird." Die Meisterschaft sei nun an einem Punkt angelangt, an dem es gelte, einige Fragen bezüglich der Leistungsfähigkeit zu klären, strich Alonso noch einmal hervor. "Wenn sie [Mercedes] auf uns im Titelkampf zählen, sind das gute Nachrichten, weil sie uns respektieren. Aber wir müssen abliefern, wenn wir eine Bedrohung werden wollen."

Mattiaci lernt

Mattiaci lässt sich die Formel 1 erklären, Foto: Sutton
Mattiaci lässt sich die Formel 1 erklären, Foto: Sutton

Obwohl bei Ferrari mittlerweile nicht mehr Stefano Domenicali, sondern Marco Mattiaci das Teamchefzepter schwingt, habe sich laut Alonso nichts Grundlegendes geändert. "Ich war letzte Woche in Maranello. Alles es ist ruhig, es gibt keine großen Änderungen, man sieht momentan nichts, was anders wäre", erklärte der Asturier. "Wie ich bereits in China gesagt habe, hat Marco wenig Erfahrung im Motorsport, aber viel Erfahrung auf der Managementseite. Er hört zu und lernt, so schnell er kann." Deshalb werde es noch etwas Zeit brauchen, bis der neue starke Mann Entscheidungen treffen wird, so Alonso.

Um Mattiaci die Formel 1 näherzubringen, gab es bei Ferrari zuletzt einige Meetings, an denen auch Alonso teilnahm. "Er ist sehr daran interessiert, jedem zuzuhören", erklärte er. "Er hat all die Ingenieure, Elektroniker und Fahrer in sein Büro gerufen, damit wir versuchen, ihm unsere Standpunkte und Bedürfnisse zu erklären", führte der Ferrari-Pilot weiter aus. "Er nimmt alles zur Kenntnis und wird die notwendigen Änderungen vornehmen, die er für das Team am besten hält. Hoffentlich ist das eine gute Sache für Ferrari, damit wir vorwärtskommen und einige Sachen, einige historische Fehler, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, ausbessern." In technische Belange werde sich Mattiaci allerdings nicht einmischen, schließlich sei er kein Ingenieur, so Alonso.