20 Jahre sind eine lange Zeit. In der Welt der Formel 1, aber auch in der Welt allgemein. Vieles veränderte sich, die Welt von heute ist eine andere als die vom 1. Mai 1994. Und dennoch ist dieser Tag eingebrannt ins Gedächtnis der meisten Motorsportfans. Unauslöschlich, für immer. Das Wochenende war von Anfang an ein einziges Drama gewesen. Es begann mit dem schweren Trainingsunfall von Rubens Barrichello am Freitag, der Brasilianer kam mit leichten Verletzungen davon.

Dann der erste Schock am Samstag, der tödliche Unfall von Roland Ratzenberger im Qualifying. Der Tod des Österreichers ging besonders Ayrton Senna nah. "In persönlichen, menschlichen Dingen war Ayrton sehr mitfühlend, sehr weich. Er hatte da nie diese Härte, die vielen anderen Männern zu eigen ist", erinnert sich Ron Dennis, der sechs Jahre lang bei McLaren sein Teamchef war. Während sich viele Piloten angesichts des Horrorunfalls verkrochen, suchte Senna die direkte Konfrontation.

Er fuhr zur Unfallstelle hinaus, um sich selbst ein Bild zu machen. Als er an die Box zurückkam, war er völlig erschüttert. Kein Gedanke mehr an Weiterfahren, er zog sich völlig zurück. Seine Gefühle wollte er in diesem Moment mit sich ganz allein ausmachen. Sonntag, 1. Mai 1994 - Senna entschloss sich wieder ins Auto zu steigen, im Gedenken an Ratzenberger hatte er im Auto eine österreichische Flagge. Um 14.17 Uhr, kurz nach Beginn der siebten Runde, zerschellte der Wagen des dreifachen Champions an einer Betonmauer in der berüchtigten Tamburello-Kurve.

Der gelbe Helm war sein Markenzeichen, Foto: Sutton
Der gelbe Helm war sein Markenzeichen, Foto: Sutton

F1-Journalistin Karin Sturm, die Senna gut kannte und über ihn ein Buch geschrieben hat, erinnert sich an persönliche Bekenntnisse des Brasilianers in privaten Gesprächen zurück. Seine eigene Angst, Gefühle während früherer, spektakulärer Unfälle, auch die Angst vor dem Sterben, damals, bei jenem Testunfall in Hockenheim, "als ich so hoch in der Luft war wie die Baumwipfel", und dieser Satz, dass es wohl etwas gebe, wovor er noch mehr Angst habe als vor dem Sterben, "davor, nach einem Unfall mit einer schweren Behinderung dahinvegetieren zu müssen, nicht mehr richtig leben zu können..."

Was bei dem tödlichen Unfall mit Sennas Auto genau geschah, ist bis heute nicht geklärt. Ist Senna mit zu viel Risiko gefahren und verlor in der Tamburello-Kurve die Kontrolle? Oder brach die Lenksäule, weil sie unsachgemäß eingebaut war? Das konnte auch in zwei Prozessen nicht geklärt werden. "Ich weiß nicht was passiert ist, das ist meine ehrliche Antwort", sagt der damalige Williams-Chefdesigner Adrian Newey, der heute die Autos für Sebastian Vettel baut. Zum 20. Todesttag von Senna räumt Newey erstmals Fehler bei der Konstruktion des Autos ein. Er habe sich verrechnet, so der Brite.

In Brasilien weiß heute noch fast jeder ganz genau, wo er am 1. Mai war, was er getan tat, als er von Sennas Tod erfuhr. Der brasilianische Nationalheld wurde um 18:40 Uhr im Maggiore-Krankenhaus in Bologna offiziell für tot erklärt. "Als wäre die Sonne vom Himmel gefallen", erzählte Gerhard Berger später über diesen Tag. Seit 2006 ist Imola nicht mehr im Formel-1-Kalender. Was bleibt, ist die Legende Ayrton Senna. Mit seinen drei WM-Titeln, 41 GP-Siegen und 65 Pole-Positions gilt er bis heute als der größte Rennfahrer aller Zeiten.