Im Ferrari-internen Duell steht es 2:1. Kimi Räikkönen startet mit Rang fünf (durch die Strafversetzung von Daniel Ricciardo) erstmals vor Teamkollege Fernando Alonso, der das Schlusslicht der Top-10 bildet. Der Spanier verlor kontinuierlich Power, ohne das bisher ein klarer Grund gefunden wurde. "Ich sah, dass der Abstand immer größer wurde. Q3 war wahrscheinlich die schlimmste Runde, denn ich habe auf der Geraden sehr viel verloren", erklärte ein geknickter Alonso. "Das war nicht gerade der beste Zeitpunkt am Wochenende."

Erst wenn der Ferrari aus dem Parc Fermé zurück ist, könne die Mannschaft sich auf die Suche nach Gründen machen. Aktuell ist ein Problem mit dem Motor im Gespräch, aber auch die Aerodynamik könnte durch eine Beschädigung des Unterbodens in Mittleidenschaft gezogen sein. "Manchmal sind es Dinge an der Software, das kann schon genug sein. Vielleicht auch Änderungen am Lenkrad. Wir müssen prüfen, ob wir während des Qualifyings etwas gemacht haben, aber es schien so, als würde ich langsam Power verlieren", erklärte Alonso. "Es ist etwas traurig, denn in Q2 fuhr ich eine 34.5. In Q3 mit weniger Sprit und besseren Streckenbedingungen eine 34.9. Unglücklicherweise stimmte im entscheidenden Moment unser Paket nicht"."

Besonders in Bahrain wäre die Chance auf ein besseres Ergebnis gegeben gewesen, denn Top-Leute wie Sebastian Vettel oder Nico Hülkenberg würden von weiter hinten starten. Dennoch konnte Alonso dem Ergebnis noch etwas Positives abgewinnen: "Zumindest wissen wir, dass wir nicht die Pole Position verpasst haben, denn wir waren nie in der Position dazu."

Für Kimi Räikkönen ging es zum ersten Mal vor Alonso im Qualifying - mit etwas Zittern. In Q1 setzte er kurz vor Ende seine Zeit, die für Platz fünf reichte, vorher mussten die Fans um den Einzug in Q2 bangen. In Q2 hieß es ebenfalls Warten und Zittern. Der Finne lag auf dem zehnten Rang und musste hoffen, dass sich niemand mehr verbessert und ihn aus dem letzten Segment wirft.

Am Ende war er mit Rang sechs relativ zufrieden und freute sich über den deutlich verbesserten Ferrari. "Die Teile, die ich wollte, haben definitiv geholfen und im Qualifying fühlte es sich jetzt mehr an, wie wir das erwartet und gewollt hatten", erklärte der Finne, der nun deutlich zufriedener mit der Front seines Boliden ist. "Wir arbeiten definitiv in die richtige Richtung, sind aber immer noch nicht da, wo wir sein wollen."

Kimi Räikkönen macht sich Sorgen um die erste Runde, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen macht sich Sorgen um die erste Runde, Foto: Sutton

Die erste Kurve überstehen

Räikkönen ist fest überzeugt, dass die Änderungen zwischen den Freien Trainings und dem Qualifying richtig waren. "Gestern waren die Longruns recht schwierig, aber als ich die weichen Reifen drauf hatte, fühlte es sich plötzlich recht gut an", schilderte Räikkönen.

Ob die Verbesserungen reichen, um mit Williams und dem Force India von Perez zu kämpfen, wollte er noch nicht prognostizieren. "Ich erwarte, dass es in Ordnung ist, aber ich bin nicht sicher, ob wir schnell genug sind, um mit denen da vorne zu kämpfen", überlegte der Weltmeister von 2007. "Zunächst müssen wir aber erst die ersten Kurven und die ersten Runden überstehen." In Malaysia waren Räikkönens Aussichten bereits nach kurzer Zeit getrübt, nachdem ihm Kevin Magnussen den Reifen aufgeschlitzt hatte und er viel Zeit auf dem Weg in die Box verlor.

Alonso blickt eher nach hinten, denn er weiß um Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo im Nacken. "Sie werden eine Gefahr", warnte der Spanier. "Sie werden morgen stark von hinten kommen. Sie haben viele neue Reifen für das Rennen und sind direkt hinter uns." Sollte die Pace morgen wie erwartet ausfallen, rechnet Alonso mit guten Punkten - das sei ohnehin von Anfang an das Ziel gewesen.

Alonso hofft, die im Qualifying verlorenen Positionen wiedergewinnen zu können. Dabei soll ihm bereits am Start die saubere Seite helfen, die er durch die Strafversetzung von Daniel Ricciardo nun bekommen hat. "Ich bin nun Neunter. Hoffentlich gelingt uns ein guter Start und eine gute Strategie." Bisher war der Spanier mit seinen Starts in dieser Saison noch nicht glücklich, einige neue Teile sollen aber in diese Richtung Fortschritte bringen. "Wir müssen aggressiv ans Rennen gehen. Wir haben nichts zu verlieren - wir sind bereits fast aus den Punkten und müssen uns verbessern."

Viele Baustellen

Trotz des erneuten Rückschlags ist Alonso fest überzeugt, noch ein Wörtchen um die WM mitsprechen zu können und vertraut auf die Fähigkeiten von Ferrari. "Ich gebe seit drei Rennen immer die gleiche Antwort: Es ist erst das dritte Rennen und wenn ich sagen würde, dass wir keine Sekunde aufholen können, dann können wir auch zuhause bleiben", ärgerte sich der Spanier. Wie Räikkönen ist er fest überzeugt, dass das Team über die Leute, die Ausstattung und die Ressourcen verfügt, um wieder zur Spitze aufzuschließen. "Wir werden bis zur letzten Möglichkeit alles versuchen."

Kimi Räikkönens Bremsprobleme hatten nichts mit dem Brake-by-Wire-System zu tun, Foto: Sutton
Kimi Räikkönens Bremsprobleme hatten nichts mit dem Brake-by-Wire-System zu tun, Foto: Sutton

Dabei gibt es laut den Ferrari-Piloten aber nicht einen speziellen Schwachpunkt am F14 T. In allen Bereichen seien Verbesserungen nötig. Allerdings hat Räikkönen die Fragen zum Brake-by-Wire-System satt. Er hatte zwar am Freitag Bremsprobleme, diese standen aber nicht in Zusammenhang mit dem System. "Das war nie wirklich ein Problem", erklärte er nochmals. "Wir hatten ein paar Zwischenfälle während der Testfahrten, aber das ist aussortiert."

Natürlich sei auch dieses System noch nicht in Gänze ausgereift, aber wie alles andere würden die Verbesserungen Stück für Stück kommen. "Es hat mehr mit der Front des Autos zu tun. Wenn wir das noch besser im Griff haben, wird auch das Bremsen einfacher und die Probleme mit blockierenden Rädern werden weniger", erklärte der Finne. "Der Unterschied zu Mercedes ist immer noch groß, aber wir wissen was wir tun und wir brauchen nur Zeit, bis wir da sind, wo wir hin wollen."