Die Formel-1-Saison 2014 ist zwar erst zwei Rennen alt, doch das neue Reglement sorgte bereits für jede Menge Diskussionsstoff. Zu leise, zu langsam, zu wenig spektakulär - so lauten die Vorwürfe der Fans, denen sich auch einige Verantwortliche anschlossen. Aufgrund dessen kam es vor wenigen Tagen zu einem Treffen zwischen Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und Bernie Ecclestone, bei dem etwaige Regeländerungen besprochen wurden, die die Formel 1 wieder attraktiver machen sollen.

Brillante technische Revolution

Wenig von derlei Gedankenspielen hält man naturgemäß bei Mercedes, immerhin dominieren die Silberpfeile bislang nach Belieben und sind keineswegs daran interessiert, dass ihre Vormachtstellung untergraben wird. "Es ist ganz wichtig, dass wir Stabilität im Sport haben", erklärte Motorsportchef Toto Wolff. "Wir sind jetzt erst das zweite Rennen gefahren und schon wird groß geheult, was alles falsch ist."

Der Österreicher vertritt die Ansicht, dass man erst nach dem Großen Preis von Monaco, dem sechsten Saisonlauf, eine Zwischenbilanz ziehen sollte und dann analysiert, in welchen Punkten Adaptierungen vorgenommen werden. "Wenn wir das Reglement für nächstes Jahr anpassen müssen, müssen wir darauf achten, dass wir nicht in erratisches Agieren verfallen, denn das macht den Sport noch unglaubwürdiger und er hat in den letzten Monaten schon gelitten", so Wolff.

"Wir sind acht Zehntel von der Poleposition des letzten Jahres entfernt mit einem Auto, das 25% weniger Downforce hat und 30% effizienter ist - worüber reden wir also", kann er die ganze Aufregung über die neue Formel 1 ohnehin nicht nachvollziehen. "Wir befinden uns in einer brillanten technischen Revolution und machen den Sport runter. Ich verstehe das irgendwie nicht."

Die Spannung hielt sich zuletzt in Grenzen, Foto: Sutton
Die Spannung hielt sich zuletzt in Grenzen, Foto: Sutton

Fest stehe jedenfalls, dass Mercedes momentan einen besseren Job als die Konkurrenz macht, was jedoch den umfangreichen Vorarbeiten für die laufende Saison geschuldet sei. "Im letzten Sommer mussten wir entscheiden, ob wir uns nach Red Bull richten oder mehr auf den 2014er-Motor gehen. Wir haben uns für 2014 entschieden", führte Wolff die Vorgehensweise bei den Silberpfeilen aus. "Wir waren früh dran und waren daher im zweiten Teil der Saison auch etwas eingeschränkt."

Wie Wolff gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte, wird es in dieser Saison in puncto Motoren maximal Änderungen bezüglich der Haltbarkeit geben, die Performance soll hingegen unberührt bleiben. Allerdings geht er ohnehin davon aus, dass Renault und Ferrari Schritt für Schritt aufholen werden, da sie über die GPS-Daten von Mercedes verfügen und daher wissen, wie sich die Power Unit aus Brixworth fährt.

Kritik an der Konkurrenz

Eine mögliche Regeländerung, die beim Treffen zwischen Montezemolo und Ecclestone erörtert worden sein soll, betrifft eine Verkürzung der Rennen, um es den Teams zu erlauben, höhere Drehzahlen zu fahren, womit der Sound kräftiger als derzeit ausfallen würde. Außerdem soll das umstrittene Fuel-Flow-Meter abgeschafft werden, was zur Folge hätte, dass das Thema Spritsparen vom Tapet wäre.

"Es ist interessant, dass es plötzlich bestimmte Motorenhersteller oder Teams gibt, die sagen, dass sie es nicht geschafft haben, Autos zu bauen, die mit 100 kg Treibstoff schnell genug sind und daher versuchen, um weitere 10 kg aufzustocken", zeigte sich Wolff verständnislos. "Tut mir leid, aber sie haben ihren Job nicht gemacht, wie sie ihn hätten machen sollen. Ich finde diese ganze Diskussion absurd."

Die Mercedes-Power-Unit, Foto: Mercedes
Die Mercedes-Power-Unit, Foto: Mercedes

Die Intention einiger Rennställe sei offensichtlich und ziele darauf ab, das Feld näher zusammenzuführen, so Wolff weiter. "Ich schätze, so läuft das in der Politik", meinte er und erklärte aus der Perspektive von Mercedes: "Der Grund, warum wir in diesem Sport vertreten sind, ist, weil wir glauben, dass die Formel 1 eine riesige Plattform ist - wir wollen hier unsere Marke präsentieren." Dennoch sei es selbstredend wichtig herauszufinden, was den Fans missfällt, doch das müsse sachlich und ohne jegliche Polemik geschehen.

Keine Benzinspar-Formel

"Was gesagt wurde, stimmt nicht", nahm Wolff auf Aussagen von Montezemolo und Co. Bezug. "Es gibt keinen Benzinspar- oder Taxismodus - wir fahren Vollgas", stellte er klar. "Gefällt den Fans der Sound nicht? Dann müssen wir daran arbeiten. Finden die Fans die Rennen langweilig, weil ein Fahrer oder Team dominiert? Das Phänomen hatten wir in den letzten zwanzig Jahren."

Ecclestone und Montezemolo planen Regeländerungen, Foto: Sutton
Ecclestone und Montezemolo planen Regeländerungen, Foto: Sutton

Natürlich führe Dominanz, wie sie derzeit von Hamilton und Rosberg ausgestrahlt wird, zu einer gewissen Eintönigkeit, was er aus Sicht der Zuschauer auch vollkommen verstehe, zeigte der Österreicher Verständnis. Aber: "In dem Fall hab ich eine andere Kappe auf", erklärte er in seiner Rolle als Mercedes-Motorsportchef.

Mehrfach betonte Wolff, wie wichtig sei, dass die Formel 1 mit fragwürdigen Diskussionen nicht ihr eigenes Image ramponiert, das zuletzt ohnehin schon genug gelitten hätte, und griff exemplarisch noch einmal die Thematik Motorenklang auf. "Wir müssen den Fans zuhören und der Sound ist sehr wichtig", sagte er. "Wenn das ein Problem ist, dann lasst uns daran arbeiten. Aber das ist ein bestimmtes Thema und nicht der Motorsport an sich."