Im vergangenen Jahr war China für Toro Rosso wahrlich eine Reise wert. Mit Rang sieben für Daniel Ricciardo erzielte die 'kleine Red-Bull-Schwester' dort das zweitbeste Resultat der gesamten Saison. Auch Jean-Eric Vergne zeigte mit Rang zwölf eine durchaus ansprechende Leistung. Am kommenden Sonntag könnte die Welt für Toro Rosso auf dem Shanghai International Circuit allerdings weit weniger rosig aussehen. Denn anders als im Vorjahr wird der STR9 seit Beginn der Turbo-Ära in der Formel 1 nun von einer Power Unit Renaults angetrieben - ihres Zeichens momentan noch die schwächste im Feld der drei großen Hersteller.

Das Layout der von Herrmann Tielke entworfenen Strecke schreit jedoch förmlich nach Motor-Power, weswegen Toro Rosso ein schwieriges Wochenende bevorstehen könnte. Die Gegengerade in Shanghai ist nicht nur die längste im aktuellen Formel-1-Kalender, auch die lange Start-Ziel-Gerade sowie sechs sehr langsame Kurve verlangen nach Antriebsleistung und starker Traktion. Trotz der mutmaßlichen Defizite des STR9 zeigt sich Formel-1-Rookie Daniil Kvyat wie gewohnt angriffslustig. Nach einem starken Start mit Punkten in Australien und Malaysia verpasste der junge Russe in Bahrain knapp die Punkte - eine Scharte, die er um jeden Preis ausmerzen will.

"Ich war nach Bahrain sehr enttäuscht, hoffe aber nach den lehrreichen Tests im Anschluss, nun wieder voll angreifen und in die Top-10 fahren zu können." Zwar kennt Kvyat die Strecke bisher nur aus dem TV und dem Simulator, jedoch ist er sich sicher, den anspruchsvollen Kurs dennoch meistern zu können. Vor allem der Reifenverschleiß wird im Rennen entscheidend sein, weswegen der Neuling vor der großen Herausforderung steht, im jugendlichen Übermut nicht zu sehr zu pushen.

Teamkollege Vergne, der seit dem Saisonauftakt in Australien auf weitere Punkte wartet, freut sich bereits auf die große Herausforderung des Shanghai International Circuit, vermeidet es jedoch, Kampfansagen zu machen. "Das Layout des Kurses ist sehr interessant, denn es treffen quasi alle Kurventypen aufeinander, gepaart mit sehr langen Geraden, auf denen Überholen sehr gut möglich ist." Für den Fahrer bedeute die Strecke zwar viel Fahrspaß, jedoch nur mit dem richtigen Reifenmanagement.

Toro Rosso: Shanghai Bilanz

Toro Rosso in Shanghai: Die Bilanz der Red-Bull-Juniormannschaft in China fällt durchwachsen aus. Für das mit Abstand beste Ergebnis sorgten 2007 Sebastian Vettel und Vitantonio Liuzzi. Der Heppenheimer fuhr vom 17. Startplatz bis auf Rang vier nach vorne, während Liuzzi Sechster wurde. Im Vorjahr wusste Daniel Ricciardo mit einer starken Leistung zu überzeugen. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen belegte der Australier den siebten Rang.

Jean-Eric Vergne in Shanghai: Der Franzose konnte in China bislang noch nichts Zählbares verbuchen. 2012, bei seinem Debüt auf dem Shanghai International Circuit, wurde Vergne 16. und in der Vorsaison musste er sich mit dem zwölften Platz begnügen.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Bei Betrachtung der harten Fakten dürfte Toro Rosso in Shanghai nicht so konkurrenzfähig sein, wie es sich das Team sicherlich erhofft. Dass die STR9 in Bahrain - einer Strecke mit vier Geraden und vielen langsamen Kurven - eigentlich keine Rolle spielten, ist sicherlich kein Zufall. Die Renault-Power-Unit im Heck scheint einfach noch nicht auf dem Level, auch derartige Streckenlayouts angemessen zu meistern, sofern nicht der Rest des Paketes überragt, wie beispielsweise bei Red Bull. Jedoch fuhr Rookie Daniil Kvyat auch in Malaysia trotz zweier endloser Geraden als Zehnter immerhin in die Punkte, weswegen mit etwas Chaos im Rennen sicherlich etwas Hoffnung auf Zählbares für Toro Rosso besteht. (Samy Abdel Aal).