42 Punkte hat Lewis Hamilton derzeit mehr auf dem Konto als Sebastian Vettel. Drei Siege stehen beim Briten bereits auf der Haben-Seite, beim Deutschen sind es in dieser Saison noch null. Bei den Konstrukteuren ist die Lage sogar noch eindeutiger: 97 Punkte Vorsprung hat Mercedes nach vier Rennen bereits auf Red Bull. Vier Siege und sieben Podiumsplatzierungen gingen nach Brackley, lediglich ein dritter Platz durfte in Milton Keynes gefeiert werden.

Und dennoch: Lewis Hamilton hat Angst vor dem Weltmeisterteam. "Wenn ich ehrlich bin, dann traue ich der ganzen Situation bei Red Bull nicht ganz", so der Brite in der Bild am Sonntag und begründete seine Bedenken: "Klar scheinen sie noch Probleme mit ihrem Motor zu haben. Aber die haben unabhängig von der Power-Unit ein starkes Auto. Ich bin mir sicher, dass die noch aufholen."

Gleichzeitig baut der Weltmeister von 2007 auch Druck auf Sebastian Vettel auf: "Als viermaliger Weltmeister muss Sebastian jetzt seine Führungsqualitäten als Anführer des Teams zeigen." Viele Konkurrenten und Insider warfen dem Heppenheimer in den vergangenen Jahren vor, nur wegen seines übermächtigen Autos die Konkurrenz derart deklassiert zu haben.

Vettel müsse, so die weitläufige Meinung, in schwierigen Zeiten zeigen, dass die gewonnenen Weltmeisterschaften nicht einzig und allein Produkt eines überlegenen Newey-Autos waren. "Wenn es hart auf hart kommt, kannst du als Kopf des Teams deine Stärke aufs Team übertragen", so Hamilton weiter.

Alonsos Bewegungen aufgesaugt

Hamilton spricht gewissermaßen aus Erfahrung. Auch er hatte nicht immer ein Auto, mit dem Siege oder gar Weltmeisterschaften möglich waren. Trotzdem ist die Statistik des Briten beeindruckend: Seit seiner Debüt-Saison 2007 gewann Hamilton in jedem Jahr mindestens ein Rennen. Auch 2009, als der McLaren nicht mit dem Brawn oder dem Red Bull mithalten konnte.

Das Duell Hamilton/Alonso beschränkte sich nicht nur auf die Strecke, Foto: Sutton
Das Duell Hamilton/Alonso beschränkte sich nicht nur auf die Strecke, Foto: Sutton

In seiner Debüt-Saison hatte Hamilton mit Fernando Alonso einen in vielerlei Hinsichten schwierigen Teamkollegen an seiner Seite. Zumindest sportlich könnte das Duell mit Rosberg in diesem Jahr ähnlich intensiv werden. Vergleiche zwischen dem Deutschen und dem Spanier will er nicht ziehen. "Das wäre den beiden gegenüber nicht fair. Beide sind komplett unterschiedliche Charaktere."

Auch die Situation, in der Sich Hamilton nun befindet, ist gänzlich anders als noch vor sieben Jahren. "Fernando hatte so viel mehr Erfahrung als ich, als ich zum Team dazu kam. Ich musste jede seiner Bewegungen aufsaugen, um mich selbst besser zu machen."

Rosberg schneller denn je

Hamilton: Man weiß nie, was auf den nächsten Metern passiert, Foto: Mercedes AMG
Hamilton: Man weiß nie, was auf den nächsten Metern passiert, Foto: Mercedes AMG

Zwar ufert die Rivalität zwischen Rosberg und Hamilton noch nicht so aus wie jene zwischen Hamilton und Alonso im Jahr 2007, einen sportlichen Höhepunkt erlebte sie aber beim Großen Preis von Bahrain. Die Teamkollegen fuhren rundenlang Rad an Rad und kämpften um den Sieg, den schließlich Hamilton holte. "Auch wenn nur noch wenige Zentimeter zwischen unseren Reifen sind, wissen wir, wie wir die Situation lösen, ohne uns zu berühren", beruhigt der WM-Zweite.

Endgültige Sicherheit gibt es aber nicht. "Das ist Autorennen. Das ist der spannende Faktor, dass du nie zu 100 Prozent weißt, was auf den nächsten Metern passiert. Du weißt es einfach nicht. Du hoffst nur, dass du heil durch die nächste Kurve kommst. Und am besten noch als Erster."

Trotzdem versucht Hamilton zu beruhigen, beide wüssten, wie sie reagieren. "Man legt sich mit der Zeit im Kopf eine Art Datenbank über den Teamkollegen an", erklärt er. "Ich weiß, wie Fernando fährt, wie Nico fährt." Und wie fährt der aktuelle Teamkollege? "Fair, technisch sehr versiert. Er ist aggressiv, aber nicht sinnlos aggressiv. Gerade das richtige Maß. Das Problem ist, dass Nico schneller ist als je zuvor."