Der erste von mindestens 26 Verhandlungstagen in München liegt hinter Bernie Ecclestone. Am Donnerstag fand der Auftakt zu jenem Prozess statt, in dem die Staatsanwaltschaft dem F1-Zampano nachweisen will, sich im Zuge des Verkaufs der Königsklassenrechte durch die BayernLB der Delikte der Bestechung und Anstiftung zur Untreue schuldig gemacht zu haben.

"Es war ein anstrengender erster Tag. Der Richter, die Staatsanwälte, meine Anwälte, alle sprechen deutsch. Ich nicht. Ich habe zwar eine Simultandolmetscherin, die jedes Wort übersetzt. Aber alles genau zu verfolgen, was gesprochen wird, das strengt schon sehr an", fasste der Brite den Prozessbeginn im Landgericht zusammen.

Ecclestone droht im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Dass er sich angesichts dieses Strafausmaßes freikaufen möchte, bestreitet der 83-Jährige jedoch vehement - britische Medien hatten berichtet, Ecclestone wolle angeblich rund 300 Millionen Euro auf den Tisch legen, um gar nicht erst Gefahr zu laufen, hinter Gitter zu müssen.

Davon möchte er aber nichts wissen. "Nein, das ist totaler Nonsens und Müll. Ich will mich nicht freikaufen. Warum sollte ich einen Deal wollen? Ich sage dem Gericht die Wahrheit darüber, wie alles abgelaufen ist", erklärte Ecclestone gegenüber Bild. "Und dann ist es Sache des Gerichts, das alles zu beurteilen. Ich will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Dann wird sich alles aufklären."

Abschied von der Formel 1 droht

Bringt Gribkowsky Ecclestone zu Fall?, Foto: Sutton
Bringt Gribkowsky Ecclestone zu Fall?, Foto: Sutton

Am 9. Mai wird mit Gerhard Gribkowsky jener Mann als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft auftreten, den Ecclestone mit 44 Millionen Dollar bestochen haben soll. Dennoch gibt sich der Formel-1-Boss gelassen. "Herr Gribkowsky hat bereits dreimal ausgesagt. Ich denke nicht, dass in einer vierten Aussage noch etwas Neues kommen wird."

Während Ecclestone vor Gericht steht, laufen hinter den Kulissen der Formel 1 bereits heiße Gespräche über die Nachfolgeregelung. Fest steht: einen einzelnen mächtigen Mann wird es nicht mehr geben. "Nach Ecclestone wird es, vermute ich, ein Managementteam mit unterschiedlichen Kompetenzen geben", erklärte Toto Wolff.

Aber ist die Ära Bernie Ecclestone tatsächlich vorbei, sollte er für schuldig befunden werden? Es hat ganz den Anschein. "Wenn ich verurteilt werde, wird es schwer, meinen Job in der Formel 1 zu behalten. Das ist das Problem", weiß der Brite, dass er die Geschicke der Königsklasse nur schwer aus der Gefängniszelle wird leiten können.